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Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Saubande: Ein Schweinekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Blum
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er schaffte es immerhin, Lunke einen bitterbösen Blick zuzuwerfen.
    Dicht neben den greisen Eber gedrängt, um ihn stützen zu können, falls die Kräfte ihn wieder verließen, schritten sie durch den Wald. Kim drehte sich noch einmal nach Kroll um. Würde ihn jemand suchen? Sollte sie Dörthe später hierher führen? Nein, besser nicht, entschied sie. Die große Stille war einem geschäftigen Singen und Zwitschern gewichen. Zumindest für die Vögel war das gewöhnliche Leben zurückgekehrt – sie störten sich nicht daran, dass irgendwo ein toter Mensch im Wald lag.
    Während sie sich von der Lichtung entfernten, behielt Kim den erschöpften Doktor Pik im Blick. Er hatte sich eindeutig überanstrengt. Meistens hatte er die Augen geschlossen und ließ sich von ihr leiten. Tiefe Schatten lagen auf seinem Gesicht. Im Tod, dachte sie plötzlich und erschrak, im Tod wird er nicht viel anders aussehen.
    Als sie für einen Moment stehen bleiben mussten, fragte sie leise: »Doktor Pik, dieser Kartentrick – ich habe nie verstanden, wie dieser Trick im Zirkus funktioniert hat.«
    Doktor Pik lächelte still vor sich hin, dann schnaufte er leise. »Eigentlich ist es ein Geheimnis, das man niemandem verraten darf – könnte Unglück bringen.« Er räusperte sich und öffnete die Augen. »Mein Herr hieß Manfred Stanislawski, er war klein und dick, doch in der Manege nannte er sich Pedro Ronnelli, als wäre er dort jemand ganz anderes, und irgendwie war er das auch. Er breitete zehn große Spielkarten aus Pappe mit der Zahl nach unten in der Manege aus, und dann rief er mich zu sich. Ich musste mich ihm zu Füßen hinlegen und ihn anschauen, als würde ich die Worte von seinen Lippen ablesen. Dann befahl er mir, während er die Arme ausbreitete und ins Publikum sah, ihm eine bestimmte Karte zu bringen – das Pik Ass.« Einen Moment schwieg Doktor Pik. Er war ernst geworden und blickte gedankenverloren vor sich hin. »Ich wusste immer sofort, wo diese Karte lag, jedes Mal an einer anderen Stelle, falls jemand im Publikum in mehrere Vorstellungen ging. Trotzdem war es ein Kinderspiel für mich. Schnüffelnd, mit gesenktem Kopf lief ich umher, tat ein wenig, als wäre ich unsicher. Doch dann, während das Publikum mich gebannt anstarrte, brachte ich ihm die richtige Karte. Ich habe mich in all der Zeit nicht einmal geirrt.« Lächelnd und ein wenig stolz blickte er Kim an.
    »Aber wie … woher konntest du wissen, wo die richtige Karte lag?«, fragte sie und bedauerte es, diesen wunderbaren Moment, wenn Doktor Pik sein größtes Kunststück vorführte, nie miterlebt zu haben.
    »Es war ganz einfach«, erklärte Doktor Pik. »Bevor wir in die Manege liefen, hat mein Herr die Karte mit Honig bestrichen, ganz wenig nur, so dass man es nicht sehen konnte. Aber ich habe es sofort gerochen. Hinterher durfte ich den Honig immer abschlecken. Ich liebe Honig.«
    Honig, dachte Kim, ja, Honig hatte sie auch einmal gerochen, als Dörthe mitten auf dem Hof ein Glas aus der Tasche gefallen war, doch leider hatte sie den Honig nicht aufschlecken dürfen.
    »Tolle Geschichte«, sagte Lunke gänzlich unbeeindruckt, »aber ich glaube, wir sollten uns verdrücken. Da kommen Menschen!«
     
    Baummörder näherten sich in einem Lastwagen, an dem die Scheinwerfer noch eingeschaltet waren. Mit großem Radau fuhren sie durch den Wald, als wollten sie jeden davor warnen, ihnen in die Quere zu kommen. Laute Musik dröhnte aus dem Inneren. Zwei Männer hockten auf ihren Sitzen, blickten müde vor sich hin und rauchten. Kim und Lunke führten Doktor Pik ein kurzes Stück in das Unterholz hinein und beobachteten, wie der Lastwagen in einen anderen Weg abbog. So schnell würden diese Männer den toten Kroll nicht entdecken.
    Als sie endlich zum Loch im Zaun gelangten, sahen sie, dass die anderen mittlerweile auch den Stall verlassen hatten. Reglos wie Statuen standen sie da und blickten zu ihnen herüber. Nicht einmal die kleine Cecile rührte sich. Staunten sie darüber, dass nun auch Doktor Pik die Wiese verlassen hatte? Oder war etwas anderes passiert? Kim suchte schnell die Wiese ab, aber da war niemand sonst, keine Dörthe, kein Ebersbach. Auf dem Hof war kein Mensch zu sehen.
    Lunke lächelte, während er Kim ansah. »Na, da haben deine Kumpels wieder etwas zu gaffen! Soll ich sie mal ein wenig aufschrecken?«
    Bevor Kim etwas entgegnen konnte, stieß er ein besonders lautes und tiefes Grunzen aus, das nicht nur Cecile und Brunst, sondern sogar Che

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