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Saubere Verhältnisse

Saubere Verhältnisse

Titel: Saubere Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Klingelknopf und wartete, ob B. Ekberg aufmachen würde. Als alles ruhig blieb, schloß sie auf und trat ein. Und endlich hatte sie das kribbelnde Gefühl, das sie sich vorgestellt hatte, als sie den drastischen Schritt gewagt und sich um die Stelle als Haushaltshilfe beworben hatte, um ins Haus zu gelangen.
    Wenn sie allein war, waren ihre Sinne offen und empfänglich. Ein Geruch, an den sie sich vom letzten Mal nicht erinnern konnte, schlug ihr entgegen. Es war der verdichtete »Leeres-Haus-Geruch«, den jedes Haus besitzt, der Eigengeruch des Hauses, der normalerweise von Essensgerüchen, Seife und Menschenkörpern überlagert wird, der jedoch ungehindert durchschlägt, wenn die Bewohner nicht da sind, ja sogar an Stärke zunimmt, so daß man ihn nicht wiedererkennt, wenn die Menschen zurückkommen, der als fremd und fast ein wenig beängstigend wahrgenommen wird.
    Sie zog die Schuhe aus und behielt den Mantel an. Von der dunklen Diele aus konnte sie direkt in die sonnige Küche schauen. Sie ging hinein und sah sich um.
    Ekbergs Küche war behutsam renoviert und schien keine größeren Veränderungen durchgemacht zu haben, seit das Haus irgendwann in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts gebaut worden war. Die Schranktüren waren sorgfältig weiß lackiert, aber nicht ausgewechselt worden. Der große Klapptisch war unlackiert, das Kiefernholz war nach vielen Jahren der Sonnenbestrahlung und vom wiederholten Einölen nachgedunkelt, es hatte nun eine warme, braune Farbe, die es wie ein edles Holz aussehen ließen.
    Genau so eine altmodische, gemütliche Küche hätte sie selbst gern gehabt. Wenn sie denn so ein Leben führen würde, wo man viel Zeit in der Küche verbrachte, ordentlich kochte und zusammen mit der Familie am Küchentisch zu Abend aß. Aber ihr Leben sah nun einmal nicht so aus. Jörgen, Simon und sie kamen zu den unterschiedlichsten Zeiten nach Hause, und jeder machte sich ein belegtes Brot, schnell ein paar Nudeln oder etwas Fertiges, das man in der Mikrowelle wärmen konnte. Sie hatten einmal einen Versuch gemacht mit einem regelmäßigen Sonntagsessen, den Tisch schön mit dem guten Porzellan gedeckt und zusammen gekocht, danach ruhig und langsam gegessen und sich gegenseitig in freundlichem Ton erzählt, was sie so die Woche über gemacht hatten. Es war ihnen schrecklich anstrengend und unnatürlich vorgekommen, und sie hatten bald wieder damit aufgehört.
    Ungemütlich an Ekbergs Küche war, daß sie so unaufgeräumt war. Auf der Spüle und der Arbeitsplatte aus Marmor stand das Geschirr von vielen Tagen, Bierdosen, Verpackungen und Essensreste. Der Tisch war nach dem Frühstück nicht abgedeckt worden, vermutlich weil auf der Spüle kein Platz mehr war.
    Yvonne verzog angeekelt das Gesicht und wollte die Küche gerade verlassen, um den Rest des Hauses zu besichtigen, als sie mitten in dem Durcheinander auf dem Tisch einen handgeschriebenen Zettel bemerkte. Da stand:
     
    Liebe Nor a!
     
    Es tut mir sehr leid, daß Sie an Ihrem ersten Arbeitstag von diesem widerwärtigen Durcheinander empfangen werden. Ich bin mir schmerzlich bewußt, daß dies nicht die »einfache Hausarbeit« ist, auf die wir uns geeinigt hatten. Es wird in Zukunft nicht mehr so aussehen!
    Habe übers Wochenende zu Hause gearbeitet – jede Menge Arbeit, die ich bis heute fertig haben mußte – und habe einfach schnell was gegessen und keine Zeit gehabt, hinterher aufzuräumen. Wollte es gestern abend noch machen. Muß am Schreibtisch eingeschlafen sein. Bin schon zu spät, schreibe diesen Zettel in der Hoffnung, daß Sie Nachsicht mit mir haben.
    Als Entschädigung habe ich etwas extra in den Umschlag getan.
    In Eile
    Bernhard Ekberg
     
    PS
    Als ein etwas persönlicheres Geschenk möchte ich Ihnen eine Flasche des selbstgemachten Pflaumenlikörs meiner Frau geben – er steht im Keller links neben der Treppe. Oder – falls Sie das vorziehen – ein Glas von ihrer Quittenmarmelade oder den Ingwerbirnen. Nehmen Sie, was Sie mögen!
     
    PS
    Ich hoffe, Sie haben beim Vorstellungsgespräch keinen falschen Eindruck von mir bekommen. Ich habe keinen Moment an Ihren Fähigkeiten gezweifelt, Nora. Es gibt heute nicht mehr viele wie Sie!
     
    Unter dem Zettel lag ein Umschlag. Yvonne schaute hinein. Sie hatte keine Ahnung, was Putzfrauen verdienten, es war jedenfalls mehr, als sie für ein paar Stunden Putzen erwartet hatte.
    Erstaunt las sie den Zettel noch einmal durch. Bernhard hieß er also. Und er hatte eine Frau. War

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