Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
macht den beiden am meisten Spaß. Lucas tritt voller Stolz vor die Couch und verkündet: »Meine Damen und Herren, würden Sie nun bitte Ihre Mobiltelefone ausschalten.« – »Und bitte fotografieren Sie nicht mit Blitzlicht«, fügt Zane dann hinzu, »da dies die Darsteller stören könnte.«
Und dann gratulieren sie einander zu ihrer neuesten Show, ganz berauscht vom Glamour der Theaterarbeit.
Heute jedoch habe ich sowohl die Ansagen als auch die Vorführung selbst verpasst.
»Würdet ihr für mich vielleicht eine kleine Zugabe geben?«, frage ich.
Die Zwillinge schütteln den Kopf. Sie sind nicht mehr in Stimmung.
Ich finde es immer schrecklich, eines dieser historischen Ereignisse zu verpassen. Klar, das Leben geht weiter, und bestimmt bekomme ich früher oder später wieder ein Theaterstück von ihnen zu sehen. Doch diese Episode führt mir eindringlich vor Augen, was mir seit einiger Zeit immer bewusster wird: Project Health hat zur Folge, dass ich weniger Zeit mit meiner Familie verbringe. Was wahrscheinlich nicht sehr gesund ist.
Neulich las ich im Wall Street Journal einen Artikel, der sich unter der Überschrift »Scheidungsgrund Sportbesessenheit« mit Trainingswitwen und -witwern befasste. Therapeuten berichteten über ihre Erfahrungen mit Beziehungen, die an der Fitnessbesessenheit eines der beiden Partner zu zerbrechen drohen. Männer, die frühmorgens lieber ins Fitness-Studio gehen, als mit der Familie zu frühstücken. Frauen, die romantische Rendezvous sausen lassen, um ihr Schwimmtraining durchzuziehen.
Fazit: Gesundheitsbesessenheit kann aus einem normalen Menschen ein egoistisches Arschloch machen.
Klar gibt es die eine oder andere Kompromisslösung. So oft wie möglich trainiere ich gemeinsam mit Familienmitgliedern. Ich mache Besorgungsläufe mit Zane auf den Schultern. Oder ich jogge hinter Lucas her, wenn er auf seinem Roller unterwegs ist.
Doch letztlich habe ich für mein Sportpensum eine unschlagbare Begründung: Ich trainiere, um möglichst lange zu leben, damit ich meinen Kindern noch möglichst lange beistehen kann. Manchmal muss man eben aus völlig selbstlosen Motiven selbstsüchtig sein.
KAPITEL 21
Die Keimdrüsen
Testosteronturbo oder: Von der Steigerung
der Manneskraft
Seit meinem missglückten Versuch, unser Sexleben wieder in Schwung zu bringen, will ich einen Urologen aufsuchen. Und nun führt mich das Schicksal in Kooperation mit Esquire zu Dr. Harry Fisch.
Ich lerne ihn bei einem von Esquire veranstalteten Symposium kennen, wo er einen Vortrag über Männergesundheit hält. Der renommierte Urologe, gerngesehener Gastmediziner bei Dr. Oz und Autor des Buches The Male Biological Clock , ist über 1,80 groß und glänzt mit guter Körperhaltung, gutgeschnittenen Anzügen und schallendem Lachen. Er verströmt sein Lieblingshormon: Testosteron.
Nach dem Vortrag gehe ich zu ihm und sage, dass ich gerne in seiner Praxis vorbeikommen würde. »Natürlich, gerne, machen Sie das«, sagt Fisch.
»Prostata-Untersuchungen sind ganz einfach. Ich brauche nur einen Finger dazu. Manchmal zwei, aber nur, wenn ich eine zweite Meinung haben will.«
Er bricht in sein schallendes Lachen aus. »Ich liebe diesen Witz. Ein Taxifahrer hat ihn mir erzählt.«
Eine Woche später bin ich in seiner schicken Praxis in der Park Avenue und sitze auf dem Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch.
»Der Penis ist im Grunde nichts anderes als ein Teststab in Sachen körperliche Verfassung«, sagt Fisch. »Alles, was gut für das Herz ist, ist auch gut für den Penis. Die Blutgefäße hängen schließlich alle zusammen. Wie wär’s mit einem Check-up? Kommen Sie, wir machen einen kleinen Check-up.«
Wir gehen nach nebenan in den Untersuchungsraum. Ich lasse die Hosen herunter, und Fisch streift sich Handschuhe über. Während er mich untersucht, drehe ich den Kopf zur Seite und schaue in die Ferne wie Barack Obama auf dem »Hope«-Wahlkampfplakat. Meine Art, mir wenigstens versuchsweise ein klitzekleines bisschen Würde zu bewahren.
Fisch erhebt sich. Er redet nicht lange drum herum.
»Sie haben Hoden wie ein Greis, mein Lieber. Bei Ihnen hängen die Früchte wirklich ziemlich tief.«
Das ist nicht nur ein ästhetisches Problem, meint er. Es könnte auch ein Zeichen für Testosteronmangel sein.
»Tja, als Sie hier reinkamen, dachten Sie, Sie seien gesund«, sagt er. »Aber ganz so eindeutig ist die Sachlage nicht. Damit will ich jetzt nicht sagen, dass Sie richtiggehend krank sind. Aber
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