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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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schon immer anders gewesen, aber nun … Seit der wilde Schwarze aufgetaucht ist und du die Wiese verlassen hast, ist Che regelrecht wütend auf dich. Wenn er könnte, würde er dich verbannen … dich ausschließen aus unserer Gemeinschaft.«
    Kim spürte einen Stich in ihrem Herzen. Verbannen? Ausschließen? Was sollte das denn bedeuten? Sie waren fünf Schweine, die sich, wenn alles glatt lief, um ihr Fressen keine Gedanken machen mussten und die das unvergleichliche Glück gehabt hatten, dass Dörthe sie vor dem Schlachthaus gerettet hatte, und nun redete einer davon, einen anderen aus ihrer Gemeinschaft zu verbannen?
    Sie schaute Doktor Pik fragend an. Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass er magerer geworden war, nicht Haut und Knochen, das nicht, aber verglichen mit Brunst und Che allenfalls eine halbe Portion. Vielleicht war er auch deshalb so schweigsam geworden. War er krank, hatte er Würmer oder war mit seinen Innereien etwas nicht in Ordnung?
    »Zu welchem Entschluss ist Che denn gekommen?«, fragte sie mit fester Stimme.
    »Das wird er dir selbst sagen«, erwiderte Doktor Pik. »Ich möchte dich nur bitten, ein wenig freundlicher zu sein und … vielleicht kooperativer.«
    Kim nickte. Klar, dachte sie, kooperativ sein konnte nichts schaden. Außerdem würde Che, da man ihm das Kostbarste, was ein Eber besaß, schon vor langer Zeit geraubt hatte, auch nicht den Satz aussprechen können, den sie aus seinem Maul absolut gehasst hätte: He, Kim, ich will ein paar Ferkel von dir.
    »Also gut«, sagte sie, während sie sich wieder dem Stall näherten, »zeige ich mich lieb und nett und kooperativ, so wie es Eber bei einer Sau mögen.«
    Doktor Pik nickte ihr freundlich zu.
    Es war offenbar zur Gewohnheit geworden, dass niemand abends die Tür zum Stall verriegelte. Auch der falsche Munk tat das nicht.
    Die anderen hatten sich bereits auf ihre angestammten Schlafplätze zurückgezogen.
    Cecile sprang sofort auf die kurzen Beine und quiekte freudig. »Kim, endlich – wo bist du gewesen? Hast du was Tolles erlebt? War Lunke auch dabei?«
    Kim steuerte ihre Ecke an. »Nee«, sagte sie, »ich habe nichts Tolles erlebt. Die Menschen haben mich untersucht, und dann …« Dass sie mit Dörthe in einem offenen Wagen gefahren war, sollte sie lieber verschweigen, überlegte sie, während sie Ceciles neugierigen Blick auf sich spürte. Und von Lunke wollte sie auch nicht sprechen.
    Brunst hob kurz den Kopf. Statt einer Begrüßung grunzte er: »Du riechst seltsam …«
    »Nach Rauch – im Dorf hat es ein Feuer gegeben«, erwiderte Kim beiläufig, um seine Neugier nicht anzustacheln.
    Brunst schüttelte den schweren Kopf. »Das meine ich nicht. Hast du Möhren gefressen? Ich rieche frische Möhren.«
    Vor Staunen vergaß Kim einen Moment zu atmen. Wie konnte das sein? Hatte Brunst den absoluten Geruchssinn, was all die Dinge betraf, die man fressen konnte? Es war eine halbe Ewigkeit her, dass die rothaarige Frau mit der überdimensionalen Brille sie mit Möhren gefüttert hatte.
    Als sie antworten wollte, hörte sie, wie Che in dem dunklen Stall herankam. Er funkelte sie mit seinen braunen Augen wütend an, und es interessierte ihn offenbar auch nicht, ob sie nach Rauch oder Möhren roch.
    »Hast du dich wieder mit den Menschen gemein gemacht?«, zischte er ihr zu.
    Mit den Menschen gemein gemacht? Wo hatte er denn diesen Ausdruck her?
    »Ich wäre lieber hier bei euch gewesen – das kannst du mir glauben«, entgegnete sie, so freundlich sie konnte.
    Aus den Augenwinkeln registrierte sie, dass Doktor Pik ihr zunickte. Ja, so war es gut, schien er ausdrücken zu wollen. Sei nett – und brich bloß keinen Streit vom Zaun.
    »In letzter Zeit bist du mehr unter Menschen als unter Schweinen«, erklärte Che streng. »Nein, ganz so kann man es auch nicht sagen«, korrigierte er sich selbst. »Da gibt es ja noch diesen wilden Schwarzen, der dir auflauert – diesen Halunken. Wahrscheinlich hat er dich auch schon …«
    Kim spürte, wie eine heftige Wut in ihr aufwallte. Im Gegensatz zu dir ist Lunke wenigstens kein Feigling, wollte sie Che entgegenschleudern, doch dann sagte sie nur: »Ich bin schrecklich müde. War ein langer Tag. Können wir nicht morgen weiterreden?«
    Che schob sich noch näher heran, so dass sich ihre Rüssel beinahe berührten. Er roch nicht gut – nach Zorn, nach zu vielen schlechten Gedanken. Die Wunden aber, die ihm seine Flucht vor den Schwarzen eingetragen hatte, schienen allmählich zu

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