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Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Titel: Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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Mann schluckte, besah sich die Blätter. »Ja, das habe ich der Frau Kováts geschrieben. Ich glaube, sie hatte ein Protokoll, das ich dringend haben musste, sehr rasch fertiggestellt.«
    »Und das andere?«, fiel Streiff scharf ein.
    »Keine Ahnung mehr. Für irgendetwas habe ich mich da wohl bedankt.« Er verwarf die Hände, zuckte die Schultern. Er schwitzte.
    »Aber ich weiß es. Dieser Zettel war angeheftet an sieben Tausendernoten, die in einer Kartonmappe von Angela Legler entdeckt wurden.«
    Der Mann schwieg. Er fuhr sich mit der Hand durch seinen Bürstenschnitt. »Hören Sie«, begann er, »kann das unter uns bleiben? Ich werde es Ihnen sagen, aber ich schwöre Ihnen, mit dem Mord an Angela Legler habe ich nichts zu tun.«
    Heinrich Leuzinger atmete tief durch. Sie waren im engen, peinlich aufgeräumten Büro seines Sanitärgeschäftes im Kreis sechs. Als Streiff aufgetaucht war, hatte Leuzinger die Verkäuferin angewiesen, Laden und Telefon zu übernehmen und ihn nicht zu stören. Seit Tagen hatte er befürchtet, dass die Polizei bei ihm auftauchen könnte. Seit Angela Legler tot war. Vom Verschwinden und Wiederauftauchen des Geldes hatte er nichts gewusst, er hatte nur gehofft und gebangt, dass Angela den Zettel entsorgt hatte. Jetzt war es so weit. Es hatte keinen Zweck zu leugnen, Leuzinger wusste, wann er verloren hatte. Nun galt es zu retten, was noch zu retten war. Also packte er aus.
    Er war der Initiant einer Gruppe von Gewerblern und Geschäftsinhabern der Stadt Zürich, alle Mitglieder der bürgerlichen Parteien, die sich zusammengetan hatten, um das Velowegkonzept kritisch im Auge zu behalten. Ihnen war es wichtig, dass ihre Betriebe und Geschäfte für Kunden und Lieferanten mit dem Auto gut erreichbar waren. Diese Fahrradförderung war ihnen ein Dorn im Auge. Besonders im Seefeld mit seinen vielen Läden fanden sie das eine Schnapsidee. Im Seefeld, einem schmalen, langgezogenen Quartier, gab es einfach keinen Platz für eine gesonderte Velospur. Leuzinger als Kantonsratsmitglied hatte im Rat lobbyiert und war Mitglied der AG KVK. In seiner eigenen Partei, der SVP, und bei den FDP-Mitgliedern war es kein Problem gewesen. Bei den Linken und Grünen hatte er es gar nicht erst probiert. Das Zünglein an der Waage würde die unberechenbare CVP sein, die mal nach rechts, mal nach links pendelte. Legler, selbst Radfahrerin, hatte eher zur Pro-Veloweg-Fraktion geneigt. Allerdings lag ihr auch daran, es sich mit der Rechten nicht zu verderben. Leuzinger war zweimal mit ihr essen gegangen, hatte argumentiert, sich alle Mühe gegeben, ein wenig bodenständigen Charme zu versprühen. Aber sie hatte einen harten Kopf. Erst mit der Zeit hatte sie durchblicken lassen, dass sie für eine Gegenleistung mit sich würde reden lassen. Leuzinger hatte das wiederum mit einem Ausschuss der Gewerblergruppe besprochen und schließlich hatte man sich auf diese kleine Morgengabe geeinigt, die Leuzinger Legler am Montag zugesteckt hatte.
    »Das kann Ihnen jetzt doch eigentlich egal sein«, sagte er beschwörend zu Streiff, »wo sie tot ist. Wichtig ist, dass Sie ihren Mörder finden. Es wäre unerhört peinlich für mich, wenn das rauskäme. Ich habe ein Geschäft, bin in der Politik, ich muss auf meinen Ruf achten.«
    Streiff verkniff sich einen Kommentar. »Wer hat alles von diesem Deal gewusst?«, wollte er wissen.
    »Nur drei Mitglieder der Gewerblergruppe. Aber von denen hat sie keiner umgebracht. Wozu auch? Was hätten wir denn zu gewinnen gehabt?«
    »Wussten Sie, dass Angela Legler ein Verhältnis hatte mit Mario Bianchera, dem Kommissionssekretär der Parlamentsdienste?«
    Leuzinger schien ehrlich verblüfft. »Mit Bianchera? Der letzte Woche tot aufgefunden worden ist? Ein Verhältnis? Nein, davon hatte ich keine Ahnung.«
    »Könnte Bianchera von dieser Abmachung gewusst haben?«, schlug Streiff vor. »Das wäre sehr unangenehm für Sie gewesen, nicht wahr?«
    Leuzinger schwieg. Dumm war er nicht. Ihm war klar, was Streiff damit andeuten wollte. »Angela Legler hätte ihm das sicher nicht gesagt«, wandte er hilflos ein.
    »Einem Geliebten erzählt man viel«, gab Streiff mitleidlos zu bedenken. »Bianchera war ein Moralist, ein Wahrheitsfanatiker. Er hätte ein solches Spiel kaum gedeckt. Jedenfalls nicht mehr nach dem Tod seiner Freundin. Hat er sich an Sie gewandt? Wo waren Sie gestern Nacht?«
    »Nein, hat er nicht. Der hat das sicher nicht gewusst. Ich war zu Hause. Allein. Ich bin Junggeselle. Und vorher

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