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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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manchen Stellen waren die Stiefel tief in den Boden eingesunken. Seltsamer Platz für einen Garten. Der Geruch der Pflanzen wurde immer intensiver. In ihrem Rüssel begann es heftig zu jucken. Sollte sie umkehren, bevor es noch schlimmer wurde? Ihre Neugier trieb sie vorwärts. Manche der Pflanzen waren an Hölzer gebunden, damit sie gerade in die Höhe wuchsen. Ein weiterer Beweis, dass hier Menschenhände am Werk gewesen waren.
    Hinter sich meinte sie, Lunkes Schritte zu vernehmen. War er endlich auch neugierig geworden?
    »He, Kleine«, rief er, allerdings mit gedämpfter Stimme, »falsche Richtung. Nach Hause geht’s nicht hier lang.«
    Kim antwortete nicht. Plötzlich hörten die Pflanzen rechts und links auf, und sie blieb so unvermittelt stehen, dass Lunke gegen sie prallte.
    Da, in einiger Entfernung stand ein kleines grünes Haus – nein, eine Hütte auf Rädern, ein Wagen aus Holz, mit einem Fenster und einer Tür. Vor dem Wagen befand sich eine Bank, und Werkzeuge lagen da, Schaufeln, ein Hammer, zwei Gießkannen und Stiefel, zwei schwarze Stiefel, die ihr bekannt vorkamen.
    Aber das konnte nicht sein! Nicht hier!
    Sie drehte sich einmal um die eigene Achse, besah alles ganz genau.
    »Bekommt dir die Freiheit nicht?«, fragte Lunke. Er klang tatsächlich ein wenig ängstlich. »Fängst du an zu spinnen? Waldkoller? Drehwurm? Erste Anzeichen von Schweinepest?«
    Schweinepest! Kim hätte ihm am liebsten eins auf den Rüssel gegeben. Damit machte man keine Witze.
    Irgendetwas stimmte hier nicht – ganz und gar nicht.
    Unter einem Baum, nicht weit von der Hütte auf Rädern entfernt, fand sie ein Stück Stoff. Es war herausgerissen worden – aus einem Hemd, wie Munk und Haderer es bei der Arbeit manchmal trugen. Grau, mit schwarzen Karos, nicht besonders ansehnlich.
    Der Stoff roch nach Haderer, nach seinem Schweiß, nach Tabak und irgendwie auch nach Angst.
    Aber was hatte Haderer hier draußen im Wald zu suchen?
    Kim drehte sich noch mal herum. Lunke hatte sich unterdessen vor die Bank hingelegt; er gähnte unflätig und scheinbar vollkommen desinteressiert, dabei war eindeutig zu sehen, dass er sie aufmerksam im Blick behielt.
    Was stimmte hier nicht?
    Würde gleich die Tür des Wagens aufspringen und Haderer mit einer Forke bewaffnet dastehen und sie verjagen, weil hier sein Zuhause war?
    Am besten wäre es, sie könnte einen Blick ins Innere werfen.
    Kim hatte kaum zwei Schritte auf Lunke zu gemacht, als er zusammenzuckte. Vor Schrecken wurden seine Augen ganz klein. »Da!«, hauchte er.
    Kim brauchte einen Moment, um zu begreifen, was ihn so erschreckte. Es war nicht neben, hinter oder vor ihr – nein, es war über ihr.
    In dem großen Baum hing etwas. Zuerst erblickte sie zwei nackte, schmutzige Füße, dann zwei baumelnde Arme, die in einem grauen Hemd mit schwarzen Karos steckten.
    Die Füße und Arme gehörten eindeutig zu Haderer, und auch wenn er in dem leichten Wind ein wenig hin und her schwang, hätte selbst ein viel dümmeres Schwein als Kim erkannt, dass er tot war.

7
     
    Lunke trat neben sie und schluckte vernehmlich. »Was tut er da?«, fragte er flüsternd, als könnte er Haderer tatsächlich aufwecken, wenn er zu laut sprach.
    »Das ist Haderer, der Mann, der uns meistens gefüttert hat. Ich würde sagen, er hängt da und ist tot«, erwiderte Kim. Sie wunderte sich selbst, wie ruhig sie blieb.
    Beide konnten sie ihren Blick nicht von dem Toten wenden. Ein paar Elstern kamen, ließen sich auf einem Ast in der Nähe nieder und krächzten sich lauthals eine Nachricht zu. Es klang fast, als würden sie einen Plan schmieden, wie sie am besten über Haderer herfallen konnten. Wann stellte sich schon mal solch ein Leckerbissen ein?
    »Komm, lass uns abhauen!«, raunte Lunke ihr zu. »Ich bringe dich zum Stall zurück. Wenn uns hier jemand erwischt, glaubt man noch, wir hätten ihn …«
    »Lunke«, unterbrach Kim ihn streng, »wie sollten wir denn Haderer da hinaufbekommen haben?« Der wilde Schwarze schien nicht zu den klügsten Zeitgenossen zu gehören; tief im Wald zählten wohl andere Qualitäten.
    Kim wandte den Blick ab und begann, sich den Boden genauer anzusehen. Viele Spuren gab es hier nicht. Da waren dieser Stofffetzen aus Haderers Hemd und ein paar Abdrücke von Stiefeln – unterschiedlichen Stiefeln, wenn sie sich nicht irrte. Aber wie kam es dann, dass Haderer keine Stiefel anhatte?
    »Was denkst du, was passiert ist?«, fragte Lunke.
    Kim trat ihm rasch in den Weg, damit er

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