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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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nicht davon träumen, ein anderer zu sein? Aber es ist eben nur ein Traum. Vielleicht sollte so dein Vermächtnis anfangen: ›Liebe Schweine, wir müssen die Welt so nehmen, wie sie ist.‹«
    »Du findest es nicht lächerlich, wenn man ein Schwan sein will?«, stieß Che hervor.
    »Nein, ganz und gar nicht«, erwiderte Kim.
    Die Männer begannen, silberfarbene Behälter aus dem Transporter zu laden und ins Haus zu tragen. Die Gerüche brachten Kim ganz durcheinander. Was ging da vor sich? Wollte Dörthe ein Fest feiern? Und ausgerechnet mit gebratenem Schweinefleisch, wo sie selbst überhaupt kein Fleisch aß?
    Nun erst registrierte Kim, dass man in Munks Atelier vor den beiden Fenstern einen langen Tisch und in etlichen Reihen Stühle aufgebaut hatte.
    »Ich glaube, dass Schweine stolz darauf sein sollten, Schweine zu sein«, erklärte Che, nun wieder in einem festeren Tonfall. »Das ist eigentlich mein ganzes Vermächtnis.«
    »Prima«, erwiderte Kim. Sie behielt das Haus im Blick und entdeckte, dass Dörthe, die sich umgezogen hatte, aufgeregt umherlief und den weiß gekleideten Männern Anweisungen erteilte. Michelfelder, der anscheinend die ganze Nacht bei ihr gewesen war, schleppte Kartons aus dem Transporter, die allerdings nach nichts rochen. »Dann hast du es doch endlich. ›Ches erstes Gebot laut: Ein Schwein sollte stolz darauf sein, ein Schwein zu sein.‹«
    Che grunzte. »Ja, das klingt nicht schlecht, nicht wahr?« Jeder Hauch von Verlegenheit war aus seiner Stimme gewichen.
    Kim erhob sich, um näher an den Zaun heranzurücken und das Geschehen besser beobachten zu können. »Lass dir noch neun weitere Sätze einfallen«, sagte sie, um Che rasch loszuwerden, »und dann nennst du es: Ches zehn Gebote. Das kann man sich auch leichter merken als ein langes Vermächtnis.«
    Ein breites Lächeln glitt über Ches Gesicht. »Kim«, sagte er und stieß sie mit dem Rüssel an. »Manchmal sind deine Ideen gar nicht so schlecht. Und das mit dem Schwan vergisst du am besten gleich wieder.«
    »Schon passiert«, erwiderte Kim. Sie ließ Che stehen und trabte zum Zaun. Hier waren die Gerüche nach widerwärtigem Fleisch und Gemüse noch stärker, wenn auch keine silberfarbenen Behälter mehr aus dem Wagen geladen wurden. Die Männer schleppten lediglich noch Kartons, die nicht besonders schwer aussahen.
    Irgendetwas hatte Dörthe vor. Nur was? Sie hatte sich wieder die roten Haare hochgesteckt und trug ein rotes Kleid, das eng an ihrem Körper anlag. Als sie vor der Tür stand, versuchte Michelfelder ihr einen Kuss auf den Mund zu drücken, doch sie schob ihn weg.
    »Gerald, verdammt, lass das!«, zischte sie ihm zu. »Ich weiß gar nicht, ob es gut ist, dass du dabei bist. Die Leute könnten denken, dass wir …« Sie verstummte, weil zwei schwere schwarze Autos heranrauschten. Den ersten Wagen kannte Kim schon. Aus ihm stieg Schredder, der Mann, der alle Bilder abgeholt hatte. Er trug wieder seine riesige Sonnenbrille, die sein halbes Gesicht verdeckte. Auch die blonde Frau war wieder bei ihm. Noch nie hatte sie ein Wort gesagt, und auch jetzt schritt sie stumm neben Schredder auf den Eingang zu.
    Aus dem zweiten Wagen kletterte ein dürres Männlein mit einem grauen Ziegenbärtchen. Einen Moment lang fühlte Kim sich an Altschneider erinnert. Dörthe eilte auf den Mann zu und reichte ihm die Hand. Mit einem Gesichtsausdruck, als wäre ihm die Begrüßung lästig, ließ er das Händeschütteln über sich ergehen, nachdem auch Schredder, die blonde Frau und Michelfelder auf ihn zugesteuert waren. Obwohl er so klein und dürr war, musste der Ziegenbart irgendwie wichtig sein, begriff Kim. Er öffnete die hintere Tür seines Wagens und holte einen mächtigen schwarzen Aktenkoffer hervor, der ihn einerseits noch kleiner, andererseits noch wichtiger erscheinen ließ.
    Kaum waren die fünf Menschen im Haus verschwunden, rauschten andere protzige Autos auf den Hof, so viele, dass sie kaum Platz fanden. Zudem kamen etliche Menschen zu Fuß die Straße herauf. Kim meinte, einige wiederzuerkennen, die auch auf dem Friedhof gewesen waren. Kaltmann war dabei, ebenso sein Sohn, der deutlich hinkte, und eine ältere Frau mit kurzen Locken, die wie die beiden Männer ein rosiges Gesicht hatte. Keiner der Menschen blickte zur Wiese herüber, aber alle machten ein ernstes Gesicht, als läge etwas Bedeutsames vor ihnen.
    »Oh, was für ein Unglück!«, brummte Brunst vor sich hin, der neben Kim aufgetaucht war. »Sie sind

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