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Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi

Titel: Satzfetzen: Kriminalroman: Ein Zürich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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Papier. »Es braucht ein anderes Bild«, erklärte Lina. »Man kann nicht ›Ausnahmen ins Trockene bringen‹. Hast du eine Idee?«
    Carlo riss sich zusammen und machte einen Vorschlag. Lina warf einen Blick auf seinen Bildschirm. »Da hast du aber auch eine Stilblüte der besonderen Art«, kicherte sie, »was machst du daraus?«
    Wieder schwappte in Carlo eine Welle von Wut hoch. Machte sie sich über ihn lustig? Er hielt sich gerade noch zurück, schwieg und zuckte die Schultern. Lina überlegte kurz. »Vielleicht: Ich möchte auf einen Punkt hinweisen, der die Zukunft betrifft?«, schlug sie vor.
    »Hatte ich mir auch ungefähr so gedacht«, sagte Carlo gleichmütig und Lina ging wieder zu ihrem Platz hinüber. Innerlich zitterte er. Warum fiel ihr das blo ß so leicht, was ihn an die Grenzen seiner Kräfte brachte?
    Valerie hatte das MMS mit dem Bergpanorama, das am Morgen eingegangen war, sehr wohl gesehen. Sie hatte das Handy gleich weggesteckt, sie wollte gar nicht darüber nachdenken. In den vergangenen Tagen war sie in Aufruhr gewesen, zwischen Tränen und Wut und trotziger Kälte. Seppli hatte davon profitiert, indem sie lange Märsche mit ihm unternommen hatte. Sie würde nie mehr ein Wort mit Streiff reden. Sie würde ihn zusammenschlagen, wenn er ihr vor die Augen käme. Sie würde ihm ausführlich und ungerührt darlegen, dass er alles kaputtgemacht hatte. Dass es für immer aus war. Sie würde seinen Briefkasten in die Luft sprengen. Oder sein Auto abfackeln. Sie würde auf keinen Fall weinen, wenn er sie um ein Treffen bäte. Sie nahm den Anruf nicht an, wenn seine Nummer auf dem Display ihres Telefons erschien. Aber sie hörte augenblicklich die Combox ab. Er wollte mit ihr reden. So. Sollte er sich ruhig noch ein wenig darum bemühen. Der Text zum Foto, das er ihr schickte, kam anders daher. Nicht so schuldbewusst. Gelöster. Was hatte das nun zu bedeuten? Auf keinen Fall würde sie antworten.
    Seppli entdeckte die Blumen zuerst. Im Treppenhaus ließ sie ihn von der Leine und er trabte vor ihr die Treppe hinauf. Sie hörte das Rascheln von Seidenpapier, als sie um die Ecke kam. Der Hund schnupperte am Strauß, ließ aber enttäuscht davon ab. Blumenduft bedeutete ihm nichts. Valerie nahm die Blumen auf, schloss die Tür auf und ging in die Wohnung. Sie entfernte das Papier, schaute die Blumen an. Ich müsste sie jetzt wegschmeißen, dachte sie. Stattdessen ging sie zum Spülbecken, schnitt jeden einzelnen Stängel an, füllte eine Vase mit Wasser und stellte die Blumen ein. So viel zum Thema Konsequenz, bilanzierte sie.
    Das Telefon klingelte. Lina. »Lina, was würdest du tun, wenn Hannes dich betrügen würde?«, fragte Valerie ohne Einleitung.
    Am anderen Ende der Leitung blieb es einen Augenblick still. »Hat Beat einen Blödsinn gemacht?«, fragte sie dann direkt zurück.
    »Ja«, murmelte Valerie erstickt und kämpfte mit Mühe die Tränen nieder.
    »Bereut er?«, forschte Lina. »Hat er sich entschuldigt?«
    »Er ist daran, glaube ich«, gab Valerie zu.
    Linas Antwort kam schnell: »Wegstecken. Lohnt sich nicht, eine große Geschichte daraus zu machen. Er liebt dich. Natürlich soll er bluten, aber Schluss machst du deswegen nicht, klar?«
    »Wie konnte er?«, rief Valerie.
    »Keine Ahnung. Das musst du ihn fragen. Aber wenn er sich um dich bemüht, musst du nachgeben.«
    »Er hat alles kaputtgemacht.«
    »Unsinn. So schnell geht das nicht kaputt.«
    Valerie berichtete Lina, was Beat am Sonntag zu seiner Entschuldigung vorgebracht hatte. Erwähnte zögernd das MMS und die Blumen. Lina tröstete.
    »Hat Hannes denn schon mal …?«, erkundigte sich Valerie mit dünner Stimme.
    »Ich weiß es nicht und ich will es auch gar nicht wissen«, sagte Lina resolut. »Ich habe schon mal. Es hatte gar nichts zu bedeuten und ich habe es Hannes auch nicht gesagt. Übrigens hast du auch schon mal, wenn ich dich daran erinnern darf.«
    »Das war etwas ganz anderes«, wehrte sich Valerie. »Lorenz und ich haben uns ein Jahr später getrennt.«
    »Eben, Beat und du braucht euch wegen dieses Ausrutschers nicht gleich zu trennen. Nimm Vernunft an.«
    Nach dem Telefonat fühlte Valerie sich ruhiger. Sie schob eine Fertigpizza in den Ofen, gab dem Hund zwei Kekse und hörte sich zum Essen eine CD von Stockhausen an. Ziemlich laut.

Mittwoch
    Streiff hatte Fritz Legler auf 7 Uhr morgens zu einer weiteren Vernehmung bestellt. Auf dem Weg hatte er Valerie ein SMS geschrieben: Guten Morgen, meine Schöne. Schritt

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