Satanskuss (German Edition)
später gefunden, warum hat er ihn nicht geöffnet und hat er ihn vorher gehabt, warum hat er mich nicht gefunden?“
„Vielleicht wusste er, was drin steht? Vielleicht spielt der Inhalt des Briefes für ihn keine Rolle? Vielleicht hat er ihn aber auch vorher gehabt und dich gesucht und nicht gefunden – weil ich schneller gewesen bin. – Oder vielleicht hat er dich gefunden und benutzt, um seine Fährte zu verwischen?“
Ariel schwieg und erinnerte sich mit einem misstrauischen Gefühl an ihren Verdacht gegen Simon. Eigentlich sprach nur die Tatsache der Geschwindigkeit des Mörders für ihn und deutete auf einen anderen – eventuell sogar übermenschlichen – Täter hin.
Die Novizin öffnete den Brief und überflog die Zeilen.
Simon beobachtete, wie sich Ariels Gesichtsausdruck veränderte. Trauer, Wut, Unglaube und Furcht wechselten sich in kurzer Folge auf ihren ausdrucksstarken Zügen ab.
Er ahnte, was in dem Brief stand. Hatte es zumindest geahnt, seit er wusste, dass Ariel Raffaels Tochter war.
Ariel zerknüllte den Brief in ihrer Hand. Eine einzelne Träne lief ihre linke Wange hinab und sie entknüllte ihn wieder, um ihn abermals zu lesen.
Als sie fertig war, überraschte sie Simon, indem sie ihm den Brief weiterreichte. Dabei sah sie ihn nicht an, sondern konzentrierte sich auf den Boden.
Der Dämon überflog den Inhalt. Er war noch mehr als Warnung formuliert, als der Brief an Diana, enthielt eine deutliche Forderung die Stadt zu verlassen und nie wieder zurück zu kommen.
Falls Raffael etwas zustoße, solle Ariel auf gar keinen Fall und unter keinen noch wie günstigen Umständen oder noch soviel Hilfe ermitteln.
Raffael äußerte sogar den Verdacht, dass es nicht mit rechten Dingen zuginge.
Simon betrachtete Ariel, um festzustellen, wie sie die Worte ihres toten Vaters aufnahm.
Ariel nahm am Rande Simons prüfenden Blick wahr und murmelte: „Wir bleiben!“
Sie vermied jeden Augenkontakt und sah sich um. Eine Treppe führte an der runden Wand entlang nach oben, wo die Stufen schon nach wenigen Metern von der Dunkelheit verschluckt wurden.
Überall schienen Metallgegenstände an Ketten zu hängen und Sackähnliche graue Dinge, die sie dank der Dunkelheit nicht näher definieren konnte.
Ein lautes Blubbern lenkte ihre Aufmerksamkeit auf eine silberne Flüssigkeit die das Licht anzuziehen schien und auf merkwürdige Art und Weise reflektierte.
Der Zwang näher zu treten und zu sehen, ob man sich in der Flüssigkeit spiegelte, zog an Ariel. Wie in Trance betrat sie den Raum und näherte sich dem Behälter. Kurz bevor sie ihn erreicht hatte, legte Simon ihr seine Hand auf die Schulter und stoppte Ariel.
„Du beschützt sie?“, fragte eine tiefe Stimme aus der Mitte des Pentagramms.
Erschrocken sprang Ariel zurück. Direkt in Simon hinein.
Ein leises, seelenloses Lachen folgte ihrer Reaktion, hing in der Luft und ließ ihren Magen nervös vibrieren.
Ungläubig starrte sie den Totenkopf an, der ihren Blick zu erwidern schien.
„Eine Jungfrau für mich?“, fragte der Schädel.
Ariel sah ihn immer noch wie hypnotisiert an, während Simon verneinend den Kopf schüttelte.
Ein lebendes Skelett? Auch als Ariel kurz die Augen schloss und sie wieder öffnete, änderte sich nichts an der Tatsache.
„Küss mich, Mädchen!“, forderte das Skelett.
Ariel schüttelte unwillig den Kopf. In Gedanken sah sie Jungfrauen zu ihm treten und den Schädel küssen – wodurch sie ihr Leben, ihre Lebenskraft an ihn verloren.
Eine blaue Linie schoss aus dem Pentagramm hervor und traf Simon, der keuchend zu Boden ging.
„Küss ihn nicht!“, zischte Simon. Es klang wie ein Befehl.
Der Schädel schien seine Aufmerksamkeit auf den jungen Mann zu richten. „Warum hast du sie dann heute hergebracht?“
„Sie gehört mir!“, murmelte Simon mit schmerzverzerrtem Gesicht. Er würde auf gar keinen Fall zulassen, dass Ariel in das Pentagramm trat und den Magier küsste. Der Größenwahnsinnige würde die Novizin genau wie die anderen Jungfrauen durch einen Kuss töten und ihre Lebensenergie nutzen, um weiterhin seinem verdammten Leben zu frönen. – Der Zauberer muss aus dem Pentagramm herauskommen!
Der Schädel lachte dröhnend, als habe er Simons Widerwillen gelesen. Das Geräusch rief Ariels Trotz wach. Trotz der Situation war sie empört und widersprach: „Ich gehöre dir nicht!“
Ihr Blick verhakte sich in Simons, der wütend wirkte.
„Du wirst ihn nicht küssen, hörst du?!“, befahl er
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