Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
Flaschenwasser. Als ich Charles Duhigg nach dem gesündesten Wasser von ganz New York fragte, sagte er: »Geh doch mal ins Pure. Das ist ein Rohkost-Restaurant. Und es ist das einzige Lokal in New York, das sich auf seiner Karte mit einem hauseigenen Wasserfiltersystem brüstet.«
Ich überzeuge Julie, mich ins Pure nach Downtown Manhattan zu begleiten. Doch der dreiviertelstündige Fußmarsch zu einem veganen Restaurant einzig und allein für ein Glas Wasser erfüllt sie, gelinde gesagt, nicht gerade mit Begeisterung.
»Ich hoffe zu deinem Besten, dass das wirklich ein absolutes Wahnsinnswasser ist.«
»Es soll so köstlich und rein sein wie der Morgentau in Gottes eigenem Vorgarten«, beruhige ich sie.
Als wir dann dort sind, erzählt uns Restaurantbesitzerin Sarma Melngailis – eine überaus attraktive, blonde Ex-Wall-Street-Börsenmaklerin – alles über das Tensui-Wasserfiltersystem. »Wir verwenden dieses Wasser hier für alles. Wir waschen unser Gemüse darin. Sogar auf den Toiletten fließt es durch die Leitung.«
Spontan entwickelt Julie einen Werbeslogan: Pure: das Restaurant, wo man sogar aus der Toilette trinken kann.
Sarma lacht, wenn auch eher verhalten. Kein Wunder, sie selbst ist nach eigenen Worten so begeistert von dem Wasser, dass sie es sogar ihrem Pitbull in den Trinknapf füllt.
Der Kellner schenkt uns ein. Ich lasse das Wasser im Mund kreisen. Ich kaue es wie ein Weinliebhaber einen edlen Tropfen.
Auch Julie nimmt einen Schluck. Ihre Augenbrauen heben sich.
»Das ist aber wirklich sehr gut.«
» Sehr gut«, bestätige ich.
Bisher hatte ich immer gedacht, dass Trinkwasser nun mal so schmeckt wie – Trinkwasser eben. Dass es da nicht den geringsten Unterschied gibt. Genauso wenig wie zwischen Aspirin und Alka Seltzer. Oder zwischen Transformers 1, 2 und 3.
Da habe ich mich offenbar geirrt. Das Wasser, das wir gerade trinken, ist besonders weich. Als würde ich Samt trinken. Oder in einem Bentley fahren. Dieses Wasser ist wirklich verdammt lecker.
Nach eigenen Angaben filtert das Tensui-System sämtliche Verunreinigungen und Schadstoffe (etwa Chlor, Pestizide, Düngemittel) aus dem Wasser und reichert es gleichzeitig mit Mineralien (Kalzium, Magnesium, Zink, Kaliumcarbonat) und negativen Ionen an. Wobei ich an dieser Stelle anmerken möchte, dass bisher noch nicht hinlänglich erforscht wurde, ob angereichertes Wasser tatsächlich gesünder ist.
Ich würde das Tensui-System am liebsten bei uns zu Hause installieren. Der einzige Haken an der Sache: Tensui kostet 15 000 Dollar.
Erneut bitte ich meinen Freund Charles Duhigg um Rat. Er empfiehlt PUR . Seiner Ansicht nach das beste Filtersystem, dessen Erwerb für mich nicht mit einer zweiten Hypothek verbunden wäre. PUR ist ein Tischwasserfilter, der aus einer Plastikkanne und einem leistungsstarken, austauschbaren Aktivkohlefilter besteht. Obendrein ist das Trinkwasser in New York eigentlich ganz gut, fügt Charles noch hinzu. »In New Jersey würdest du ein leistungsstärkeres System brauchen, etwa einen Umkehrosmose-Filter.«
Ich kaufe einen PUR -Filter. Um sicherzugehen, dass er auch wirklich funktioniert, lasse ich unser Leitungswasser sowohl ungefiltert als auch PUR -gefiltert von einem Labor untersuchen. Erwartungsgemäß weist das PUR -Wasser weniger Rückstände von Rattenexkrementen und Fingernägeln auf. Ebenso erwartungsgemäß hat allerdings auch PUR einen kleinen Haken: Wenn ich vergesse, den Filter alle zwei Monate zu wechseln, sickern Chemikalien ins gefilterte Wasser und vergiften meine Familie.
Lauwarm oder doch lieber eiskalt?
Und nun zur letzten großen Wasserfrage: Welche Temperatur sollte es zum Trinken idealerweise haben?
Meine Gesundheitsbücher wie meine persönlichen Berater sind mehrheitlich der felsenfesten Überzeugung, dass lauwarmes Wasser am gesündesten ist. Und zwar aus gleich zwei Gründen: Lauwarmes Wasser beruhigt angeblich den Magen. Und möglicherweise schützt es sogar vor Krebs.
Für mich sind das gute Nachrichten. Seit Jahren, ach was, seit Jahrzehnten, habe ich eine heftige Aversion gegen Eiswasser. Ein Kälteschock für Zähne, Mund und sogar Gehirn, denn ich bekomme davon regelmäßig Kopfschmerzen. Zu Collegezeiten war ich gar so überzeugt von den Tugenden lauwarmen Trinkwassers, dass ich einen Aufsatz über den Mann schrieb, der eisgekühlte Getränke über die Menschheit brachte: Frederic Tudor, ein Bostoner Kaufmann des 19. Jahrhunderts, auch bekannt als »Ice King«. Tudor war
Weitere Kostenlose Bücher