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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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Unmöglichkeit, also lege ich meine Hemden zum Trocknen auf die Außeneinheit der Klimaanlage.)
Duschköpfe abschrauben und mit einer Drahtbürste reinigen, um etwaige Legionellen zu beseitigen, die Verursacher der gefährlichen Legionärskrankheit (muss ich noch machen!).
Regelmäßig Vorhänge und Polstermöbel absaugen.
Feuchte Schwämme eine bis zwei Minuten in die Mikrowelle geben.
Grundsätzlich hypoallergenes Bettzeug verwenden. Damit wird verhindert, dass Allergie auslösende Milben abgestorbene Hautschüppchen verknuspern können. (Mein neues Bettzeug fühlt sich ein bisschen rutschig an, aber ich schlafe besser darin. Tierno selbst hat immer eine Garnitur keimdichten Bettzeugs dabei, wenn er im Hotel übernachtet. Ich notiere das auf meiner To-do-Liste.)
    Einen halben Tag bin ich nun schon am Werk – und immer noch weit davon entfernt, alle Punkte auf Tiernos Liste abhaken zu können. Der Kampf gegen die Keime ist ein Fulltime-Job. Doch ich habe nicht nur alle Hände voll zu tun. Ich spüre auch ein seltsames Gefühl in mir aufsteigen: selbstgefällige Rechtschaffenheit.
    Vielleicht bilde ich mir das ja nur ein, aber seitdem wünsche ich mir mehr Zucht und Ordnung in allen Lebensbereichen. Ich bin genervter, wenn Julie zu spät zum Abendessen kommt. Ich mache mir mehr Sorgen, wenn Jasper sich mit den Rabauken aus seiner Klasse rumtreibt.
    Hat diese neue Strenge etwas mit meiner Keimphobie zu tun? Das ist nicht unbedingt gesagt. Doch das Gehirn ist ein merkwürdiges Organ, insofern ist es durchaus möglich, dass mein Bazillenwahn irgendwie auf meine weltanschaulichen Prinzipien abfärbt. Zu dem Thema stand in der New York Times ein äußerst interessanter Kommentar von zwei Wissenschaftlern, deren Theorie zufolge eine Person umso konservativere Ansichten vertritt, je hygienebesessener sie ist.
    Im Rahmen einer Studie befragten sie die Probanden zu ihren »moralischen, gesellschaftlichen und wirtschaftspolitischen« Überzeugungen. »Allein der Umstand, in unmittelbarer Nähe eines Handdesinfektionsmittelspenders befragt zu werden, veranlasste die Teilnehmer dazu, konservativere politische Ansichten zu äußern«, schrieben sie. »Offenbar reicht bereits der kleinste Hinweis auf eine potentiell vorhandene Keimgefahr aus, um politischen Einstellungen einen Rechtsdrall zu geben.«
    Die beiden Wissenschaftler – Peter Liberman, Professor am Queens College, und David Pizarro, Professor an der Cornell University – erklären dieses Phänomen mit der Erfahrung der ersten Menschen, dass Begegnungen mit anderen Stämmen oft bis dahin unbekannte Infektionskrankheiten mit sich brachten. In der Folge entwickelte sich allem Fremden gegenüber ein Gefühl des Abscheus, das den Kontakt zu Menschen außerhalb der eigenen Gruppe auf ein Minimum schrumpfen ließ. Und dieser Abscheu liegt gewissermaßen an der Wurzel einer konservativeren, allem Fremden mit Vorsicht begegnenden Weltanschauung.
    Ich erzählte einem der wenigen Konservativen in meinem Freundeskreis von dieser Theorie. Er fand sie ziemlich absurd. Aber, fügte er nach kurzem Nachdenken hinzu, immerhin liefere sie ihm eine großartige Entschuldigung dafür, die Liberalen allesamt als »Dreckskerle« zu beschimpfen.
    Check-up: Monat 5
Gewicht: 74,4 kg
Maximale Liegestützleistung: 36
Für Nahrungsergänzungsmittel zweifelhaften Nutzens
(z. B. Acai-Beeren, Resveratrol) ausgegebene Dollar: 127
Anzahl verspeister Avocados: 1,5 pro Tag
    Die sensationellste Nachricht dieses Monats lautet: Die Stunden im Fitness-Studio haben allmählich sichtbare Folgen. Inzwischen ist meine Brust leicht nach außen gewölbt. Als ich neulich beim Laufen war, konnte ich spüren, wie sich meine Brustmuskulatur bei jedem Schritt bewegte. Eine ganz neue und erstaunlich beglückende Erfahrung.
    Jeden Abend verbringe ich peinlich viel Zeit damit, meinen Körper vor dem Spiegel im Bad zu beäugen und nach weiteren Spuren der Veränderung abzusuchen. Ich stelle mir vor, wie ich zufällig Vlad, dem Steinzeitmenschen, begegne und er mir sagt: »Was ich damals über deine Brust gesagt habe – das tut mir echt leid! Da habe ich ja wohl völlig danebengelegen!«
    Inzwischen kann ich nachvollziehen, warum diese ganzen Reality- TV -Stars immer mit nacktem Oberkörper durch die Gegend laufen: Wenn man so viel Zeit in die Modellierung seines Körpers investiert, will man das Kunstwerk auch der Öffentlichkeit präsentieren. Sonst wäre es ja fast so, als besäße man eine Statue von Rodin und würde

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