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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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an. Ja, das war dieser scheinbar freundliche Mann, der sie »Ferkelchen« genannt und sie auf einen Grill hatte legen wollen. Nun hatte ein Feuer ihn getötet.
    Dörthe tauchte atemlos neben ihr auf und griff nach ihrem Halsband.
    »Der Pfarrer!«, stieß sie hervor und presste eine Hand auf den Mund. »Oh, wie schrecklich!«
    Kims Blick wanderte zu dem Schuppen, in dem Cecile eingesperrt gewesen war. Dort hatte das Feuer getobt. Rauch stieg zwischen Wasserlachen auf. Andere Uniformierte liefen umher und machten ernste Gesichter. Gab es da noch einen Toten? Kroll oder den jungen Kaltmann? Nein, offensichtlich nicht.
    »Sind Sie verrückt geworden?«, rief ein Mann mit einem besonders großen Helm und trat auf Dörthe zu. »Nehmen Sie Ihr Schwein, und machen Sie, dass Sie verschwinden!« Dann wandte er sich an einen anderen Mann. »Sind in diesem Ort alle verrückt geworden?«
    Dörthe nickte, stumm vor Entsetzen, und versuchte, Kim mit sich zum Auto zu zerren.
    Munk, Haderer, Altschneider – der dritte Tote, rechnete Kim sich in Gedanken vor.
    Die Menschen starben, als litten sie an einer schlimmen Krankheit.
    Ohne sich zu widersetzen ließ sie sich von Dörthe zum Auto führen und sprang bereitwillig hinein. Sie hatte nun schon beinahe Übung darin. Auf der anderen Seite der Straße hatten sich ein paar Kinder postiert, die sogleich losschrien, als sie Kim entdeckten, und da stand auch der ältere Kaltmann und starrte sie feindselig an, als würde er ihr die Schuld an dem Feuer geben und daran, dass Altschneider tot war.

16
     
    Wortlos fuhr Dörthe auf den Hof zurück. Sie weinte zwar nicht, aber das Entsetzen ließ ihr Gesicht starr und gealtert aussehen. Kim hätte gerne etwas getan, um sie zu trösten, aber außer leise zu grunzen, fiel ihr nichts ein. Dörthe reagierte nicht darauf.
    Der Himmel war glutrot, als das Kabrio vor dem Haus hielt. Kim wartete brav, bis Dörthe ihr die Tür öffnete und sie herausspringen konnte. Der Hof war verlassen, kein Auto stand mehr da, und auch die Hunde, die alles durchschnüffelt hatten, waren verschwunden – nur ihr penetranter, unangenehmer Geruch hing noch in der Luft. Einige hatten tatsächlich gewagt, hier unter sich zu machen.
    »Danke, dass du meine Polster geschont hast«, sagte Dörthe, aber es klang abwesend und tonlos. Dann nahm sie Kim das lästige Halsband ab und ließ sie auf die Wiese.
    Erleichtert trabte Kim auf den Stall zu. Das ist der längste Tag meines Lebens gewesen, dachte sie.
    Als sie sich noch einmal umdrehte, sah sie, dass der falsche Munk aus dem Haus getreten war und Dörthe ihm die Hand reichte, während sie gleichzeitig begann, ihm mit lauten, aufgeregten Worten zu berichten, was geschehen war. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte Kim in dem Abendlicht, das alles weich und schattenhaft wirken ließ, geglaubt, der richtige Munk sei zurückgekehrt und begrüße seine Geliebte.
    »Bist du also zurück«, sagte eine dunkle Stimme hinter ihr.
    Überrascht wandte Kim den Kopf.
    Doktor Pik stand allein mitten auf der dämmrigen Wiese und lächelte sie an. »Hab mir schon Sorgen gemacht«, erklärte er. »Dein wilder schwarzer Freund ist auch schon zweimal hier gewesen.«
    Kim dachte an den toten Altschneider und daran, dass sie unbedingt in Erfahrung bringen musste, was Lunke mit der kaputten Plastiktüte und dem Fetzen Papier gemacht hatte, den Dingen, die sich gestern Abend an seinem Eckzahn verfangen hatten.
    »Ich muss schlafen«, sagte sie zu Doktor Pik. »Im Dorf hat es gebrannt, und jemand ist tot, und ich habe gesungen und bin untersucht worden …« Vor Erschöpfung flossen die Worte so leise und tonlos aus ihr heraus, dass man sie kaum verstehen konnte.
    »Das wird nicht sofort möglich sein«, sagte Doktor Pik. »Che … Er hat … Er ist zu einem Entschluss gekommen.«
    »Will er schon wieder ausbrechen und die Revolution ausrufen?« Kim lächelte erschöpft. »Tja, das muss wohl bis morgen warten.«
    »Ich werde bald sterben«, sagte Doktor Pik. »Ich spüre es in meinen Knochen … Dann kann ich nichts mehr für dich tun … die anderen nicht mehr besänftigen …« Er klang zärtlich und traurig zugleich.
    »Die anderen nicht mehr besänftigen?« Kim blieb abrupt stehen. Vor ihr lag der Stall in der Dämmerung, und sie war beinahe sicher, dass Che und Brunst irgendwo auf der Lauer lagen, um zu lauschen. Leiser fuhr sie fort: »Wieso musst du die anderen besänftigen?«
    »Ach, kluge Kim.« Doktor Pik seufzte. »Du bist

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