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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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vermutete Max. Vielleicht eine Antilope.
    »Ihr Chef war aber ein Jäger durch und durch, was?« konnte sich Ina einen Kommentar nicht verkneifen.
    »Ja, er war oft auf der Jagd, hier in seinem Revier natürlich, aber immer mal auch im Ausland. In Ungarn zum Beispiel war er in diesem Jahr schon zweimal. Einmal mit seinen Jagdfreunden für eine ganze Woche und dann noch mal für ein Wochenende allein.«
    »Allein?« wiederholte Ina nachdenklich, während sie um den mächtigen Schreibtisch streifte. »Sind Sie da ganz sicher?«
    Frau Brinkschulte strich sich über ihre Jeans. »Warum fragen Sie?«
    »Weil wir ziemlich sicher sind, daß Ihr Chef ein Verhältnis hatte. Genau deshalb sind wir eigentlich hier. Wissen Sie etwas über eine Frau, mit der sich Waltermann heimlich getroffen hat? Gab es Korrespondenz mit einer Dame aus Göttingen oder Umgebung?«
    Andrea Brinkschulte war jetzt sichtlich irritiert Offenbar war sie hin- und hergerissen zwischen der Loyalität ihrem Chef gegenüber und der Notwendigkeit, der Polizei die Wahrheit zu sagen.
    »Sie meinen -« wich sie aus. Dann schien sie sich entschieden zu haben. »Wenn ich ehrlich bin – ich habe das bereits seit einiger Zeit vermutet.«
    »Warum?«
    »Es kamen tatsächlich Briefe. Briefe ohne Absender. Welche, die anders aussahen als die geschäftliche Post. Sie wissen schon. Die Adresse war handgeschrieben und, nach der Schrift zu urteilen, wahrscheinlich von einer Frau. Die Post habe ich dem Chef immer auf den Schreibtisch gelegt. Daher kam ich gar nicht drum herum, das zu bemerken.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer dahintersteckt?«, erkundigte sich Max. »Gab es Anrufe, bei denen sich die Frau mit Namen gemeldet hat?«
    »Der Chef hat natürlich eine Durchwahl«, erklärte Frau Brinkschulte ernst, »aber ich hatte schon den Eindruck, daß der Chef häufiger privat telefonierte – und nicht unbedingt mit seiner Frau.«
    »Ein Name?« Ina war schon dabei, in einer Schreibtischschublade zu kramen.
    »Nein, leider nicht«, Frau Brinkschulte senkte ihre Stimme. »Die beiden waren offensichtlich sehr diskret.«
    Dann ging sie plötzlich zum Fenster und warf einen Blick hinaus. Ein Kran wagen war nah am Büro vorbeigerollt und fuhr nun zu einem riesigen Stapel mit Baumstämmen hinüber.
    »Wer hat eigentlich angeordnet, daß heute schon wieder gearbeitet wird?«, fragte Max, während Ina weiter in den Schubladen kramte. »Ihr Chef ist ja noch nicht mal unter der Erde.«
    »Ein Großauftrag«, erklärte Frau Brinkschulte und lehnte sich ans Fensterbrett. »Bis Ende der Woche muß geliefert sein. Bretter für eine Kistenfirma, die für die Autoindustrie arbeitet.«
    »Und wer führt Regie? Herr Schauerte?«
    »Natürlich, wenn’s nach ihm ginge, wäre er auch sonst jeden Tag im Betrieb gewesen. Aber da hat der Chef einen Riegel vorgeschoben. So kam der Alte immer nur mal für zwei, drei Stündchen vorbei, am liebsten, wenn Herr Waltermann außer Haus war. »Welche Arbeiten übernimmt er, wenn er im Betrieb ist?«
    »Das, was er jetzt auch macht.« Andrea Brinkschulte deutete nach draußen. Max machte ein paar Schritte zum Fenster und sah sich neugierig um. In etwa zwanzig Metern Entfernung stand Schauerte und sprach mit dem Fahrer des Kranwagens. Dabei gestikulierte er wild mit den Händen herum. Er trug heute eine grüne Kniebundhose mit roten Socken, was ihm dort auf dem Lagerplatz ein ungewöhnliches Aussehen verlieh.
    »Meistens wirbelt er auf dem Platz herum und macht alle Leute verrückt. Oder er sitzt in seinem Büro. Keine Ahnung, was er dort treibt.«
    »Und das Verhältnis zwischen den beiden war nicht so besonders?« Ina war dazugekommen und blickte ebenfalls hinaus. »Zwischen Schauerte und seinem Schwiegersohn, meine ich jetzt.«
    »Wie ich schon sagte. Der Alte wollte anfangs überall mitreden. Aber irgendwann hat er dann kapiert, daß er sich in bestimmte Sachen besser nicht mehr einmischt.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Die gesamte Geschäftsleitung. Der Alte war ein besserer Lagerverwalter, das hat der Chef ihm hin und wieder gelassen. Viel mehr war einfach nicht drin. Und selbst dabei hat es gelegentlich Ärger gegeben.«
    »Also gab es doch Ärger hier im Betrieb!«
    »Ja nun, wo gibt es das nicht? Aber das sind doch familiäre Querelen, nicht der Rede wert.«
    »Aha, familiäre Querelen.« Max blickte erneut nach draußen. Schauerte gestikulierte noch immer herum.
    »Ist der Mann Jäger?« Überflüssige Frage. Anders war kaum zu erklären, daß

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