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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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trinken, Rüdiger. Habe ich dir schon oft gesagt.«
    Mit einem feisten Grinsen im Gesicht wandte er sich um und hielt ebenfalls plötzlich inne. Kim beobachtete, wie ihm ganz langsam die brennende Zigarette aus dem Mund fiel; sie drehte sich in der Luft, glomm noch einmal kurz auf, dann zischte sie, als sie in eine Lache auf dem Boden fiel.
    »Rüdiger, schnell – mein Gewehr!«, schrie Kaltmann. Er warf sein Messer beiseite und stürzte nach hinten. Im nächsten Moment krachte etwas gegen Kim. Ein heftiger Schmerz durchzuckte sie. Lunke hatte ihr einen Stoß verpasst.
    »He, Kim – aufwachen!«, schrie er. »Abmarsch – sofort!«
    Dann war er wie ein schwarzer Schatten an ihr vorbei. Kim folgte ihm quiekend, stürzte beinahe auf der Schwelle, weil es da so nass war, und zwängte sich zwischen Hauswand und Kastenwagen hindurch. Der selten dumme Hund war durch den Schrei seines Herrn nun ebenfalls aufgeschreckt worden. Mit lautem Gekläffe zog er seine Kette hinter sich her und stürzte vor – doch Lunke hatte mit einem ungestümen Angriff gerechnet und wehrte ihn mit einem gekonnten Schlag seiner Hinterläufe ab. Kim konnte ein elendes Jaulen vernehmen, dann waren sie auf der Straße und rannten in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Zwei Wagen rauschten an ihnen vorbei – Kim entdeckte ängstliche, ungläubige Menschengesichter. Reifen quietschten, und einmal schrammte Metall auf Metall.
    Als sie glaubten, es schon geschafft zu haben, hörten sie einen lauten hohen Knall. Etwas pfiff über sie hinweg.
    »Er hat tatsächlich ein Gewehr«, schrie Lunke. »Ab in den Graben.«
    Kim wandte voller Angst den Kopf. Da, keine zwanzig Schweinslängen hinter ihr, stand Kaltmann mit einem langen, schwarzen Stock, den er sich vors Gesicht hielt: das Gewehr. Im nächsten Moment, während ein zweites Knallen die Luft durchschnitt, riss Lunke sie mit, und sie stürmten gemeinsam über die Straße, die Böschung hinunter, mitten hinein in ein seichtes, kühles Wasser.
    Dort blieb Kim liegen. Ihr Herz klopfte so wild, dass es gleich aussetzen würde. Sie sah den hellen, blauen Himmel über sich und wusste, dass sie gleich vor Angst und Erschöpfung sterben würde. Aber irgendwie war sie ganz einverstanden damit. Immerhin war Lunke an ihrer Seite.

6
     
    War sterben wie fliegen? Sie hatte das Gefühl, auf einer weißen Wolke dahinzugleiten, ganz schwerelos – wunderbar! Wann hatte sie sich zuletzt so leicht und aufgehoben gefühlt? Wahrscheinlich noch nie, jedenfalls nicht, seit sie mit Doktor Pik, Che und den anderen zusammen war. Doch plötzlich, in dieses saumäßig schöne Schweben hinein, hörte sie ein bedrohliches Knurren und Schnaufen. Die chwerelosigkeit verging schlagartig, und Kim schlug die Augen auf.
    »Aufwachen, Babe!« Zwei braune Augen starrten sie an, in denen sie sich gespiegelt fand.
    Kim schreckte auf. Sie lag in dem warmen Wasser eines Grabens, Lunke beugte sich über sie und hauchte ihr seinen heißen Atem ins Gesicht.
    »Babe? Was soll das heißen!«, fuhr sie ihn an.
    Er verzog das Gesicht. »So hat meine Mutter mich früher immer genannt!«
    Mühsam kam Kim auf die Beine. Das Wasser hatte ihren geschundenen Hufen gutgetan, aber nun erinnerte sie sich an Kaltmann und das Gewehr. Statt mit dem Messer auf sie loszugehen, hatte er auf sie geschossen – merkwürdig, aber immerhin waren sie ihm entkommen.
    Oben auf der Straße rauschte ein Auto vorbei. Unwillkürlich zuckte sie zusammen.
    »Ich will ja nicht drängen«, sagte Lunke, »aber wir sollten uns ein wenig beeilen, wieder in den Wald zu kommen. Bald ist da oben der Teufel los. Dann fährt ein Blechding nach dem anderen die Straße herunter.«
    »Nenn mich nie wieder Babe«, sagte Kim und bedachte ihn mit einem wütenden Blick.
    Lunke nickte wortlos, dann ging er voraus, die Böschung hinauf.
    Sie schafften es, an einem riesigen, laut hupenden Lastwagen vorbeizukommen und auf die andere Straßenseite zu gelangen. Dort schlugen sie sich ins Gebüsch und trabten verdeckt ein Stück neben den Autos her, bis sie den Wald erreicht hatten.
    Kim spürte ihre Erschöpfung. Die Sonne stand schon recht hoch. Die anderen waren gewiss längst wach und vermissten sie. Wahrscheinlich waren sie schon nach draußen gelaufen und hatten sich über das Fressen hergemacht, das Haderer ihnen bereitet hatte. Falls Haderer gekommen war – gestern Abend hatte es nicht so ausgesehen, als würde er sich weiter um sie kümmern.
    Sie konnte nicht umhin, auf einmal

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