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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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außen.«
    Chen willigte ein, aber nur ungern. Ein Wagen und ein Fahrer waren bedeutende Privilegien, und jetzt wollte der ausländische Gast wie ein Bauer zu Fuß gehen. Trotzdem musste man ihn bei Laune halten – es hieß, er habe gerade ein wichtiges Geschäft mit dem Verteidigungsministerium unter Dach und Fach gebracht.
    Die Schuhe knirschten im Schnee. Nikolai horchte auf den Rhythmus seiner Schritte, während er sich insgeheim Haverfords Anweisungen ins Gedächtnis rief.
    Liquidation durchführen. Verlassen Sie das Theater, laufen Sie über den Marktplatz, in den Tempel der Grünen Wahrheit. Das Fluchthelferteam, anti-kommunistische Hui-Chinesen, werden Sie erwarten. Man wird sie mit dem LKW in den Hafen von Qinhuangdao bringen, von wo aus Sie mit einem Fischerboot zu einem amerikanischen U-Boot im Gelben Meer übersetzen. Viel Glück.
    Das werde ich auch brauchen, dachte Nikolai. Allein schon, um überhaupt nur aus dem Opernhaus herauszukommen, geschweige denn, es durch die engen Straßen bis zur Moschee zu schaffen. Würde es dem »Fluchthelferteam« anschließend gelingen, ihn durch die vielen Kontrollpunkte auf der Strecke nach Qinhuangdao zu schleusen?
    Er bezweifelte es.
    Aber es war sinnlos, sich mit der Unmöglichkeit eines bereits beschlossenen Vorhabens zu beschäftigen.

37
    Nikolai stand auf und lief seine Morgenrunde.
    Dieses Mal waren Smiley und der Windhund vorbereitet, und Nikolai nahm amüsiert zur Kenntnis, dass sie jetzt Laufschuhe trugen oder zumindest das, was in der Volksbefreiungsarmee dafür herhalten musste.
    Nikolai lief eigentlich nicht gerne – für ihn war es ein trister, eintöniger Sport, ohne den Nervenkitzel einer Höhlenerkundung und weniger anspruchsvoll als die hoda korosu katas , aber wahrscheinlich profitierte sein Kreislauf davon.
    Weit ausschreitend lenkte er seine Gedanken auf die Herausforderung, Woroschenin zu töten. Der Russe hatte eine Loge im Theater, die zwar Ungestörtheit versprach, sich aber auch leicht sichern ließ. Zweifellos würden seine drei Leibwächter anwesend sein, ebenso wie das übliche chinesische Sicherheitspersonal, in Zivil und auch uniformiert.
    Woroschenins Wächter werden mich auf jeden Fall durchsuchen, dachte Nikolai, bevor sie mich in die Loge zu ihrem Herrn lassen, deshalb darf ich keine Waffe bei mir tragen. Das ist eigentlich kein großes Problem, sagte er sich. Genau genommen ist das der Grund, weshalb ich für die Aufgabe ausgewählt wurde und jetzt durch das frostig kalte Peking jogge, anstatt in einer Zelle des Sugamo-Gefängnisses zu schmoren.
    Der Mord selbst würde relativ leicht sein – irgendwann würde Woroschenin sich während der Vorstellung vorbeugen und seinen Nacken oder seine Kehle ungeschützt präsentieren, so dass Nikolai den tödlichen Schlag ausführen konnte. Wäre dies eine Selbstmordmission nach japanischer Manier, gäbe es weiter nichts zu bedenken. Er würde sich auf den Tod vorbereiten, und das wäre es gewesen.
    Aber da du es vorziehst, nicht zu sterben, dachte er, während er in nördlicher Richtung auf den Beihai-Park zulief, musst du dir überlegen, wie du Woroschenin loswirst und aus der Loge herauskommst, von dem Gebäude ganz zu schweigen.
    Im Theater wird es dunkel sein und grelle Scheinwerfer werden die Bühne erleuchten. Das war also ein Vorteil. Dann der Lärm. Die Pekingoper mit ihren Trommeln, Pauken, Gongs und schrillen Gesangsdarbietungen wirkte auf Uneingeweihte wie eine migränefördernde Kakophonie, die Woroschenins Sterben problemlos übertönen würde (wobei Nikolai hoffte, so effektiv zuzuschlagen, dass kaum Geräusche entstanden).
    Er betrat den Park und beschloss, seinen Verfolgern ein wenig Abwechslung zu gönnen, indem er diesmal in westlicher, statt in östlicher Richtung am Seeufer entlanglief. Das ist das mindeste, was ich tun kann, dachte er, wo sie wegen mir so früh aufstehen mussten, und für heute war ohnehin kein Abstecher zu dem toten Briefkasten auf der Brücke vorgesehen.
    Aber was, dachte er, wenn ich Woroschenin töte, ohne dass es jemand merkt? Dann könnte ich einfach aufstehen und rausgehen, würde nur von meinen chinesischen Betreuern verfolgt, die ich in den hutongs von Xuanwu abschütteln könnte. Anschließend würde ich in der Moschee verschwinden.
    Ist das möglich?, fragte er sich, als er am Seeufer entlanglief.
    Natürlich, dachte er und hörte die Stimme von General Kishikawa. Denke nie darüber nach, ob ein Erfolg möglich ist – denke stets nur

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