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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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hinweg.
    »Na, mein Marihuana-Schwein«, sagte eine Stimme und lachte heiser. »Nun machen wir einen kleinen Ausflug.«
    Kim schaute sich um und schüttelte den Traum von sich ab. Sie war in ihrem Stall, so viel war sicher, und der Mann, der vor ihr stand und sie an einem Strick festhielt, den er ihr um den Hals gelegt hatte, war kein anderer als Kroll.
    Er klopfte ihr einmal auf den Kopf, als würde er es gut mit ihr meinen, dann glitt der Strahl seiner Taschenlampe zur offenen Tür. Draußen war es noch dunkel. Nur ein Rest Mondlicht hing in der Luft.
    Kim stemmte sich gegen ihn, doch Kroll war eindeutig stärker. Ihre Hufe schlitterten über den Boden, als er sie in Richtung Tür zerrte. Sie spürte, dass sie voller Schrecken unter sich machte und ein ersticktes, ängstliches Grunzen ausstieß.
    »Leise, verdammt!« Kroll verpasste ihr mit der Taschenlampe einen Hieb in die Flanke. Tief bohrte sich das Metall in ihre Haut.
    Kim versuchte sich umzudrehen. Hatten die anderen überhaupt nichts mitbekommen? Warum half ihr niemand? Es war doch eindeutig, was Kroll mit ihr vorhatte.
    Auf dem Hof würde ein Transporter warten, und dann ginge es geradewegs ins Schlachthaus, zu Kaltmann. Ihre letzte Stunde hatte geschlagen …
    Bei diesem Gedanken fing ihr Herz an zu rumpeln, sie bekam keine Luft mehr, und die Beine versagten ihr den Dienst.
    »Verdammtes Schwein!«, zischte Kroll ihr zu. Er roch plötzlich nach Alkohol und einem penetranten Parfüm, und seine Brillengläser blinkten im ersten Licht. Das weiße Pflaster prangte immer noch auf seiner Stirn. Die Sonne machte sich bereit, über den Horizont zu kriechen.
    Ein Tritt brachte Kim wieder auf die Beine. Widerwillig trabte sie hinter Kroll her. Er trug einen langen Stock über der Schulter, erkannte sie. Zu ihrer Überraschung schlug er jedoch nicht den Weg zum Hof ein, sondern zerrte sie in Richtung Loch im Zaun. Es stand auch kein Transporter da. Nein, der schwarze Schatten vor dem Haus war der Wagen, auf dem Michelfelder neulich gesessen und sein Liebeslied für Dörthe gespielt hatte. Wahrscheinlich lag sie jetzt in seinen Armen und träumte vor sich hin, nicht ahnend, dass ihr Lieblingsschwein soeben aus dem Stall entführt wurde.
    Kim versuchte erneut, einen Hilfeschrei auszustoßen, doch Kroll hatte den Strick um ihren Hals so fest zugezogen, dass nicht mehr als ein heiseres Röcheln aus ihrer Kehle drang. Immer wieder schaute er sich um, als wolle er ganz sichergehen, dass niemand ihn beobachtete.
    »Das Wildschwein und du, ihr habt mich lange genug zum Narren gehalten«, flüsterte er Kim ins Ohr. Dann lächelte er wieder, dass sein hässlicher Schnauzbart auf und ab tanzte und seine kleinen braunen Zähne zu sehen waren.
    Was hatte er vor? Kim bemühte sich, ihre Gedanken zu sammeln, auch wenn ihr Herz immer noch ruckte und rumpelte. Wohin wollte er mit ihr? Wollte er sie irgendwo, abseits von allen Menschen, umbringen?
    Kroll hielt den Stock an seiner Schulter fest und schob sich als Erster durch das Loch im Zaun. Er fluchte, als sich seine Jacke in dem Draht verfing, und zog Kim so vehement hinter sich her, dass sie ins Stolpern geriet. Ein Metallstachel grub sich in ihr Fell. Sie quiekte vor Schmerz auf, aber dann war auch sie auf der anderen Seite, die vor ein paar Tagen noch die große Freiheit für sie bedeutet hatte.
    Kroll seufzte und ließ den Strahl seiner Taschenlampe kreisen. Einen Moment lang schien er unschlüssig zu sein, wohin er sich wenden sollte. Seine Schritte klangen dumpf auf dem nächtlich feuchten Boden. Der Stock auf seinem Rücken wippte auf und ab. Zwei Hasen kreuzten ihren Weg. Sonst war alles um sie still. Nur der Wind rauschte weit über ihnen in den Bäumen.
    Die Dunkelheit schien immer dichter zu werden, je weiter sie in den Wald vordrangen. Kim bemerkte, dass auch Kroll unsicher wurde. Immer wieder ließ er seine Taschenlampe aufblinken, um sich zu orientieren. Unwillig riss er an dem Strick um ihren Hals, als wäre Kim schuld daran, dass er am frühen Morgen durch einen unheimlichen Wald laufen musste.
    Kim grunzte, um ihren eigenen Unwillen auszudrücken, als Kroll sie weiter hinter sich her zerrte, nachdem er erneut abrupt die Richtung geändert hatte. Ihr Herz hatte sich immer noch nicht beruhigt und pochte so laut, dass ihr der Kopf wehtat.
    Dann begann plötzlich ein Konzert von Vogelstimmen anzuheben, als wären sie alle auf einen Schlag erwacht. Aus jedem Baum schien es zu zwitschern, doch Kroll achtete nicht

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