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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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verehren?«
    »Ja«, sagte Doktor Pik, »davon habe ich auch schon mal gehört, aber keine Ahnung, wo das sein soll. Ich bin mit meinem Zirkus viel herumgekommen, doch dieses Land habe ich nie gesehen. Es war eigentlich immer überall gleich – die gleichen Menschen, das gleiche Gelächter, die gleichen Tricks.« Er gähnte und verzog sich dann in den Schatten der fünf alten Apfelbäume, die in der Nähe des Stalls wuchsen und schon lange keine Früchte mehr trugen.
    Kim suchte sich ebenfalls einen schattigen Platz, weil die Sonne immer heißer vom Himmel schien. Sie legte sich so, dass sie sowohl den Wald als auch den Hof im Auge behalten konnte. Was würde Ebersbach mit Dörthe tun? Würde er sie einsperren? Auf einmal ging ihr auf, dass sie dann Haderer ausgeliefert wären, und der würde sie gnadenlos verhungern lassen oder bei nächster Gelegenheit mit seinem kleinen silbernen Apparat Kaltmann herbeirufen.
    Kaum hatte Kim es sich bequem gemacht, entdeckte sie Haderer. Sonst hatte er sich um diese Zeit immer um den Stall gekümmert, aber nun war er in Munks Atelier. Er schritt umher, als wäre er der neue Besitzer, nahm Bilder, die an der Wand standen, und hielt sie ins Licht, als wollte er sich genau ansehen, was Munk gemalt hatte. Er schien genauso wenig wie sie zu verstehen, warum die meisten Bilder aus großen, wilden Farbstrudeln bestanden – jedenfalls furchte er die Stirn oder verzog mürrisch den Mund. Einmal aber lachte er. Kim hatte anfangs Mühe, das Bild zu erkennen, doch dann trat Haderer vor das riesige Fenster: Ein Schwein lief über eine sattgrüne Wiese, und auf ihm saß eine Frau mit langen roten Haaren.
    Kim blinzelte. Was sollte das? Dörthe als Schweinereiterin?
    Wenig später raste ein rotes Auto auf den Hof. Zwei Menschen sprangen heraus. Während eine Frau mit einer merkwürdigen schwarzen Mütze auf die Haustür zuschritt und klingelte, ging der Mann zur Wiese und blieb dicht hinter dem Zaun stehen. Er starrte Kim so feindselig an, dass ihr fast das Herz stehen blieb und es sie trotz der Hitze fröstelte. War das Kaltmann? Hatte er gemerkt, dass sie ihm auf der Spur war? Doch dann hielt der Mann sich einen Apparat vor das Gesicht und begann, Fotos zu machen. Alles fotografierte er, die Wiese, den Hof, das Haus. Er ließ sich auch nicht stören, als Haderer mit der Frau zu ihm kam und wild gestikulierend zu reden begann.
    Kim spitzte die Ohren, aber viel mehr als »wusste genau, dass es nicht gut gehen würde«, »Dörthe Miller hat ihn ausgenutzt«, »Munk war ihr hörig«, konnte sie nicht verstehen, wenn sie sich den Menschen nicht weiter nähern wollte. Es reichte jedoch, um zu wissen, was Haderer da tat. Er wollte, dass Ebersbach Dörthe weiter gefangen hielt.
     
    Es war der bisher heißeste Tag des Jahres, die Sonne brannte immer gnadenloser auf sie herunter. Nichts wäre Kim lieber gewesen als ein schönes, matschiges Wasserloch. Sie regte sich nur, um gelegentlich zu den beiden Blechwannen am Stall zu gehen und zu saufen. Der Vorrat an Wasser begann allerdings bedenklich zu schwinden. Kaum war Dörthe fort, kümmerte Haderer sich nicht mehr um seine Pflichten. Kim konnte sehen, dass er weiter durch das Haus lief, nachdem die beiden anderen Menschen mit ihrem roten Auto wieder weggefahren waren.
    Als er mit einer brennenden Zigarre im Mund am Zaun stand und über die Wiese blickte, erhob sich Kim und lief zu ihm. Sie baute sich vor ihm auf und starrte ihn vorwurfsvoll an. Auch wenn sie von vornherein wusste, dass es keinen Sinn haben würde, versuchte sie ihm eine Botschaft zu übermitteln: Wir haben bald kein Wasser mehr, sagten ihre Augen und funkelten wütend. Munk und Dörthe würden nicht wollen, dass wir verdursten.
    Haderer begriff natürlich nichts, er blies genüsslich den Rauch der Zigarre aus. Es schien ihm zu gefallen, so zu tun, als wäre er nun Munk. Er hielt sogar den Kopf ein wenig schief wie Munk, wenn er abends an ihrem Pferch gestanden hatte. Aber während es bei dem Maler ausgesehen hatte, als würde er über ein neues Bild nachdenken, wirkten Haderers Augen dumm und leer.
    »Schwein«, sagte er so unvermittelt, dass Kim zusammenzuckte und sich dann, als würde sie nicht zuhören, in den Schatten des Stalls zurückzog, »wenn sie Dörthe wegen der Sache ins Gefängnis stecken, dann gehört das alles bald mir. Dann hat sich die Schufterei wenigstens gelohnt.« Er lachte kurz auf, aber im nächsten Moment warf er erschreckt die Zigarre in die Wiese, wo sie ein

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