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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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resignierte. Technisch gesehen war Ina ein hoffnungsloser Fall.
    In dem Bürogebäude, das sie schließlich betraten, waren die Geräusche von draußen nur noch gedämpft zu hören. Eine Art Empfangsbüro, dessen Wände komplett mit dunkelbraunen Paneelbrettern versehen waren. Das Ganze wirkte wie eine altdeutsche Sauna.
    »Guten Tag«, sagte jemand, dessen Kopf ziemlich glühte und der dadurch sehr gut ins Saunaambiente paßte. Er stand hinter einem Stehpult und sah die beiden Besucher unsicher an. Langsam flammte das Rot in seinem Gesicht ab, oder besser: Es änderte sich nur der Farbton, denn unter dem Verlegenheitsrot zeigte sich eine ausgeprägte Akne.
    »Guten Tag. Wir sind von der Kripo Hagen«, begann Ina routiniert. »Sie werden wissen, warum wir hier sind.«
    »Natürlich«, der junge Mann verhaspelte sich um ein Haar.
    »Wir hätten da ein paar Fragen bezüglich Ihres Chefs«, machte Ina weiter. »Hatte er so etwas wie eine Sekretärin, jemanden, mit dem er eng zusammengearbeitet hat?«
    »Eng zusammengearbeitet – also, ich bearbeite hier in der Regel die Anlieferungen und den Direktverkauf«, erklärte der Angestellte, ohne zu bemerken, daß er gar nicht auf die Frage antwortete.
    »Ich meine, da gibt es natürlich Herrn Schauerte, den Seniorchef. Nur ist der gerade draußen.« Emsig blickte der Junge aus dem Fenster, schien aber keinen rechten Erfolg zu haben.
    »Herr Schauerte ist heute in der Firma?«, erkundigte sich Max interessiert.
    »Ja, schon, er war eben noch am Abladen«, der picklige Angestellte verrenkte sich beinahe den Hals, bis er schließlich aufgab. »Andererseits, wenn es jetzt so um die Schreibsachen geht, vielleicht wollen Sie dann lieber zu Frau Brinkschulte gehen.«
    »Frau Brinkschulte«, wiederholte Ina, als könne sie es kaum erwarten, daß ihr Gegenüber seine Ausführungen fortsetzte.
    »Also, die macht für Herrn Waltermann -«, der junge Mann schien einen Augenblick zu überlegen. »Ja, eigentlich ist sie so etwas wie eine Sekretärin. Also, so Briefe schreiben und so was macht sie auch.«
    »Na wunderbar«, kürzte Ina die Sache ab. »Wo finden wir Frau Brinkschulte denn?« Das Telefon klingelte. Unverzüglich geriet der junge Angestellte in einen Gewissenskonflikt. Abnehmen – die Polizei warten lassen – oder wie oder was?
    »Dort dem Gang nach rechts folgen, dann die zweite Tür links«, erklärte er hektisch, »ich kann Sie gerne -« Dann riß er den Hörer hoch. »Holzverarbeitung Schauerte. Fehling am Apparat.«
    Ina lächelte ihm kurz zu und ging dann auf die Holztür zu, die sich von den dunklen Paneelbrettern nur durch eine Farbnuance unterschied. »Versuchen wir mal unser Glück.«
    Hinter der Tür tat sich eine kleine Diele auf, von der zwei Flure abgingen. Hier waren zumindest die Wände in Weiß tapeziert, was bei all dem Holz geradezu eine Wohltat für das Auge war. Außer Tapeten waren auch noch sechs Türen zu sehen, alle gleich aussehend und geschlossen.
    »War eigentlich noch keiner hier und hat den Schreibtisch untersucht?«, flüsterte Max, während sie auf die zweite Tür zugingen.
    »Die Chefin war hier«, wisperte Ina zurück, »direkt am Samstag. Sie wird Waltermanns Schreibtisch untersucht haben. Bezüglich Waltermanns Jagdschrank weiß ich, daß der Inhalt komplett in die Spurensicherung gegangen ist. Er hatte nämlich die meisten Jagd-Utensilien hier in der Firma, weil er oftmals direkt nach der Arbeit zur Jagd gegangen ist. Die geschäftlichen Unterlagen«, Ina zuckte die Achseln »dürften noch gänzlich unbehandelt sein. Wir hatten ja bislang genug mit etwaigen Jagdgegnern zu tun.«
    Kräftig klopfte Ina jetzt an die Tür. Ein schwaches »Ja« war zu hören. Ina öffnete vorsichtig. »Frau Brinkschulte?«, fragte die Polizeibeamtin höflich. »Dürfen wir Sie einen Moment stören?«
    Im Büro saß eine junge Frau hinter ihrem Schreibtisch und sah völlig fertig aus. Im fröhlichen Zustand hätte sie sicher rasant gewirkt. Schwarz gefärbtes Haar, das ihr fast bis an den Po reichte, und trotz der winterlichen Temperaturen ein Shirt, das knapp den gepiercten Bauchnabel zeigte. Ohne die verquollenen Augen hätte Frau Brinkschulte hundertprozentig ins Alpenrausch gepaßt, die Großdisko in Winterberg, die angeblich vom gesamten Sauerland aufgesucht wurde.
    »Sie sind von der Polizei, woll?« Die junge Frau fragte mit zittriger Stimme. »Habe ich mir schon gedacht, als ich Ihr Auto gesehen hab’.«
    »Wir hätten da ein paar Fragen an Sie«,

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