Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
Sie könnten eine ganze Ecke gesünder sein. Sie müssen jetzt Vorsorge treffen. Sonst sehen Sie in 20 Jahren so aus.« Er krümmt die Schultern und schlurft ein paar Schritte.
Die Entscheidung über die für mich passendste Behandlung erfordert noch eine Spermienanalyse, erklärt er mir.
»Okay. Soll ich irgendwo einen Termin ausmachen?«
»Wie wär’s mit jetzt gleich?«
Es stellt sich heraus, dass es gleich nebenan ein Labor gibt. Und dass man dort sogar gerade einen freien Termin hat. Für mich kommt das alles etwas überraschend, doch es ist schwer, Fisch zu widersprechen.
Im Labor gibt mir ein MTA einen Plastikbecher und führt mich in ein Zimmerchen. Vielleicht liegt es ja an meinem niedrigen Testosteronspiegel, aber dieser Raum ist für mich so ziemlich der unerotischste Ort auf Erden. Alle Macawurzeln Perus werden nicht ausreichen, um mich hier auf Touren zu bringen, fürchte ich.
Ich schließe die Tür – und stelle mit Erschrecken fest, dass das Zimmer alles andere als schallisoliert ist. Wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein, aber es kommt mir so vor, als würden die Wände sogar jedes Geräusch verstärken. Als sei hier ein ganzes System Hoch- und Tieftonlautsprecher versteckt. Ich kann hören, wie das Praxispersonal über Liefertermine und Terminverschiebungen spricht.
Dann bemerke ich ein Tischchen, auf dem ein Stapel Playboy -Magazine liegt. Eigentlich eine nette Geste. Doch die Hefte sind verblichen und abgegriffen und stammen allesamt aus Zeiten, in denen Hugh Hefner beim Sex noch nicht auf die Unterstützung der Firma Pfizer angewiesen war.
Es hat dann eine ganze Weile gedauert. Ohne ins Detail zu gehen, will ich jedoch so viel verraten: Ich war so lange in dem Zimmer, dass der MTA »Herzlichen Glückwunsch!« rief, als ich endlich herauskam.
Ein paar Tage später ruft Dr. Fisch an.
»Sie haben tatsächlich zu wenig Testosteron«, sagt er. Dabei klingt seine Stimme so zuversichtlich, ja fast fröhlich, dass ich nicht recht weiß, was ich von dieser Neuigkeit halten soll. Mein Testosteronspiegel hat es nicht über 245 ng/dl gebracht. Der Durchschnittswert für Männer meines Alters liegt bei 300 bis 1100.
Testosteronmangel – das hört sich schrecklich an. Und peinlich. Aber andererseits: Na und? Was ist so schlimm daran, eher, sagen wir, »künstlerisch veranlagt« zu sein? Ich habe ohnehin nicht vor, in die Rugby-Nationalmannschaft von Neuseeland einzutreten.
Doch Fisch zufolge kann Testosteronmangel langfristig Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen. Auch kann er chronische Müdigkeit, Depression und Muskelschwäche durch verringerte Muskelmasse zur Folge haben. In Fischs Buch heißt es in diesem Zusammenhang: »Männer mit einem Testosteronspiegel unterhalb 300 ng/dl (eine Hormonstörung, die als Hypogonadismus bezeichnet wird) haben häufig einen schwach ausgeprägten Sexualtrieb. In der Regel sind sie konfliktscheu, sozial gehemmt und körperlich schwach, dabei hoch intellektuell, kreativ, ausdrucksstark und von einnehmendem Wesen.« Intellektuell und kreativ, das klingt gut. Sozial gehemmt – eher weniger. »Männer mit abnormal hohem Testosteronspiegel sind oft genau gegenteilig veranlagt: Sie haben eine extrem ausgeprägte Libido und einen starken Kampfes- und Durchsetzungswillen; sie sind aggressiv, extrovertiert, körperbetont und bevorzugen handlungsorientierte Aktivitäten und Berufe.« Also ich würde ja eine Kombination aus beidem bevorzugen.
Wieso ist mein Testosteronspiegel eigentlich in einem derart jämmerlichen Zustand? – Das ist offenbar auf gleich mehrere Faktoren zurückzuführen. Natürlich spielt erbliche Veranlagung eine Rolle. Doch auch nach der Heirat sinkt der Testosteronspiegel. Und wenn Nachwuchs da ist, rutscht er weiter ab. Genau genommen geht er ab dem 30. Geburtstag in einen kontinuierlichen Sinkflug über. Jahr für Jahr nimmt er um ein Prozent ab. (Gleichzeitig steigt der Östrogenspiegel, »deshalb wachsen uns irgendwann Männertitten«, sagt Fisch.) Der Testosterongehalt verringert sich auch dadurch, dass der Körper zu viel Fett speichert, insbesondere Bauchfett. (Ich arbeite übrigens immer noch daran, meinen Taillenumfang zu verringern.) Und obendrein habe ich da unten ein Venenproblem, medizinischer Fachausdruck: Varikozele.
Die gute Nachricht ist, so Fisch, dass man seinen Testosteronspiegel auch auf natürliche Weise steigern kann. In erster Linie durch gesunde Ernährung. Walnüsse, Lachs, Vollkornprodukte – die üblichen
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