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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Vielleicht konnte man mit so jemandem wirklich nicht reden. Schon gar nicht als Tochter. Die Hauptkommissarin rieb sich die Augen.
    »So, dann nehmen wir jetzt eure Aussage zu Protokoll.«
    »Muß das sein?« Es war das selbstbewußtere Mädchen, das fragte.
    »Das muß sein. Wir ermitteln in einem Mordfall. Das ist kein Spaß, das ist bitterer Ernst. Eure Angaben sind sehr wichtig.«
    Die beiden Mädchen sahen sich an.
    Marlene Oberste warf einen Blick in die Runde ihrer Mitarbeiter.
    »Ich mach’ das schon«, sagte Christian. Ina stand ebenfalls auf. Die beiden führten die Mädchen hinaus. Stille trat ein.
    »Was sagt uns das jetzt?« Marlene Oberste ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    »Auf Wiedersehen, Jagdgegner!« verkündete Jan. »Wir können uns ganz auf Waltermanns Privatleben stürzen. Der Mörder hat einfach Glück gehabt, daß vor ihm die beiden Mädchen ihren Spruch an den Hochsitz geschmiert haben.«
    »War das Zufall?« Marlene Oberste schaute nachdenklich vor sich hin. »Oder hat der Mörder den Spruch gesehen und darauf reagiert?«
    Keiner sagte etwas.
    »So oder so«, meinte Max schließlich, »für uns ist nach wie vor die Frage wichtig: Wer wußte, daß Waltermann am besagten Abend zum Ansitzen auf diesen einen Hochsitz wollte?«
    Marlene Oberste runzelte die Stirn. »Gisela Mühldorff ist raus. Bleibt Waltermanns Familie. Und da er von der Firma aus losgefahren ist, vielleicht auch jemand aus dem Mitarbeiterstamm.«
    »Vielleicht aber auch Vedder-Maas, weil er ihn öfter dort hat herfahren sehen«, warf Vedder ein.
    »Vielleicht auch der«, die Hauptkommissarin schüttelte den Kopf. »Dieser Fall ist wirklich völlig verrückt. Vor allem, weil der Mord mit ganz unabhängigen Ereignissen verknüpft ist. Eine Jagdhütte, die vom Sohn des Opfers angezündet wird. Zwei Schmierereien, die auf die Kappe pubertierender Aktionsmädels gehen. Bin gespannt, was uns als nächstes ins Haus schneit. Aber eins weiß ich sicher. Nicht mehr heute Abend. Mir reicht’s. Ich möchte ins Bett Mal sehen, welche Überraschungen uns der morgige Tag bringt.«

28
    Den Montagabend verbrachte ich im Bett. Dieser Tag hatte genug Unannehmlichkeiten gebracht. In liegender Position würde hoffentlich nichts Schlimmes mehr passieren. Das war ein Irrtum. Gegen halb zehn klingelte das Telefon.
    Am Apparat war Herr Dreisam, bei dem ich ein Pensionszimmer gemietet hatte, als ich gerade von Köln hierhergezogen war. Ich war überrascht Herr Dreisam rief aus dem Krankenhaus an. Herzrhythmusstörungen. Trotzdem behauptete er, das sei nicht so schlimm.
    »Herr Jakobs, ich habe da eine Nachricht für Sie. Herr Frisch bittet Sie, sich weiter gut um Süffel zu kümmern.«
    »Aber das tue ich doch. Ich gebe mein Bestes.«
    »Herr Frisch hat das aufgeschrieben.«
    »Das wäre nicht nötig gewesen. Wir haben doch über alles gesprochen.«
    »Sie verstehen nicht recht. Das war, kurz bevor er starb. Ich habe seit vorgestern mit ihm auf einem Zimmer gelegen.«
    Dann sagte ich nichts mehr. Herr Dreisam verabschiedete sich. Vorsichtig streckte ich die Hand nach Süffel aus. Der Hund lag schnarchend vor meinem Bett.
    »Armer Süffel«, murmelte ich ihm liebevoll zu. »Es tut mir so leid für dein Herrchen und dich. Und für mich!«
    Dann kraulte ich den Hund. Darüber ging der Montag endlich zu Ende.

29
    Die Kraft der Säge hatte etwas Unheimliches. Wie der Zahn eines Monsters fraß sich das Metall durchs Holz, als ginge es nur darum, ein Stück Marzipan durchzuschneiden. Sägespäne stoben zur Seite. Noch ein paar Zentimeter, dann war vom Stamm feinsäuberlich eine gut fünf Zentimeter dicke Bohle abgetrennt. Der Stamm fuhr automatisch zurück und das Spiel begann von vorn. Kreischend fuhr die Bandsäge wieder in den Stamm hinein.
    »Wahnsinn, was?«, brüllte Max zu seiner Kollegin hinüber.
    »Wahnsinn, echt«, gab Ina trocken zurück und hielt sich genervt die Ohren zu.
    Max schaute weiter fasziniert auf die Maschine.
    »Wenn wir dann jetzt gehen könnten -«, Ina war schon auf dem Weg aus der Werkshalle heraus.
    »Was die für eine Power hat«, schwärmte Max noch, als sie auf dem Weg zum Bürogebäude waren. »Was meinst du, was man damit alles klein kriegt. Ich möchte wissen, wie viel Kilowatt der Motor hat.«
    Ina warf ihm von der Seite einen Blick zu, in dem sämtliche Unterschiede abzulesen waren, die jemals zwischen Männern und Frauen eine Rolle gespielt haben. »Ich fand es einfach nur laut«, sagte sie schließlich. Max

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