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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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pampte munter in der Gegend herum.
    »Herr Sigg, wenn wir nachher herauskriegen, daß Sie uns irgend etwas verschwiegen haben, dann verspreche ich Ihnen eins: Wir nehmen Sie auseinander und zwar von hinten und von vorn. Die Wohnung und Ihre Organisation, so daß Sie nachher nicht mehr wissen, welches Ihr Lieblingstier ist.« Max ließ Sigg eine Denkpause. Und die schien der zu brauchen. Er starrte einen Augenblick vor sich auf den Boden, dann stierte er Max trotzig an und sprach.
    »Ich hatte da, glaube ich, mal eine Anfrage. Vor ein paar Monaten.«
    »Was für eine Anfrage?«
    »Sie sagen ja selbst. Ich bin hierzulande ziemlich bekannt wenn es um Jagdgegnerschaft geht. Und deshalb werde ich häufiger angerufen, wenn jemand etwas gegen einen Jäger vorzulegen hat.«
    »Und gegen Waltermann hatte jemand etwas vorzulegen?«
    »Keine Ahnung, ob das dieser Waltermann war. Ehrlich. Waltermanns gibt’s ja wirklich wie Sand am Meer. Aber diese Frau war aus Wulfringhausen. Und sie hatte tatsächlich Streß mit einem Jäger namens Waltermann.«
    »Was heißt Streß? Was war ihr Problem?«
    Sigg runzelte die Stirn und schien sich ernsthaft zu konzentrieren.
    »Ich glaube, es ging um ihren Hund. Genau, jetzt weiß ich’s wieder. Der Mistkerl hatte ihren Hund abgeknallt, weil der angeblich gewildert hatte. Das muß man sich mal vorstellen. Diese Killer gehen los, um Tiere abzuschießen, und nehmen sich dann das Recht heraus, über vermeintlich wildernde Hunde zu urteilen.«
    »Wissen Sie noch, wie diese Frau hieß?«
    Sigg dachte einen Augenblick nach. Dann gab er es auf. »Nee, beim besten Willen nicht. Ich hab’ ja auch nur mit der Frau telefoniert. Die meisten nehmen Kontakt per E-Mail auf. Da ist das dann leichter zurückzuverfolgen. Aber einen Telefonanruf – ich weiß gar nicht, ob sie ihren Namen genannt hat.«
    »Aber sie war aus Wulfringhausen?«
    »Da bin ich ziemlich sicher. Und an eins kann ich mich auch noch erinnern. Sie rief nicht von zu Hause aus an, sondern aus einer Telefonzelle. Keine Ahnung, warum.«
    »Okay.« Max stand auf und bahnte sich einen Weg an den Papierstapeln vorbei. »Danke, daß Sie mir geholfen haben.«
    »Danken Sie mir nicht. Dann fühle ich mich noch beschissener. Schlimm genug, daß ich Ihnen die Sache erzählt hab’. Die Frau war’s nämlich mit Sicherheit nicht.«
    »Ich denke, Sie kennen sie kaum.«
    »Stimmt auch. Aber wenn Sie mich fragen: So etwas bringt nur ein Jäger fertig. Denen ist doch egal, worauf sie schießen. Hauptsache, es knallt und da liegt am Ende etwas bewegungslos am Boden. Glauben Sie mir: Ein Leben ist denen nicht das geringste wert.«
    »Danke für den Hinweis!«
    Auf dem Weg nach oben fiel Max ein Kitschbild auf, das im Eingangsbereich hing. Trautes Heim, Glück allein stand darauf. Als er durch den Flur auf die Haustür zusteuerte, bemerkte er, wie hinter ihm die Tür aufging.
    »Er hat doch nichts gemacht, der Junge?« Die Stimme der Mutter hatte einen stark besorgten Unterton.
    »Nichts, was uns interessiert«, antwortete Max vorsichtig. »Er hat uns geholfen«, fügte er dann noch hinzu. Einen Moment später schloß er die Haustür hinter sich.

10
    Am Sonntag Abend überkam mich richtiger Katzenjammer. Meine Familie fehlte mir. So verdammt ruhig war es in unserer Doppelhaushälfte sonst nie. Ich vermißte es, bei jedem dritten Schritt auf ein Spielzeug zu treten. Wehmütig dachte ich zudem an Maries Geplapper und Pauls charmante Schmatzgeräusche beim Essen. Selbst der Boxenstopp an der Wickelkommode fehlte mir im Tagesablauf. Wäre meine Familie jetzt dagewesen, hätte ich mich gleich mit Alexa vor den Tatort gesetzt. Wir hätten ein Glas Rotwein getrunken, um nach spätestens fünf Minuten auf dem Sofa einzunicken. So verlief unser Leben mittlerweile. Die Kinder bestimmten den Tagesablauf, wir wohnten in einer Doppelhaushälfte mit Garten, und sonntags machten wir einen Ausflug in die Region. Nicht mit meinem Junggesellenleben in Köln zu vergleichen. Ganz anders, aber bei weitem nicht schlechter. Gut, gelegentlich fehlte mir die rheinische Art, die mit der Mentalität der Sauerländer aber auch gar nichts gemein hatte, und natürlich die Aussicht auf den Dom. Aber ich war glücklich mit dem, was ich hatte. Sehr glücklich sogar. Wer hätte das gedacht? Daß ich, Vincent Jakobs, im Sauerland glücklich werden konnte!
    Gelangweilt zappte ich mich gerade durch ein paar Fernsehprogramme, als es plötzlich schellte. Ich stutzte. Ungewöhnliche Zeit für

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