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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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zweite Munk wieder getötet hatte?
    »Sofort abhauen!«, schrie Lunke noch einmal voller Dringlichkeit. Anscheinend hatte er wenig Lust, Kroll erneut zu begegnen, und vermutlich hatte der Polizist nun wieder seine Waffe dabei.
    Kim nickte und bemerkte, dass Kroll auf sie aufmerksam geworden war. Jedenfalls starrte er voller Verwunderung in ihre Richtung. In dem Moment, als sie sich umwenden wollte, um endlich in den Wald zu fliehen, meinte sie, seinen harten Blick auf sich zu spüren. Es war, als hätte er zwei funkelnde, gnadenlos scharfe Messer in den Augen, mit denen er sie durchbohrte.

19
     
    Früher hatte sie sich vor der Finsternis gefürchtet, mittlerweile jedoch sehnte sie die Dämmerung förmlich herbei, damit sie sich in der Dunkelheit verstecken konnte. Wie viele seltsame Dinge waren in den letzten Tagen passiert! Aber vielleicht hatten all die Turbulenzen nun endlich ein Ende, da der falsche Munk verhaftet worden war. Kim hatte das Gefühl, dass sie keine weiteren Aufregungen mehr ertragen würde. Krolls Blick war ihr mächtig in die Glieder gefahren – so sehr, dass sie hoffte, ihm nie wieder über den Weg zu laufen.
    Nachdem sie sich von Lunke am Zaun verabschiedet hatte, trabte sie sofort in den Stall. Niemand sollte sie auf der Wiese sehen. Am besten würde sie in den nächsten Wochen unsichtbar sein – zumindest für Menschen.
    Doktor Pik lag in seiner Ecke. Er hatte die Augen geöffnet und schnaufte vor sich hin. Es schien ihm jedoch ein wenig besser zu gehen. Kaum merklich nickte er ihr zu, als er sie erspähte.
    Auch die anderen hatten sich schon auf ihre Schlafplätze begeben, obwohl die Sonne noch gar nicht untergegangen war. Anscheinend hatte die Hitze des Tages sie erschöpft, oder aber sie waren wieder zu einer geheimen Besprechung zusammengekommen.
    Neugierig und sogar ein wenig feindselig starrten sie Kim an, als erwarteten sie eine Erklärung, warum sie schon wieder verschwunden gewesen war. Che wirkte in seiner Reglosigkeit besonders abweisend. Keiner sagte ein Wort zur Begrüßung. Nur die kleine Cecile brachte ein piepsiges »Wo warst du denn schon wieder?« hervor.
    Kim baute sich mitten im Stall auf. Ihr Herz schlug so schnell, als würde sie noch immer durch den Wald rennen, und irgendwie war ihr merkwürdig zumute, nicht wegen Kroll und wegen des falschen Munks, sondern weil sie plötzlich begriff, was passieren würde, wenn Doktor Pik tatsächlich starb. Was hatte er gesagt? Che und die anderen wollten sie aus ihrer Gemeinschaft verbannen?
    Sie räusperte sich. Was sollte sie den anderen sagen? Ich liebe euch alle – ihr seid meine Familie, alles, was ich habe?
    Nein, da hätte sie sich lieber die Zunge abgebissen und bis ans Ende ihrer Tage ein Schweigegelübde abgelegt.
    »Ich möchte etwas kundtun«, begann sie mit fester Stimme, ohne dass sie wusste, wie sie fortfahren sollte. »Ich verspreche euch eines: Ich werde diese Wiese und diesen Stall nie wieder verlassen. Ich werde auch Lunke nie wieder sehen. Selbst wenn es vielleicht in der letzten Zeit nicht immer den Eindruck gemacht hat – ich weiß genau, wo ich hingehöre. Ich gehöre zu euch.«
    Niemand erwiderte etwas, einzig das monotone Schmatzen von Brunst war zu vernehmen. Sein Kiefer musste immer etwas zu tun haben, auch wenn er ausnahmsweise gar nichts zu fressen im Maul hatte. Kim sann ihren eigenen Worten nach. Hatte sie das wirklich gesagt – dass sie hierher gehörte und Lunke nie wieder sehen würde? Hatte es ihr eine so große Angst eingejagt, wie Kroll sie angestarrt hatte, dass sie tatsächlich für immer auf diesem winzigen Flecken Erde bleiben wollte?
    Sie war so verwirrt, dass sie gar nicht mitbekam, wie sich Doktor Pik mühsam aufgerichtet hatte.
    »Ich möchte auch etwas sagen«, erklärte er feierlich mit ungewöhnlich lauter Stimme. Einen Moment wartete er ab, bis er die Aufmerksamkeit aller gewonnen hatte.
    Will er schon wieder vom Sterben sprechen?, fragte Kim sich, doch nein, er schickte seinen Worten ein flüchtiges Lächeln voraus.
    »Ich habe einen Traum«, fuhr er gewichtig fort. »Ich habe den Traum, dass Schweine keinen Streit mehr untereinander haben, dass sich alle verstehen, weiße und schwarze Schweine, große und kleine, dicke und ganz dicke. Und dass auch Schweine und Menschen sich verstehen und sogar Schweine und Hunde und Katzen.«
    Einen Moment hob er den Kopf, als erwartete er Applaus, so wie früher, als er jeden Tag in der Manege gestanden hatte, aber dann, als niemand ihm

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