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Sauberer Abgang

Sauberer Abgang

Titel: Sauberer Abgang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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und nicht Hatice, diese hysterische Kuh? Nein – Will Bastian hatte dichtgehalten, dessen war sie sich sicher. Aus welchen Gründen, konnte sie nur ahnen. Wahrscheinlich meiner schönen grünen Augen wegen, dachte sie.
    Urplötzlich beschlich sie das Gefühl, daß Johanna Maurer sie noch schonte, um sie zu einem späteren Zeitpunkt genüßlich zu verspeisen. Sie will, daß du Angst kriegst, dachte Dalia, und wünschte sich zum zigsten Mal, sie könnte endlich die Koffer packen und ihr Wirkungsgebiet verlegen. Möglichst weit weg, nach Ostfriesland vielleicht. Oder ins Ausland.
    Vielleicht ist es Zeit, den Job an den Nagel zu hängen, dachte sie und ließ es zu, daß Wotan selbstvergessen ihre Handfläche abschleckte. Vielleicht solltest du dir einen Mann suchen und vom Ersparten leben. Zu ihrer Verwunderung spürte sie einen Stich in der Magengrube, als sie an Will Bastian dachte.
    Und mit einem Gefühl, das sie an sich gar nicht kannte und das sich verdächtig nach freudiger Überraschung anfühlte, hörte sie die Türklingel. Woher er wußte, wo sie wohnte? Keine Ahnung. Aber er hatte sich die Mühe gemacht, sie zu finden. So wie gestern.
    Wotan japste, als sie aufstand und zur Wohnungstür ging. »Du wirst ihn mögen«, murmelte sie und öffnete die Tür.
    Mit dem bösartigen Knurren Wotans und dem versteinerten Gesicht der beiden Kripoleute hatte sie nicht gerechnet.
    Der ältere der beiden sah nach unten. Wotan hatte sich zwischen Dalias Beine gedrängt und knurrte ihn mit gesträubtem Nackenfell an. Dann sah der Mann wieder auf. Langsam löste sich sein Gesicht, auch wenn es nicht ganz zu einem höflichen Lächeln reichte. »Kriminaloberkommissar Deitmer, Sie erinnern sich vielleicht, Frau Sonnenschein«, sagte der Mann und hielt ihr seinen Ausweis hin. »Und das ist mein Kollege Gieseking.«
    Der jüngere mit den kurzen blonden Haaren verbeugte sich formvollendet.
    »Dürfen wir …?«
    Am liebsten hätte sie den Kopf geschüttelt.
    »Oder wollen Sie, daß sich die Nachbarn für Ihren Besuch interessieren?«
    Dalia hätte fast gelacht über diesen routinierten Erpressungsversuch und ließ die beiden eintreten. Es war wohl nicht zu vermeiden. Wotan hörte auf zu knurren, sobald sie die beiden über die Schwelle gelassen hatte, aber er hechelte ungnädig hinter ihnen her.
    »Nett haben Sie es hier.« Gieseking sah sich ungeniert um und trat an die Wand neben dem Fenster, um die Tuschezeichnung zu betrachten, die dort hing. »Tempera und Acryl?« fragte er. »Öl auf Leinwand«, antwortete sie spöttisch. Erst, als er sie breit angrinste, merkte sie, daß sie auf ihn hereingefallen war.
    Sie machte eine Handbewegung in Richtung Sofa. Während Gieseking sich brav hinsetzte und sein Notizbuch und einen Kugelschreiber zurechtlegte, stellte sich Deitmer breitbeinig vor das Bücherregal. »Stephen King und Ed McBain, da haben wir ja mal den gleichen Geschmack«, sagte er.
    »Hatten Sie ein Literarisches Colloquium im Sinn oder gibt es womöglich noch ein anderes Thema, bei dem ich Ihnen helfen kann?« Dalia merkte, wie es ihr sauer die Kehle hochstieg, als Deitmer sich dem Schreibtisch und dem Computer zuwandte.
    »Verzeihung, natürlich, Sie haben ja recht«, sagte er und setzte sich – nicht aufs Sofa, sondern auf den Schreibtischstuhl, in Cowboymanier, nämlich verkehrt herum, so daß er den Monitor des Notebooks im Rücken hatte. »Toshiba«, sagte er und zeigte mit dem Kinn über die Schulter in Richtung Schreibtisch. »Teuer, oder?«
    »Ein Mac wäre teurer«, sagte Dalia steif. Wieder reingefallen, dachte sie. Auf so was geht man besser gar nicht ein.
    »Verdient man so gut mit Erpressung?« Deitmer lächelte jetzt milde, seine Hände spielten mit dem kleinen Pferd aus Jade, das er von ihrem Schreibtisch genommen haben mußte.
    Dalia war fast erleichtert über die Wut, die in ihr hochkochte. Bramsche, natürlich. Wie lange ihr das wohl noch nachhing. Mit ein paar Schritten war sie bei ihm und nahm ihm das Jadepferdchen aus der Hand.
    »Ein Verdacht ist noch keine Verurteilung. Die Sache geht Sie gar nichts an«, sagte sie. »Vielleicht erklären Sie mir endlich, was Sie von mir wollen.«
    Deitmer zog die linke Augenbraue hoch und versuchte, amüsiert zu lächeln. Das wirkte eher abschreckend.
    »Haben Sie Marcus Saitz zu erpressen versucht?«
    »Bringt man jemanden um, von dem man sich noch was verspricht?«
    Er lächelte.
    Verdammt. Sie ließ sich von ihm aus der Ruhe bringen. Dalia setzte sich neben Wotan

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