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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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ich den Monty-Python-Song Always Look on the Bright Side of Life vor mich hinpfeife. Das ist das Lied, das Eric Idle am Ende von Das Leben des Brian singt. Mit 20 anderen verurteilten Übeltätern hängt er am Kreuz und trällert: »When you’re chewing on life’s gristle/Don’t grumble, give a whistle … Always Look on the Bright Side of Life.« Was sich in etwa mit »Und kriegst du im Leben auch manch zähes Stück, pfeif dir eins und sieh das Glück …« übersetzen lässt.
    Sämtliche Anti-Stress-Ratgeber empfehlen mir genau das: Look on the bright side. Jeder Lebenslage lässt sich auch etwas Gutes abgewinnen. Die Fachleute nennen das Reframing , Umdeutung. Stimmt, heute stehen Sie im Supermarkt tatsächlich in der langsamsten Kassenschlange. Aber denken Sie doch mal daran, wie oft Sie schon in der schnellsten Schlange gestanden haben, ohne es überhaupt zu merken.
    Die Wirksamkeit dieser Umdeutungstechnik hat natürlich auch Grenzen. Wer in der Todeszelle auf seine Hinrichtung wartet, wird damit nicht mehr viel anfangen können. Doch im Falle einer Begnadigung sieht die Sache schon wieder anders aus.
    Neulich musste ich dienstlich nach Sioux Falls fliegen. Als ich vor dem Einchecken die Sicherheitskontrolle passierte, piepste und blinkte der Metalldetektor nicht. Trotzdem winkte ein bierbäuchiger Sicherheitsbeamter mit Koteletten mich zu sich: »Ich muss Sie noch mal überprüfen.«
    Grmpf.
    »Würden Sie bitte die Arme ausstrecken?«
    Wütend verweigerte ich jeden Blickkontakt. Die Freude würde ich ihm nicht machen. Ich starrte über seine Schulter und schmollte. Er betastete meine Schultern. Dann meinen Körper von den Achseln bis zu den Füßen.
    Ich war eine Supernova negativer Energie. Aber wozu eigentlich? Als der Sicherheitsbeamte auf halber Höhe seines Tast-Downs angelangt war, dämmerte mir: Ich beschäftige gerade ein Gutteil meiner Gehirnkapazität mit Wut. Aber ist es wirklich so schlimm, dass dieser Typ mich anfasst? Tut er mir weh? Er macht doch nur seinen Job. Und gibt es nicht sogar wissenschaftliche Belege dafür, dass menschliche Berührungen gesundheitsförderlich sind? Bei Depressionen und Bluthochdruck können sie jedenfalls nachweislich helfen.
    Wie wäre es also, wenn ich diese Prozedur einfach als eine Art Gratismassage ansähe? Wie der Sicherheitsbeamte meine Schultern beklopft – das ist doch eigentlich ganz entspannend.
    Wenn er mit etwas Kokos-Massageöl und einer Zitronenduftkerze daherkäme, müsste ich ihm locker 100 Dollar für seine Dienste zahlen.
    Als er fertig war, klopfte er mir freundschaftlich auf den Rücken und bedeutete mir damit, ich könne jetzt gehen.
    »Danke«, sagte ich. Meine behördlich angeordnete Shiatsu-Massage hat meinen Blutdruck zwar wahrscheinlich kaum gesenkt – aber erhöht hat sie ihn auch nicht.
    Memento mori
    Die ultimative Reframing-Strategie besteht vermutlich darin, sich vor Augen zu führen, dass man später oder auch früher ohnehin sterben wird und allein deshalb aufhören sollte, aus jeder Mücke einen Elefanten zu machen. Die Maler der Renaissance waren Meister des Memento mori. Sie zeichneten kleine Totenschädel in eine Ecke ihrer Porträts, um die Porträtierten an ihre Vergänglichkeit zu erinnern.
    Die Philosophie des Memento mori hat mir schon immer gut gefallen. Vor einigen Jahren beschloss ich daher, mir für meinen Laptop einen Memento-mori-Bildschirmschoner zuzulegen. Ich lud mir das Bild eines echten Schädels herunter, ganz weiß und knochig wie die, die mit Vorliebe in Hamlet-Inszenierungen benutzt werden. Immer wenn ich meinen Computer anschaltete, füllte er den Bildschirm und starrte mich aus leeren Augenhöhlen an. Das ging mir irgendwann auf die Nerven; Memento mori war zur Spaßbremse geraten. Und wo steht eigentlich geschrieben, dass das Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit mit Grauen einhergehen muss? Also legte ich mir einen fröhlicheren Schädel zu. Im Internet fand ich einen bunten, freundlich lächelnden Cartoonschädel, der bestimmt von einem bekifften California-Hippie gezeichnet worden war.
    Der neue Schädel hat mich stets wieder zurück auf den Teppich gebracht und mir im Laufe der Jahre gute Dienste erwiesen. Jedenfalls bis vor kurzem. Denn inzwischen hat sich seine Wirkung auf mich ins Gegenteil verkehrt.
    Nehmen wir beispielsweise meinen letzten eigentlich belanglosen Durchdreher: Für Esquire führte ich ein Interview mit Sofia Vergara. Das ist diese wunderschöne kolumbianische Schauspielerin,

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