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Sauberer Abgang

Sauberer Abgang

Titel: Sauberer Abgang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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auf den Sessel, streichelte das immer noch leise knurrende Tier, zog das Bein an und versuchte, Deitmer in die Augen zu sehen.
    »Nein, ich habe ihn nicht erpreßt.« Was nicht an mangelndem Willen, sondern an vorzeitigem Ableben lag.
    »Aber Sie wußten, daß sein Geschäftsgebaren nicht ganz – na ja: koscher war, oder?« Gieseking hatte den Kugelschreiber erhoben und lächelte sie erwartungsvoll an. Sein Blick ging zum Notebook. »Sie wissen doch – wir können auch gelöschte Daten wiederherstellen. Oder haben Sie sich da Illusionen gemacht?«
    Endlich schaffte sie es, zurückzulächeln. Das alles war eine leere Drohung. »Sonst noch was?«
    Deitmer seufzte, wechselte die Position, so daß er an seine Gesäßtasche kam, und zog eine zerknautschte Zigarettenschachtel heraus, die sich der Rundung seines Hinterteils bereits angepaßt hatte.
    Gieseking blätterte nervtötend ungeschickt in seinem Notizbuch, bis er die richtige Seite gefunden hatte, und sagte dann: »Sie haben Marcus Saitz gefunden.«
    Das kommentierte sie nicht. Es war bekannt.
    »Aber wo waren Sie, als Thomas Czernowitz starb?« Er sah auf und pochte mit dem Kugelschreiber auf sein Notizheft.
    »Da ich nicht weiß, wann Thomas Czernowitz starb …«
    »Sie können davon ausgehen, Frau Sonnenschein, daß die Tat zu einer Zeit passierte, in der die Mitarbeiter der Firma Pollux ihrem nützlichen Werk nachgingen. Soweit ich weiß, haben auch Sie am 20. April bei der Staatsanwaltschaft Dienst getan.« Deitmer blickte suchend in die Zigarettenschachtel, seufzte dann auf und verstaute sie umständlich wieder in der Gesäßtasche.
    »Das ist richtig.« Ihr Mund wurde trocken. Will hatte doch geplaudert. Warum?
    »Und zwar im gleichen Flur, in dem Staatsanwalt Thomas Czernowitz sein Büro hatte.« Gieseking hob den Kugelschreiber, als ob er mit ihm zielen wollte.
    »Stimmt.« Wenn er sie wirklich verraten hätte … Der Gedanke tat weh.
    »Und wo …« Deitmer hatte sich auf dem Schreibtischsessel nach vorne gebeugt. Es sah ein bißchen lächerlich aus, wie er da über der Stuhllehne hing. Diesmal zog er beide Augenbrauen hoch, aber ein richtiges Lächeln gelang ihm noch immer nicht. Noch nicht einmal ein triumphierendes.
    »Ich weiß nicht, wo ich war, als der Herr Staatsanwalt starb«, wiederholte Dalia dickköpfig. »Ich weiß nur …«
    Deitmer nickte aufmunternd.
    »… wo ich war, als Hatice Cebe zu schreien begann.«
    Deitmer nickte noch immer.
    »Wollen Sie es wissen?« Dalia wurde ungeduldig.
    Deitmer nickte wieder, stumm.
    »Ich habe die Damentoilette geputzt und einige ziemlich unappetitliche Hinterlassenschaften aus dem Klo gefischt, Herr Kriminaloberkommissar.«
    Gieseking starrte sie an, senkte den Kopf, und schrieb etwas in sein Heft. Dalia stellte sich vor, wie er »Die Zeugin behauptet, sich im Damenklo aufgehalten zu haben« hineinschrieb und drei Ausrufe- und Fragezeichen dahinter setzte.
    »Und – wo waren Sie, als Max Winter starb? Sie haben gehört, daß er tot ist?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Da waren Sie doch auch – in der Nähe?« Seine Stimme klang sanft.
    Dalia lächelte ihn an. »Ich kenne keinen Max Winter.«
    »So? Putzen Sie vielleicht nicht im ›Gattopardo‹?« Deitmer beugte sich wieder nach vorn. Gieseking blätterte suchend in der kleinen schwarzen Kladde. »Das ist ein Restaurant in der Liebigstraße«, sagte er.
    »Nein«, sagte Dalia. Sie putzte nicht in Restaurants. Sie haßte es, in Restaurants zu putzen – schon, weil man dort selten brauchbares Material fand –, obwohl die Maurer sie mit Sonderzahlungen zu ködern versucht hatte.
    »Hmmmm … Also nein …« Gieseking blätterte in seinem Notizheft, als ob er eine Eingebung suchte.
    »Wie ist das überhaupt«, fragte Deitmer und legte Neugier in sein Gesicht. »Wie geht das vor sich, ich meine, in welcher Reihenfolge putzen Sie eigentlich?«
    Gieseking blätterte. »Die Zeugin Hatice Cebe hat ausgesagt, daß Sie im Justizgebäude erst die Toiletten geputzt hätten, bevor Sie in die einzelnen Zimmer gingen, weshalb es auch Ihre türkische Kollegin war, die den Toten fand, wobei mir nicht ganz klar ist, Was Ihre Kollegin in einem Zimmer zu suchen hatte, das doch, nach allem, was Sie mir erzählt haben, zu Ihrem – wie sagt man? – Beritt gehörte?«
    Ganz einfach. Ich habe Hatice den Toilettenwagen weggenommen, den sie vor dem Flureingang hatte stehen lassen, weshalb sie zornentbrannt nach mir gesucht hat.
    »Also – putzen Sie nun zuerst die Büros und

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