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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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zusammenzucken ließ. Dann drehte er sich um und lief davon.
    »Ich glaube«, sagte Doktor Pik mit leiser Stimme, »diesen wilden Schwarzen wirst du nie wieder los.«
    Das wäre nicht das Schlimmste, dachte Kim und lächelte.
    Einen Moment später wurde im Haus ein Fenster geöffnet, und Michelfelder blickte verschlafen hinaus.
    »Dörthe!«, rief er. »Komm schnell – deine Schweine sind wahnsinnig geworden und wollen ausbrechen!«

21
     
    Die Welt hatte sich plötzlich verändert, war ruhiger und friedlicher geworden, seit Kim wusste, dass Kroll tot war. Es war fast wie früher. Ein riesiger blauer Himmel spannte sich über ihr, und sie trabten gemeinsam über die Wiese und suchten nach Fressen. Brunst hatte sich wie üblich als Erster über die Kohlköpfe hergemacht, die Dörthe ihnen hingeworfen hatte, und Cecile war quiekend um seine fetten Beine gesprungen, um ihn zu ärgern. Nur Doktor Pik hatte sich nach einem kurzen Rundgang wieder in den Stall zurückgezogen, weil er am Ende seiner Kräfte war. Er hatte kaum etwas gefressen, aber beinahe einen Wassertrog allein ausgesoffen.
    Kim wusste, dass er sterben würde, aber nicht heute und nicht morgen. Sie hatte daher beschlossen, Dörthe nicht auf den Zustand von Doktor Pik aufmerksam zu machen, wahrscheinlich hätte es ohnehin nichts gefruchtet. Nachdem Michelfelder sie gerufen hatte, war Dörthe noch im Nachthemd auf die Wiese gelaufen und hatte den Zaun wieder aufgerichtet und den Pfahl mit einem Hammer in die Erde geschlagen. Von dem Kind in ihrem Leib war noch nichts zu sehen.
    »Damit ihr erst gar nicht auf die Idee kommt, abzuhauen«, hatte sie ihnen lächelnd zugerufen, aber da hatte Kim nur mitleidig grunzen können. Ein kleiner Rempler von Lunke, und sie hätten wieder einen Durchschlupf, durch den sich sogar Brunst zwängen konnte.
    Vorerst wollte Kim jedoch gar nicht mehr in die Freiheit. Es tat gut, einfach nur über die Wiese zu spazieren und sich so satt zu fressen, dass sie ganz schläfrig und zufrieden werden würde. Sie meinte, durch die Aufregungen der letzten Tage ein wenig abgenommen zu haben. Dann, während sie zufrieden ihren Lieblingsplatz unter dem alten Apfelbaum am Stall aufsuchte, sah sie es: eine winzige weiße Federwolke, die über dem Wald stand. Die Wolke war klein und sehr weit oben, aber Kim war sicher, dass es ein Zeichen war. Krolls Seele flog davon, schob sich an der gelben Sonne vorbei und löste sich plötzlich auf. Wo war die Federwolke nun?, fragte Kim sich. Wohin war sie geflogen, wenn sie nicht mehr am Himmel war? Was lag eigentlich hinter dem Himmel? Gab es da einen anderen Himmel, der vielleicht nicht blau, sondern grün oder rot war? Es machte Spaß, sich solche Fragen zu stellen, statt darüber nachzudenken, welcher Mensch einen anderen ermordet haben könnte.
    Als sie schon beruhigt einschlafen wollte, hörte sie, wie jemand sich langsam an sie heranschlich. Breitbeinig und schnaubend ging Che vor ihr in Position und starrte sie mit ernster Miene an. Er war seit ihrer Rückkehr äußerst einsilbig und mürrisch gewesen.
    »Che, bitte keine Vorwürfe«, erklärte sie mit schläfriger Stimme. »Ich weiß, ich habe gesagt, ich würde die Wiese nie wieder verlassen, aber ich konnte nichts dafür … ich bin entführt worden – mit einem Strick um den Hals. Doktor Pik ist mein Zeuge. Und außerdem hatte Kroll ein Gewehr, und nun liegt er tot im Wald …«
    »Ich komme mit dem Vermächtnis nicht weiter«, unterbrach Che sie. Nie hatte er kläglicher geklungen. »Nicht mit dem ersten, nicht mit dem zweiten Satz.« Er verstummte und räusperte sich dann, als wolle er noch etwas sagen.
    Ein mittelgroßer, gelber Transporter fuhr die Straße hinauf, was Kim für einen Moment ablenkte. Zwei abermals weiß gekleidete Männer stiegen aus, und dann erfüllten besondere Düfte den Hof: Es roch nach Essen, nach Gemüse, Kartoffeln – und Schweinefleisch. Kim schüttelte sich angeekelt.
    Che schien die Düfte nicht wahrzunehmen; er setzte erneut an: »Was ich heute Nacht gesagt habe … die Sache mit den Schwänen … Es ist mir einfach so herausgerutscht … Ich weiß natürlich, dass es lächerlich ist, wenn ein erwachsenes Schwein davon träumt, ein Schwan sein zu wollen, und irgendwie ist es auch nicht so …«
    Kim hob den Blick. Verlegen, als wäre er bei einem schlimmen Fehltritt ertappt worden, schaute Che mit seinen braunen Augen auf sie herab.
    »Nein, es ist überhaupt nicht lächerlich«, sagte sie. »Warum soll man

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