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Satt Sauber Sicher

Titel: Satt Sauber Sicher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bernemann
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könnten. Linda erkennt den Ernst der Lage, den nahenden Witz und heuchelt: "Na komm, erzähl, bestimmt super." Das ist für Ingo Anlass genug, einfach zu beginnen. Er hat sich den Witz wohl selbst grad noch erzählt, kichert und grinst schon vor dem Erzählen des eigentlichen Witzes. Ingo wirkt wie eine fehlgeschlagenen Pointe. "Also, hahaha, na dann ... hahaha, also bei uns Christen heißt das Teil Hostie, wie heißt das denn bei den Buddhisten?" Ingo grinst debil in die Zwischenwelt. "Na? na", fragt er herausfordernd, "weiß es wer?" Britta findet genau in dem Augenblick ihre Sprache wieder, in dem Peinlichkeit und Realismus wie Brüder durch ihren Kopf spazieren, dann bewegen sich ihre Stimmbänder, die so lange schwunglos herumhiengen. "Keine Ahnung, erzähl!" Ingo rollt seine Augen durch seinen von einer humorvollen Natur gespendeten Schädel. "Hahaha ... na klar", blödelt er die Frauen an. "Buddhabrot!" Ein Religionswitz, na bitte, wie scheiße ist das denn? Britta will Harmonie bewahren beziehungsweise Ingo nicht ehrlich gegenübertreten. "Super Witz, Ingo!" sinniert sie. "Buddhabrot, pah ... wie lustig." Ingo ist am meisten amüsiert über sein Erzähldrama, das er "guter Witz" nennt. Er erkennt aber, dass er damit bei den Frauen nicht ankommt, beziehungsweise wiederkommen will, wenn mehr Alkohol in ihren Hirnen ist beziehungsweise sie sich auf sein Niveau runtergesoffen haben. Anmachversuch gescheitert, denkt sich Ingo und entflieht der Peinlichkeit. "Muss dann mal weiter, Mädchen." Er entfernt sich nicht von ihnen, ohne noch einmal "Buddhabrot" zu flüstern und dabei zu grinsen, als hätte er einen Comedypreis gewonnen. Nichts hat Ingo gewonnen, nur was verloren, seine Würde nämlich.
    Ingo geht dann weiter zu anderen Gastmenschen und kratzt dann an deren Oberfläche. Mehr als Smalltalk kann der Mann nicht. NurKleingespräche, die einfach nicht tief sein wollen. Ein witzloses Witzeerzählen. Smalltalk und Smallalk: Kleine Gespräche, kurze Getränke. So ist er, der Ingo. Erzählt jedem ein bisschen, alles aber jenseits seiner Persönlichkeit. Alles ist doch Kunst und dementsprechend eh scheißegal. Kunst im Haus. Guten Tag im Haus der Künstler. Alles Objekte. Überall hier tanzt die Kunst. Dreht sich im Kreis und betäubt sich die Sinne. Inszenierte und einstudierte Posen. Eine Trödelmarktstimmung. Verkauft werden billige Puppen. Kaputte Puppen. Ausschussware. Alles hier "vom Laster gefallen". Menschen aus zweiter Hand. Die wenigsten hier sehen aus wie die Person, die sie eigentlich sind. Hier schaut mensch Kunstfiguren aus den Augen, die man sich auf den Leib geklebt hat, um seinen Wert zu steigern. Ganz tragischer Zirkus mit ganz tragischen Clowns. Britta erkennt das, aber sie wäre so gern Bestandteil der Vorstellung.
    Linda und Britta mit Getränken und Blicken durch die zuckende Menschenmenge. Alles Pack ohne Würde. Keiner mehr als Vieh auf dem Weg zur Schlachtbank. Hier ist eine losgetretene Ironie zu Gange, vergleichbar mit Lkws auf bundesdeutschen Autobahnen, in denen sich 127 Schweine tummeln und auf denen von außen für alle ein Aufkleber sichtbar ist, auf dem "Lebende Tiere" steht. Irgendwie alles sehr apokalyptisch, was Britta denkt. Sucht den Fred im zoologischen Gedränge. Die Beats werden immer gewalttätiger. Brechen Köpfe auf. Linda kippt ihren Drink runter und stürmt auf die Tanzfläche. Vibriert dort und zelebriert ihr selbstzerstörerisches Tanztheater. Ihre Arme wirken im Stroboskoplicht wie Säbel, ihre Beine berühren zu keinem Zeitpunkt den Boden, das Koks hatte wirklich Qualität. Die Musik fährt in Linda und macht da alles tot. Man braucht in diesen Momenten kein Innenleben. Das sind die glorreichen Momente des Partylebens, wird Linda später einmal sagen, der kleine, dumme Drogenschwamm. Ihr Tanz hat auch etwas Hilfsbedürftiges. Sie streckt ihre Säbelarme aus und daran: leere Hände. Aber die Leere in ihrem Gehirn und in ihrem Herz zu füllen, daran ist ihr scheinbar nicht gelegen.
    Britta trinkt langsam. Der gezuckerte Schnaps brennt ein wenig zwischen Zahnfleisch und Zähnen. Da ist Fred. Tanzt ebenfalls. Umringt von massiver Weiblichkeit in wenigen und viel zu kleinen Anziehsachen. Eine aufgepumpte Rothaarige hat auf ihrem knallengen Kindershirt draufstehen "I wish these were brains". Damit weist sie in ihrer kleingeistig-humorlosen Welt auf ihre Brüste hin, die natürlich mehr Flüssigkeit enthalten als ihre Denk- und Steuerzentrale. Britta kennt die Rote von

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