Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
Vom Netzwerk:
übernahm Ina erneut das Gespräch. »Ihr Kollege ganz vorn meinte, Sie hätten am engsten mit Herrn Waltermann zusammengearbeitet.«
    »Ja, das stimmt schon«, die Frau rieb sich die Augen. »Wissen Sie, ich bin da immer noch nicht drüber. Jetzt, wo ich hier in der Firma sitze, kann ich es überhaupt nicht fassen.« Andrea Brinkschulte fing an zu weinen. »Ich glaub’ das einfach nicht. Da hat jemand den Chef erschossen. Warum macht denn einer so was?«
    Ina kramte in ihrer Handtasche herum und holte eine Packung Tempos hervor. Wortlos reichte sie der jungen Frau eins. Die nahm es dankbar und putzte sich damit die Nase.
    »Wir wissen nicht, warum jemand das getan hat«, griff Ina den Faden wieder auf, »aber wir wollen es herausfinden, und dabei können Sie uns in besonderer Weise helfen.«
    »Ich habe mir auch schon Gedanken gemacht«, schniefte die Frau. »Seit heute Morgen habe ich gar nicht richtig gearbeitet, sondern immer nur gedacht: was könnte dahinterstecken?«
    »Und? Sind Sie zu einem Ergebnis gekommen?«
    Andrea Brinkschulte schwieg.
    »Fangen wir mal langsam an«, übernahm Max jetzt das Gespräch. »Wie ging es überhaupt der Firma Schauerte? Haben Sie einen Überblick über die Bilanzen? Wie stand das Unternehmen da?«
    »Ich bin nicht die eigentliche Buchhalterin«, erklärte die junge Frau. »Diese Sachen macht Herr Schneider. Ich arbeite ihm zu, aber den Abschluß, Eingang, Ausgang, Löhne und Gehälter, das macht er. Trotzdem – soviel kann ich sagen«, Andrea Brinkschulte nahm sich ein neues Taschentuch, »obwohl die Branche am Boden liegt – die Firma hat noch immer ein Umsatzplus gemacht Herr Waltermann hat noch vor ein, zwei Wochen gesagt, daß wir, wenn wir so weitermachen, den Jahresumsatz des Vorjahres um ein Prozent steigern.«
    »Das ist beachtlich«, kommentierte Max, als habe er erst gestern im Wirtschaftsteil einen Artikel über die Umsatzentwicklung der südwestfälischen Holzindustrie gelesen.
    »Gab es trotzdem irgendwelche Konflikte hier im Betrieb? Oder hatte Waltermann Streß mit Mitbewerbern? Was tat sich da im geschäftlichen Bereich?«
    »Ich wüßte nicht Frau Brinkschulte schien ernsthaft zu überlegen, »also, der Chef hat mir nie einen Brief diktiert, der so etwas angedeutet hätte, und einen Streit in seinem Büro habe ich auch nicht mitgekriegt.«
    »Was ist mit den heimischen Waldbauern?« bohrte Ina nach. »Uns ist zu Ohren gekommen, daß Waltermann wegen seiner Preisvorstellungen nicht sonderlich beliebt war.«
    »Da ist was dran«, gab Andrea Brinkschulte zu. »Jetzt wo Sie es sagen. Tatsächlich hat es da mal Ärger gegeben. Eine Zeit lang hat der Chef überhaupt nicht mehr hier in der Gegend gekauft. Und auch jetzt hält sich die Liefermenge in Grenzen.«
    »Können Sie uns Namen sagen, was diesen Konflikt betrifft?«
    »Vedder-Maas fällt mir da ein«, antwortete die Sekretärin erwartungsgemäß. »Ich glaube, der ist Vorsitzender dieses Verbunds von Waldbauern, die sich damals über meinen Chef ereifert haben.«
    »Kam es zu einem handfesten Streit? War Vedder-Maas mal hier in der Firma?«
    »Nicht daß ich wüßte. Ich hatte ihn nur ein-, zweimal am Telefon. Außerdem hat Herr Waltermann mal mit seinem Schwiegervater über die Sache gesprochen.«
    »Könnten wir Herrn Waltermanns Büro einmal sehen?«, erkundigte sich Max.
    »Natürlich«, die Brinkschulte stand sofort auf. Dann hielt sie plötzlich inne. »Ich muß natürlich wissen, ob Sie das dürfen. So eine Stellung habe ich hier nämlich nicht, daß ich das selbstständig entscheiden könnte. Hat Frau Waltermann das erlaubt? Ansonsten würde ich lieber Herrn Schauerte -«
    »Natürlich«, gab Ina ganz selbstverständlich zurück. »Wir stehen mit Frau Waltermann in ständigem Kontakt. Zu Hause haben wir bereits das Arbeitszimmer untersucht als Nächstes müssen wir einen Blick auf den Betrieb hier werfen.«
    »Natürlich«, gab die junge Brinkschulte zurück. »Ich wollte ja auch nur fragen.«
    Waltermanns Büro war im Großen und Ganzen das Gegenprogramm zu Waltermanns Zuhause. Moderner Jagdhausstil, falls es so etwas gab. Dunkle Eichenmöbel, diverse Jagdgemälde sowie ein rustikaler, verschließbarer Schrank, in dem, so schätzte Max, die Jagdutensilien aufbewahrt wurden. Neben einigen kleineren Geweihen prangte als Krönung des Ganzen die Trophäe eines Tieres, das ganz sicher nicht aus dem Sauerland stammte. Gedrehte, lange Hörner, ansonsten hatte es Ähnlichkeit mit einem Reh.
    Aus Afrika,

Weitere Kostenlose Bücher