Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)
mehr so fasziniert von den Klängen.
Während Ebersbach ein wenig zurückfiel, drängte Kroll sich vor, die Arme von sich gestreckt. Andere Menschen drehten sich um: eine dicke Frau, der junge Kaltmann, zwei alte Männer, die den Mund öffneten, als wollten sie etwas sagen, aber keinen Ton hervorbrachten.
Die Musik brach kurz ab, setzte wieder ein. Eine Frau schrie schrill auf, und dann zerrte Kroll den falschen Munk aus einer Bank, indem er ihn einfach am Arm packte und hochzerrte.
Kim kniff die Augen zusammen, sie meinte Dörthes roten Haarschopf unter einem schwarzen Hut wahrzunehmen, dann das überraschte Gesicht von Schredder, der ausnahmsweise keine Sonnenbrille trug.
Der falsche Munk stolperte neben Kroll her, er versuchte sich aus dem Griff zu befreien, doch im nächsten Moment wurde ihm der Arm auf den Rücken gerissen, und er schrie vor Schmerzen auf und sank in die Knie.
Die Musik verstummte nun vollends, ein letzter langer Ton verhallte, dann rief jemand etwas, und Dörthe schrie: »Was tun Sie da? Sie stören eine Trauerfeier!«
Kroll wandte sich um, ohne den zweiten Munk loszulassen. Er lächelte kurz und sagte: »Damit alle Bescheid wissen: Herr Matthias Munk, Sie sind verhaftet.« Er machte eine kurze Pause, in der niemand etwas sagte. »Sie stehen unter dringendem Tatverdacht, Ihren Bruder Robert Munk sowie dessen Gehilfen Emil Haderer getötet zu haben.«
Ebersbach war nun ebenfalls herangeschlendert. Er lächelte zufrieden, während er den zweiten Munk ansah, der immer noch mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden kniete, dann hob er die Hände, um die Menschen in der Halle zu besänftigen. »Meine verehrten Damen und Herren, behalten Sie die Fassung«, sagte er mit lauter Stimme. »Die Trauerfeier kann gleich weitergehen. Wir mussten leider zu dieser ungünstigen Stunde zugreifen, aber wir haben eindeutige Beweise. Matthias Munk ist von mehreren Zeugen kurz vor den Morden in der Nähe gesehen worden.«
»Sie lügen!«, stieß der zweite Munk mit schmerzverzerrter Stimme hervor, doch für diesen Einwurf riss Kroll seinen Arm noch ein wenig höher.
Dörthe hatte sich inzwischen zu dem Kommissar vorgearbeitet. Den schwarzen Hut hatte sie dabei verloren. Ihre Augen waren zu Schlitzen verengt, das Gesicht war rot vor Zorn.
»Herr Kommissar, was sagen Sie da? Weshalb sollte Herr Munk seinen Bruder getötet haben? Wie kommen Sie auf einen solchen Unsinn?«
Während Kroll sie nur stumm ansah und dann den falschen Munk zwei, drei Schritte in Richtung Ausgang führte, entgegnete Ebersbach vollkommen ruhig: »Er hat seinen Bruder gehasst, wie jedermann weiß, und Haderer hat ihn bei der Tat beobachtet und dann zu erpressen versucht. Deshalb musste auch er sterben. So einfach ist das!« Er nickte Dörthe mit einem angedeuteten Lächeln zu und machte Kroll dann ein Zeichen, ihm zu folgen.
Die Menschen sahen ihnen nach, ohne dass jemand auch nur ein Wort über die Lippen brachte. Nur einer sprang hervor, hob eine Kamera und drückte mit schnellen Bewegungen mehrmals hintereinander auf den Auslöser.
Geduckt, mit schmerzverzerrtem Gesicht, schlich der falsche Munk neben Kroll her. Er wagte nicht, auch nur einen Ton von sich zu geben, doch schien er Dörthes Blick zu suchen, allerdings vergeblich. Als er sich umwandte, riss Kroll seinen Arm wieder in die Höhe, und Munk stürzte beinahe und sank noch tiefer in die Knie.
Vielleicht hat Kroll doch recht, dachte Kim unsicher, obwohl sich ihr Herz beim Anblick des Mannes zusammenkrampfte. Der falsche Munk ist ein Mörder – und es fällt jedem Mörder gewiss leicht, auch einen zweiten und dritten Mord zu begehen. Dann jedoch sah sie Krolls Augen hinter den dicken Brillengläsern. Zufriedenheit stand darin zu lesen, Zufriedenheit und Lüge.
»Komm jetzt endlich!« Lunke stieß sie in die rechte Flanke, und sie schrak auf.
Ebersbach und Kroll steuerten mit dem falschen Munk bereits auf das Tor zu. Der Mann mit der Kamera machte immer noch Fotos, er war der Einzige, der sich aus der Erstarrung gelöst hatte.
Was wäre, wenn sie sich ihnen entgegenstellte?, kam Kim in den Sinn. Wenn Lunke und sie den falschen Munk befreien würden, so wie sie die kleine Cecile befreit hatten?
Aber nein, wie konnte sie so etwas denken!
»Wir müssen abhauen – sofort abhauen!«, grunzte Lunke ihr ins Ohr.
Kim versuchte, den Kopf abzuwenden, aber irgendwie konnte sie es nicht.
Was war mit Kroll? Was war er für ein Mensch? Hatte er wirklich herausgefunden, dass der
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