Satanskuss (German Edition)
von Bedeutung zu sein. Der Rest der Welt schrumpfte zur bloßen Staffage zusammen.
Langsam trat Ariel einen weiteren Schritt auf den selbstgefälligen Mann zu, ignorierte sein triumphierendes Lächeln, die Gier in seinen Augen und bot ihm ihre Lippen an, indem sie ihr Gesicht zu ihm neigte.
Die Bewegung kam zu schnell, um zu reagieren. Plötzlich war der Mund des Magiers auf ihrem, sein Atem brannte über sie hinweg, in sie hinein. Ein feuriger Hauch, der Ariels Lippen versengte und ihre Lungen ausfüllte.
Die Novizin versuchte zurückzuweichen, doch die Hitze bahnte sich knisternd einen Weg durch ihren Körper und ließ jede Zelle glühen. Plötzlich verharrte die Hitze und schien sich zu winden, wie ein gefangenes Tier, dann verlor sie an Kraft und Wärme.
Ariel hörte den lautlosen Aufschrei in ihrem Inneren, bevor sie etwas in ihrem Körper spürte, was sie jahrelang gepflegt hatte.
„Ja!“ Simon klang triumphierend, als spüre er etwas, was selbst Ariel nicht ganz begreifen konnte. Unschuld wallte in ihr auf und verdrängte die Hitze.
Die Novizin öffnete die Augen und fiel taumelnd auf die Knie als Feuer aus ihr hervorbrach und den Blonden einhüllte. Die Luft um ihn herum flimmerte, zeigte gleichzeitig einen brennenden menschlichen Körper und das Zerfallen eines Skelettes.
Das Fauchen der Ghoule, die die Flucht ergriffen, konnte die Schmerzensschrei des Skelettes, der irgendwo, vielleicht in einer anderen Dimension, vielleicht durch einen magischen Trick, ein lebendiger Mensch war, nicht übertönen.
Aber das Feuer stoppte nicht bei ihm, machte nicht Halt, sondern breitete sich kreisförmig nach allen Seiten aus. Simon riss Ariel auf die Füße. „Lauf!“, brüllte er.
„Nein!“ Der sehr menschliche Schrei des Magiers klang wie eine Warnung, nicht wie eine Verneinung.
Ariel stoppte. Die hässlichen Ghoule waren zwar geflohen, lauerten aber nun im Gang auf Simon und sie. – Simon sah es auch. Der Laut, den er von sich gab, klang als verbauten die magischen Wesen ihm mehr als einen Fluchtweg.
Ariel verharrte zu lange, so dass Simon ihr einen Schups gab und die junge Frau unsanft aus dem Pentagramm beförderte. Sie drehte sich zu ihm um, doch er war ihr nicht gefolgt, sondern hockte mit verzerrtem Gesicht auf dem Boden, sein Fuß schien verdreht zu sein.
Ariel trat einen Schritt zurück und zerrte Simon nach oben und aus dem Pentagramm.
„Närrin!“, kreischte eine tonlose Stimme hinter ihr, bevor die Welt in einem Kaleidoskop aus Hitze Gerüchen explodierte und Ariel und Simon zum Treppenansatz geschleudert wurden.
XXXII.
„Hoch!“, befahl Simon und zog Ariel mit sich, ohne auf ihre Gegenwehr zu achten, mit der sie sich aus seinem plötzlich eisernen Griff versuchte zu winden.
Vor dem Spiegel stellte Simon die junge Frau unsanft auf den Boden und hielt sie weiter fest. Er wusste, dass es nur diesen einen Weg für sie gab, die Ghoule würden sie niemals lebendig aus diesem Haus entkommen lassen.
Ariels Schonzeit war vorbei.
Ariel starrte Simon an und vergaß vor Angst sich zu wehren. Unheimlich! Trotz allem, was sie gemeinsam erlebt hatten und trotz seiner beschützenden Haltung.
Er trat mit einem Lächeln zur Seite und gab den Weg zum Spiegel frei. „Nach dir!“ Er deutete eine kleine Verbeugung an.
Ariel schüttelte den Kopf und versuchte zurückzuweichen.
„Hier zu bleiben wäre Selbstmord!“, behauptete Simon. „Dein Gott mag keine Selbstmörder!“ Er verzog die Lippen zu einem genüsslichen Grinsen.
„Er mag auch sicher keine Magie und Seelenfresser!“, konterte Ariel wütend. In ihrem Spiegelbild wirbelten ihre Haare in einer blutroten Wolke an ihrem Körper hinab. Die Locken kringelten sie sich in ihr Gesicht, lockig und wild wie nie zuvor und betonten den ungezähmten Eindruck. – Simon riss sich von ihrem hinreißenden Anblick los, hielt seine Unschuld fest und sprang.
Ariel hörte ihren eigenen erschrockenen Schrei, der in der Ferne verklang. Ohne ein theatralisches Echo oder hohles Geräusch war der dumpfe Ton noch schrecklicher, als sie es sich in ihren schlimmsten Alpträumen vorgestellt hätte.
Sie taumelte in einer Leere, die so Schwarz war, dass die Finsternis beinahe wie Licht wirkte und in den Augen brannte. Augenblicklich verlor sie jedes Gespür für Zeit und Raum, wusste nicht mehr, wo sie anfing und die Dunkelheit endete. Leise betete sie darum, dass Simon sie nicht losgelassen hatte, auch wenn
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