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Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Titel: Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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hatten wir Sitzung. Die Gewerblergruppe.«
    »Ich brauche eine Liste mit Namen und Adressen dieser Leute.« Leuzinger nickte, blätterte in einem Ordner und reichte Streiff die Liste.
    »Übrigens, warum haben Sie mit ›P.‹ unterschrieben?«
    »Pluto«, murmelte Leuzinger, »mein Pfadiname. Ich war mit Frau Legler seinerzeit bei den Pfadfindern.«
    »Kiwi«, ging es Streiff auf. Leuzinger war der Mann gewesen, der Legler im Rathaus mit Kiwi begrüßt hatte, an jenem Montagmorgen, als Streiff sie wegen der Drohbriefe aufgesucht hatte. Wieder einmal verfluchte er im Stillen seine Prosopagnosie. Er hatte ihn natürlich nicht wiedererkannt.
    »Ja, Kiwi war Angelas Pfadiname«, bestätigte Leuzinger. »Wie ist es jetzt, kann diese Sache unter uns bleiben? Ich kann mich gern erkenntlich zeigen, wenn Sie Ihr Badezimmer neu …«
    »Herr Leuzinger, es geht um zwei Morde. Wir kehren gar nichts unter den Teppich, was damit zu tun haben könnte. Und mein Badezimmer ist völlig in Ordnung. Guten Tag.«
    Streiff verließ Leuzingers Sanitärgeschäft.
     
    Als Nächster war Bruno Trümpy an der Reihe. Streiff hatte sich das alte Vernehmungsprotokoll von vor vier Jahren angeschaut. Jene Befragung hatte Zita Elmer gemacht. Sie hatte ihm damals, beim Tötungsdelikt an Hugo Tschudi, zum ersten Mal assistiert und war mit großem Eifer bei der Sache gewesen.
    Es war inzwischen 18 Uhr und Streiff hatte Glück. Trümpy war zu Hause. Er wohnte in der Anwandstraße, einer ruhigen Wohnstraße im Kreis vier, ganz in der Nähe des Kanzlei-Areals, im fünften Stock eines Altbaus. Streiff stieg endlose Treppen empor, durch ein Treppenhaus, in dem die Farbe von den Wänden blätterte und die Stufen knarrten. Trümpy kannte Streiff und freute sich nicht, ihn zu sehen.
    »Was wollen Sie? Meine Waren sind sauber«, ging er gleich in die Offensive.
    »Ihr Pullover auch?«, gab Streiff zurück und Trümpy schaute irritiert an sich hinunter. Streiff grinste. »Ich habe nur ein paar Routinefragen.«
    Er bluffte. »Ich habe Sie am Samstag vor einer Woche auf dem Kanzlei-Flohmarkt gesehen. Sie erinnern sich. Ich musste eine Zürcher Politikerin aus einer Menge herausbegleiten, die sie bedrohte.«
    »Was habe ich damit zu tun?«
    »Ein Mann in einem farbenfrohen Wollpulli warf einen Stein auf sie, der sie verletzte. Und das waren Sie. Wenn Sie unerkannt hätten bleiben wollen, hätten Sie gescheiter etwas Dunkelgraues angezogen.«
    Bruno Trümpy war unsicher. Er bluffte ebenfalls: »Wenn Sie mich erkannt hätten, hätten Sie nicht mehr als eine Woche gewartet, bis Sie gekommen wären.«
    »Abklärungen«, gab Streiff knapp zurück. »Eigentlich habe ich Glück. Ich brauche keinen Wohnungsdurchsuchungsbeschluss anzufordern, um festzustellen, ob Sie einen solchen Pullover besitzen. Denn Sie haben ihn ja an.«
    Das ließ sich nicht abstreiten. Trümpy schwieg.
    »Und Sie haben Pech. Denn inzwischen ist die Politikerin, die Sie angegriffen haben, umgebracht worden.«
    »Das können Sie nicht mir anhängen«, fuhr Trümpy auf.
    »Ich will niemandem etwas anhängen. Ich will lediglich wissen, wo Sie am Dienstag spätabends waren, was Sie taten und wer das bezeugen kann.«
    Trümpy gab an, mit ein paar Kollegen in der Sport-Bar gesessen zu haben. Bei sich glaubte Streiff nicht, dass Trümpy Angela Legler getötet hatte. Sein Motiv, der Ärger über ihren Vorstoß, war zu gering. In einer plötzlichen Aufwallung von Zorn einen Stein zu werfen, umgeben von einer Masse von Leuten, die ebenfalls aufgebracht waren, das traute er ihm zu. Vor den anderen ein bisschen den Helden spielen, das ja. Aber nicht, der Politikerin mit einem Messer in der Hand aufzulauern. Es sei denn, er hätte sie zufällig angetroffen und sie wären in Streit geraten. Aber das war sehr unwahrscheinlich. Dennoch, Dürst hatte sehr gute Arbeit geleistet. Falls Elmer sich weiterhin aufs Kindermachen und In-Mutterschaftsurlaub-Gehen kaprizierte, könnte er ihn vielleicht bei der Abteilung Einbruch abziehen und für sich einsetzen. Von dieser Idee werde ich Elmer bei Gelegenheit erzählen, dachte er brummig, so als Schuss vor den Bug. Damit sie sich überlegt, wie sie ihre Prioritäten setzen will.
    Zu Hause rief Beat bei Valerie an. Sie hob nicht ab. Er hinterließ eine Nachricht.

Dienstag
    Vor Beckenried öffnete sich der Blick auf den Vierwaldstättersee. Streiff verlangsamte die Fahrt und warf einen Blick auf die Seelandschaft. Es war früher Morgen. Der Himmel war grau, das Wasser

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