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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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waren dafür bekannt, dass sie mehrere Augen zudrückten. Die Banque de l’Indochine stand international in dem Ruf, Letzteres zu tun und nur sehr selektiv das wahrzunehmen, was ihr selbst zugutekam – ähnlich wie Südostasien selbst: hemmungslos und unverhohlen korrupt.
    Wenn ein französischer Waffenhändler ein zwielichtiges Geldgeschäft in Asien abwickeln wollte, dann war die Banque de l’Indochine seine Anlaufstation.
    Nikolai zog ein Päckchen Zigaretten aus der Manteltasche und bot es Chen und dem Fahrer an. Sie nahmen je eine, er gab ihnen Feuer und zündete sich selbst auch eine an.
    »Xie xie« , sagte der Fahrer. Es waren die ersten Worte, die er an Nikolai richtete. Die Fahrt zur Bank nahm nur wenige Minuten in Anspruch. Der Fahrer wartete im Wagen, während Chen mit Nikolai hineinging und den Direktor zu sprechen verlangte.
    Alle Bankdirektoren sind gleich, dachte Nikolai, als der Mann mit erstauntem Gesicht aus seinem Büro trat, weil er so kurz nach Öffnung der Bank bereits aus geschäftlichen Gründen belästigt wurde. Demonstrativ legte er die unter seinen Kollegen weit verbreitete Einstellung an den Tag, derzufolge jede Unterhandlung mit einem Kunden als Störung galt.
    Nikolai hatte Chinesisch sprechen wollen, entschied sich nun aber für Französisch.
    »Sprechen Sie Französisch, Genosse?«
    »Selbstverständlich«, sagte der Direktor mit einer fast unmerklichen Kopfbewegung Richtung Fenster, in das der französische Name »Banque de l’Indochine« graviert war.
    Nikolai hatte den Eindruck, als fühlte sich der Direktor in seiner Maojacke nicht ganz wohl. Gewiss wäre ihm der gewöhnliche anthrazitgraue Anzug, die Einheitskleidung der Bankiers aus guter alter Zeit, lieber gewesen.
    »Ich möchte eine größere Summe telegrafieren und würde dies gerne ungestört tun«, sagte Nikolai absichtlich schroff, damit sich der Bankier ihrer unterschiedlichen sozialen Stellung bewusstwurde, sich unterwürfig zeigte und die Abwicklung seiner Geschäfte beschleunigte, um ihn möglichst schnell wieder loszuwerden. Nikolai legte keinen Wert darauf, dass er die Unterlagen prüfte oder sich übermäßig gewissenhaft zeigte.
    »Ich gehe davon aus, Sie haben ein Konto bei uns?«
    »Selbstverständlich«, sagte Nikolai. Er reichte dem Direktor sein von den Fälschern der CIA vorbereitetes Bankbuch.
    Der Direktor warf einen kurzen Blick darauf. »Und Ihren Reisepass?«
    Nikolai gab ihm seinen Reisepass, und der Direktor blickte vom Foto auf Nikolai und wieder zurück. »Nun, Monsieur, äh – Genosse Guibert. Folgen Sie mir bitte.«
    Als Chen Anstalten machte, ebenfalls mitzukommen, blaffte der Direktor ihn an: »Sie nicht.«
    Nikolai folgte ihm einen Gang entlang in ein mit Glasscheiben abgetrenntes Arbeitszimmer, in dem ein Schreibtisch und ein einzelner Stuhl standen. Er bedeutete Nikolai, sich zu setzen, und sagte: »Bitte füllen Sie diese Anträge aus.«
    Nikolai nahm Platz und machte sich an die Erledigung der umfangreichen Formalitäten, wobei ihm der Direktor diskret den Rücken zukehrte. Er übergab ihm die Papiere, und der Direktor bat ihn, es sich bequem zu machen und zu warten.
    Nikolai hoffte, dass Haverford die notwendigen Ressourcen auch tatsächlich bereitgestellt hatte. Die Chinesen nahmen geschäftliche Dinge sehr ernst und würden einen Schaumschläger nicht tolerieren. Wenn das Geld nicht auf dem Konto ist, dachte Nikolai, wird man mir sehr schnell die Tür zeigen und mich des Landes verweisen.
    Und das war noch das günstigste Szenario. Im schlimmsten Fall würden die Unterlagen intern den Verdacht schüren, die CIA habe ihre Finger im Spiel, und dann würde ihn gleich die chinesische Polizei und nicht der eingeschüchterte Direktor hier abholen.
    In Haverfords Zimmer im Peninsula Hotel in Hongkong klingelte das Telefon.
    »Monsieur Cartier?«, fragte eine Stimme auf Französisch mit starkem vietnamesischem Akzent.
    »Ja?«
    »Über unsere Filiale in Vientiane hat uns gerade die Bitte um Überweisung einer größeren Summe erreicht«, sagte der Sprecher am anderen Ende, »wovon Sie laut Dienstanweisung in Kenntnis zu setzen sind.«
    »Und?«
    »Die Anfrage stammt von einem Monsieur Guibert.«
    »Wohin soll das Geld gehen?«
    Die Stimme ratterte eine Kontonummer aus Lausanne herunter.
    »Das ist in Ordnung, ja.«
    »Vielen Dank. Guten Morgen.«
    »Guten Morgen.«
    Zwanzig lange Minuten später kehrte der Direktor mit der frohen Botschaft zurück, dass alles in Ordnung sei, und

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