Satanskuss (German Edition)
Geräusch war zu hören. Simon öffnete die Tür weiter und sah sich um. Seine hinterlassene Verwüstung empfing ihn. Dicht gefolgt von Ariel betrat er die Wohnung.
Am liebsten hätte er ihr befohlen, draußen zu bleiben, aber bei dem Gedanken an Selim entschied er sich anders. Besser Ariel blieb bei ihm. An seiner Seite, wo er sie beschützen konnte. – Vor allen Wesen, außer vor sich selbst.
Der Dämon schritt über Vasen, die nunmehr ein bunter Scherbenhaufen auf dem Boden waren und inspizierte in schneller Folge alle Räume.
Ariel versuchte aus Simons Hektik, den aufgerissenen Schubladen, durchwühlten Papiere, umgestoßenen und kaputten Vasen, zerbrochenen Spiegel, den Lebensmittel, die auf dem Boden verstreut lagen, den Kleidungsbergen, die jemand aus dem Schrank gezerrt und durchsucht hatte, der zerschnittenen Matratze und dem zerrissenen Oberbetten einen Sinn zu machen.
Simons Hektik begründete sie mit der Sorge um ihre Sicherheit. Sie rührt Ariel, obwohl die Novizin sie beinahe besitzergreifend fand. – Ein aufrührerischer Teil von ihr aber fand genau das angenehm. Genauso angenehm, wie seinen Beschützerinstinkt ihr gegenüber – und sein Verlangen.
Routiniert kontrollierte sie die Aufbewahrungsverstecke ihres Vaters, an denen er Geld und Wertgegenstände lagerte. Obwohl der Täter alle Verstecke entdeckt und geöffnet hatte, schien nichts zu fehlen.
Einige Schmuckstücke – Familienerbstücke – die sie kannte und von denen ihr Vater sich trotz seines Geldmangels nie hatte trennen wollen, lagen noch immer in einer Schatulle auf rotem Samt gebettet. Wertsachen, die ein gewöhnlicher Dieb auf jeden Fall mitgenommen hätte. Selbst jemand, der etwas ganz anderes suchte, hätte sie als willkommene Zusatzbeute eingesackt.
Nicht derjenige, der hier eingestiegen war! Was die Vermutung offen ließ, dass er entweder etwas von noch größerem Wert gesucht hatte, oder zu sehr auf sein Ziel fixiert war, um etwas anderes zu bemerken.
Ariel tippte auf letzteres.
Nachdenklich blätterte sie in den Unterlagen und verstreuten Zetteln in der Hoffnung, etwas zu finden, was ihr einen Hinweis auf den Einbrecher gab – oder zu dem Fall. Inwieweit beides zusammenhing würde später zu klären sein.
Als ihr endlich auffiel, was fehlte, ballten sich ihre Hände zu Fäusten.
Simon, der die Veränderung sofort bemerkte, sah sie fragend an.
„Alle Tagebücher sind weg!“
Was Ariel daran so wütend machte, war nicht, dass ihr vielleicht ein Hinweis entgangen war. Was sie wirklich wütend machte, war dass ein völlig Fremder jeden Gedanken und jedes festgehaltene Gefühl ihres Vaters würde lesen können. Alles, was ihn – oder sie – nichts anging.
„Und alles über dich, nicht wahr?“, fragte Simon mitfühlend. Ohne es zu bemerken hatte Ariel ihre Befürchtungen und Wut in laute Worte gefasst.
„Und es gibt auch keinen Brief, der an mich adressiert ist.“ Sie sah sich um, als könne der Umschlag durch ein Wunder irgendwo auftauchen. „Wenn er also tatsächlich einen Brief an mich geschrieben hat, muss er ihn – wie Ceres behauptete – auch abgeschickt haben.“
„Oder der Mörder hat ihn!“, wandte Simon behutsam ein.
Er beobachtete, wie Ariel Bilder zur Hand nahm. 15 Bilder, die sie vorher in Raffaels Büro nur überflogen hatte.
Konzentriert sah sie sich die ausschließlich weiblichen Opfer an. Junge Frauen, die ohne ersichtlichen Grund aus dem Leben geschieden waren und keine Verbindung zueinander hatten.
Als ihr bei einem Foto etwas auffiel, begutachtete sie noch einmal die anderen. Mit einem zufriedenen Lächeln reichte sie sie Simon.
Der Dämon sah sich die Bilder ebenfalls an und wusste leider sofort, was Ariel entdeckt hatte: Spiegelstücke.
„Jetzt sollten wir herausfinden, woher diese Spiegel kommen – und warum es immer nur kleinste Splitter sind. – So kleine, dass man sie kaum bemerkt!“, meinte sie. „Wenn wir den zerbrochenen Spiegel haben, von dem all diese Splitter stammen, haben wir vermutlich unseren Täter für beide Mordserien!“
Ariel fiel nicht auf, dass Simon eine ganze Spur blasser geworden war und seine Lippen fest zusammenkniff, als verdränge er etwas Unangenehmes.
Mit einer vorsichtigen Bewegung kippte Ariel den Papierkorb aus, den einzigen Ort, den der Einbrecher übersehen hatte. Papiere und zerknüllte Zettel streuten sich auf den kleinen Fleck des Bodens, den man bis eben noch hatte sehen können.
Ariel griff nach einem funkelnden Gegenstand. Ihre
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