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Sau tot

Sau tot

Titel: Sau tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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wieder an.«
    Max war zufrieden, als er das rote Knöpfchen drückte. Wenn es um Informationen aus dem Schützenlager ging, war Jupp Baumüller für 30 Kilometer Umkreis der richtige Mann.
    Ina ging auf den Anruf nicht ein. Erst nach ein paar Minuten ergriff sie wieder das Wort, und zwar als sie gerade eine steile Kurve auf der Landstraße nahm.
    »Weißt du eigentlich, was ich am meisten am Sauerland hasse?«
    »Laß mich raten. Daß die meisten Männer schon vergeben sind?«
    Ina lachte. »Knapp daneben. Ich meine die sauerländischen Serpentinen. Ich hatte mal einen Freund aus Lüdenscheid. Einen Oldtimerfreak. Wenn wir am Wochenende mit seinem Gefährt unterwegs waren, wurde es mir regelmäßig schlecht. An die Burg Altena erinnere ich mich vor allem deshalb, weil ich mich im Burghof heftigst übergeben mußte. Und Werdohl wird für mich nur deshalb in steter Erinnerung bleiben, weil ich auf der Rückfahrt in einer Haarnadelkurve ein Lebkuchenherz durch Haralds Wagen gegöbelt habe.«
    Inzwischen hatten sie das Ortsschild von Altenhellefeld hinter sich gelassen und fuhren auf der Hauptstraße durch den Ort. Ein paar alte Fachwerkhöfe taten sich zur Linken auf. Dann eine Gaststätte.
    »Altes Testament«, las Ina, »witziger Name.«
    Ein Hinweisschild deutete auf eine Wacholderheide hin, in der man herumwandern konnte. Altenhellefeld schien ein sauerländisches Vorzeigedorf zu sein. Idylle pur, wohin man auch schaute.
    »Hat er dir das übel genommen?« griff Max den Faden wieder auf, »dein Freund, meine ich, die Sache mit dem ausgegöbelten Lebkuchenherz?«
    Ina hob die Augenbrauen. »Danach hat es bis zur Trennung nur noch ein paar Tage gedauert.«
    »Ich hoffe, das hat dein Interesse am Sauerländer nicht grundsätzlich verdorben.«
    Ina lachte. »Ich bleibe dabei. Die Straßen sind zu kurvenreich.«
    Max grinste herausfordernd. »Zum Ausgleich sind die Menschen hier sehr geradeheraus.«
    »Und das ist eine positive Eigenschaft?« Ina legte fragend den Kopf auf die Seite.
    »Keine Ahnung«, gab Max mit einem charmanten Lächeln zurück, »vielleicht probierst du es einfach noch mal aus.« Dann zeigte er plötzlich nach links. »Halt doch mal an.«
    Ina guckte erstaunt, dann blieb sie stehen.
    »Komm, steig schon aus!« Max lief über die Straße. »Ich muß dir was zeigen.«
    Ina stieg aus und folgte ihm etwas langsamer. Sie schaute sich erstaunt um. Waren sie schon an Britta Hauffenbergs Elternhaus vorbeigefahren, oder was war los?
    »Hier!« Max blieb am Straßenrand stehen. »Wahnsinn, was?«
    Ina schaute ins Tal. Der Anblick war grandios. Wälder über Wälder, überstäubt mit einer weißen Puderzuckerschicht. Postkartenpanorama, aber ohne jeden Kitsch.
    »Diesmal ist es wirklich Wahnsinn«, bestätigte sie. »Dafür hat sich jede Kurve gelohnt.«
    »So ist das hier auch bei den Menschen«, meinte Max verschmitzt, »man muß dran arbeiten, aber es lohnt sich am Ende.«
    »Ich werd’s mir merken.« Grinsend ging Ina zum Auto zurück.

34
    Auch Britta Hauffenberg kam aus einem echten Jägerhaushalt. Die obligatorische Jagdtrophäe hing in diesem Fall, durch ein spitzes Vordach geschützt über der Haustür. Ein kapitaler Hirsch, würde man wohl sagen.
    »Sie ist spazieren«, sagte ihre Mutter, eine junggebliebene Sechzigjährige, nachdem sie Max und Ina die Tür geöffnet hatte. Sie war der Typ Vorsitzende bei der Katholischen Frauengemeinschaft. Aktiv, engagiert, auf Draht. In ihrem Blick allerdings lag Mißtrauen. Aufmerksam musterte sie die beiden Besucher. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Danke, nein«, Ina wehrte entschieden ab. »aber vielleicht können Sie uns sagen, in welche Richtung Ihre Tochter gegangen ist. Dann gehen wir ihr einfach entgegen.«
    »Ich weiß nicht -«, Frau Hauffenberg war sichtlich hin- und hergerissen. »Ich kenne Sie ja gar nicht. Vielleicht will Britta gar nicht, daß Sie -«
    »Frau Hauffenberg, wir sind von der Polizei«, erklärte Ina sachlich und zückte routiniert ihren Ausweis, »Kripo Hagen, mein Name ist Rüther, das ist mein Kollege Max Schneidt. Wir müssen Ihre Tochter in einer dienstlichen Angelegenheit sprechen.«
    Frau Hauffenbergs Gesicht wandelte sich in einen Ausdruck der Besorgnis.
    »Eine reine Routinesache«, beeilte sich Max zu sagen, »eine Zeugenbefragung, mehr nicht.«
    »Ach so, ich dachte schon -«, Frau Hauffenbergs Mimik entspannte sich ein bißchen. »Sie ist gleich da vorne in den Wald gegangen.« Sie zeigte auf das Ende der Straße.

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