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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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nicht den deutlichsten Stiefelabdruck ruinierte. »Ich nehme nicht an, dass er sich selbst da hingehängt hat – auch wenn Menschen viel zuzutrauen ist. Hier war ein anderer Mensch am Werk, genau wie bei Munk«, erwiderte Kim. Vorsichtig bewegte sie sich zu Haderers Stiefeln hinüber.
    »Mord«, hauchte Lunke, als würde ihm erst jetzt die Bedeutung ihrer Entdeckung klar werden. »Ein zweiter Mord – die Menschen fangen an, sich gegenseitig umzubringen.«
    Kim nickte. Che würde das gefallen – die Menschen fielen übereinander her, bis keine mehr übrig waren, und am Ende würde alles ihnen gehören, den Weißen und den Schwarzen. Vielleicht würden sie sich dann alle vereinen und müssten vor niemandem mehr Angst haben.
    »Ich finde trotzdem, dass wir abhauen sollten«, sagte Lunke immer noch flüsternd. »Geht uns doch nichts an, dass da ein Mensch hängt.«
    »Haderer war der Mann, der uns gefüttert hat. Er mochte uns nicht, aber aus seiner Hand haben wir unser Fressen bekommen. Wer wird uns jetzt unsere Kartoffelschalen bringen?«
    »Ihr habt Kartoffelschalen gefressen?« Lunke schüttelte sich, als ekle ihn allein der Gedanke an ein solches Fressen. »He, du bist jetzt frei. Du kannst bei mir bleiben. Ich zeige dir die besten Stellen im Wald, und wenn einer dir zu nahe kommt, dann beschütze ich dich.«
    Hatte Lunke ihr da soeben ein eindeutiges Angebot gemacht? Kim antwortete nicht. Sie besah sich Haderers Stiefel. Dann schnüffelte sie den kurzen Weg zum Haus auf Rädern ab. Sah so aus, als wäre Haderer hier oft gewesen. Ein paar Zigarettenstummel lagen auf dem Weg. Vielleicht hatte er sogar in dieser Hütte gewohnt – mitten im Wald, bei den sonderbaren Pflanzen, als bräuchten die einen Wächter.
    »Was meinst du, wie oft kommt hier ein Mensch vorbei?« Sie drehte sich um und sah Lunke an.
    Argwöhnisch blickte er zum Wald hinüber. Er verlor offensichtlich die Lust, sich noch länger hier im hellen Sonnenlicht aufzuhalten. »Nicht oft«, grummelte er. »Eigentlich nie. Nicht mal die Baummörder.«
    »Gut«, sagte Kim, »dachte ich mir. Wir müssen etwas tun. Wohin geht es zur Straße?«
    Lunke deutete mit seinem kaputten Eckzahn in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    »Dann los!« Kim schnappte nach einem der Stiefel, die Haderer gehört hatten, und machte sich auf.
     
    Es gefiel ihr, die Führung zu übernehmen. Nun rannte Lunke hinter ihr her. Er war wirklich schwer von Begriff.
    »He, was soll das?«, rief er unwillig. »Wo willst du mit dem Stiefel hin? Zu Kaltmann laufe ich jedenfalls nicht, das kannst du vergessen! – Auch wenn ich vor dem Köter natürlich kein bisschen Angst habe!«
    Wie kam er nur auf den abwegigen Gedanken, dass sie zu Kaltmann wollte? Kim lächelte vor sich hin, auch wenn das mit einem Stiefel in der Schnauze, der nach Haderer roch und schmeckte, nicht eben leicht war.
    »Wir müssen jemanden heranlocken – einen Menschen«, sagte sie, als Lunke zu ihr aufgeschlossen hatte. »Sonst hängt Haderer noch wochenlang da. Die Elstern werden ihn auffressen, und der nächste Regen wird die Spuren verwischen.«
    Lunke furchte die Stirn. Es war augenfällig, dass er sich über so etwas wie Spuren noch nie einen Gedanken gemacht hatte. Er rannte durch den Wald, und es war ihm gleichgültig, ob er Spuren hinterließ oder nicht.
    »Und wie willst du das machen – jemanden heranlocken?«, fragte er zweifelnd.
    »Dafür habe ich den Schuh«, entgegnete Kim. Einen Moment blieb sie stehen. Die Sonne stand mittlerweile hoch am blauen Himmel. Es war schon recht heiß, zwar weniger heiß als gestern auf der Wiese, aber die Wirkung ihres erfrischenden Bades ließ dennoch langsam nach.
    »Wo ist die Straße?«
    Lunke deutete nach links. »Da – ist nicht mehr weit.«
    Kim setzte sich wieder in Bewegung. Der Schuh im Maul, genau der schwarze Stiefel, den sie oft schmerzhaft in ihrer Flanke gespürt hatte, begann sie zu stören. Ekelhaft! Vielleicht verhielten sich Menschen deshalb so merkwürdig, weil sie den ganzen Tag in solchen Dingern herumliefen. Nun, Haderer würde nie mehr irgendwohin laufen. Plötzlich machte der Gedanke sie traurig. Auch wenn sie den Kerl nie hatte leiden können, auf diese Art sollte man nicht enden – aufgeknüpft an einem Baum. Warum hatte der Mensch, der das getan hatte, diesmal kein Messer genommen? Wollte er, dass Haderer nicht gefunden wurde, und hatte er ihn deshalb in einen Baum gehängt? War es derselbe Täter gewesen? Sie dachte an die Gestalt,

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