Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
Minute),
Hunde streicheln (5 Minuten),
Wasserfilterkanne füllen (1 Minute),
Sexuell tätig werden (keine tägliche Aktivität, Dauer ist geheime Verschlusssache, Befehl von Julie),
Schrittzählerangabe ablesen (3 Minuten),
Dankbarkeitsliste schreiben (3 Minuten),
Lichttherapie zur Vermeidung von Winterdepressionen (15 Minuten),
Glas Wein trinken (10 Minuten).
Ständig bin ich auf der Suche nach Mitteln und Wegen, meinem straffen Zeitplan ein paar Minuten abzuringen. Insofern zählt der Tag, an dem ich herausfand, wie man auf dem iPhone Podcasts in zweifacher Geschwindigkeit abspielen kann, zu den bisherigen Höhepunkten meines Lebens. Bei den Podcasts meines Lieblingssenders funktioniert das ganz großartig. Auch den Ganzkörper-Entspannungskurs höre ich mir gern in der doppelten Geschwindigkeit an – »undnunentspannenSiebitteIhreZehenundnunentspannenSiebitteIhreWaden« – obwohl das so wahrscheinlich nicht im Sinne des Erfinders ist.
Aufgrund meines chronischen Zeitmangels war ich völlig begeistert, als ich von einem ziemlich neuen Fitnesstrend erfuhr: dem hyper-effizienten Work-out. Dafür reichen 20 Minuten die Woche. Nicht 20 Minuten am Tag. 20 Minuten die Woche .
Das sind wirklich gute Nachrichten.
An einem Dienstag fahre ich also mit dem Bus zu einem weiteren Fitnesskurs mit einem seltsam geschriebenen Namen: InForm Fitness, der schnellste Work-out im ganzen Land. In einem Gebäude in Midtown Manhattan, das früher einen Frackverleih beherbergte, gehe ich die Treppe hinauf bis zum ersten Stock. Als ich die schwere holzgetäfelte Eingangstür öffne, erblicke ich das ruhigste Fitness-Studio, das ich je erlebt habe. Keine plärrenden Popsongs. Keine verschwitzten lycrabehosten Läufer, die auf surrenden Laufbändern stampfend ins Nirgendwo rennen. Keine scheppernden Hanteln. Das Ganze wirkt eher wie ein Work-out-Ashram.
Im Saal verteilt steht eine Kollektion schnittiger weißer Krafttrainingsgeräte. Drei Kunden trainieren daran. Auf ihren Gesichtern kann ich keinen einzigen Tropfen Schweiß entdecken. Ein grauhaariger Geschäftsmann ist im feinen Herrenhemd an der Schulterpresse zugange; die Krawatte hat er sich über die Schulter geworfen.
Genau das richtige Gym für mich.
Der breitschultrige Besitzer, Adam Zickerman, war früher Vertreter für medizinischen Bedarf und ist seit langem Fitness-Trainer.
Hier eine Kurzfassung seiner Theorie: Wer wirklich in Form kommen und bleiben will, muss bis zum Muskelversagen trainieren. Seine Muskeln bis zum Kollaps treiben, weil das den Muskelaufbau effektiver vorantreibt. Eine mögliche Methode ist das klassische Cardio-Training: Wenn Sie drei Meilen joggen, sind Ihre Muskeln am Ende. Aber erstens bringt das nicht viel, und zweitens ist es mit Risiken verbunden, beispielsweise Knieproblemen. Wie also kann man den Muskelkollaps am besten herbeiführen? Indem man einmal pro Woche in zwei-Minuten-Intervallen sehr langsam sehr schwere Gewichte hebt. So bleibt man in Form, baut Muskeln auf und nimmt ab.
Auf den ersten Blick ein ziemlich abwegiges Konzept. Doch ich will es nicht gleich vom Tisch wischen. In den USA bieten Hunderte Trainer »Super Slow«-Fitnesskurse an, und ihre Thesen werden von einer Handvoll Wissenschaftler bestätigt.
Ich treffe mich mit Adam in seinem Büro. Unter dem wachsamen Blick Albert Einsteins, dessen Foto gerahmt an der Wand hängt, reden wir über Fitness. Adam ist mir auf Anhieb sehr sympathisch, erstens wegen seines Enthusiasmus, und zweitens wegen seiner griffigen Formulierungen – eine Begabung, die Journalisten stets erfreut.
»Aerobic stellt man doch demnächst unter Denkmalschutz«, verkündet er.
Seiner Ansicht nach sind die gängigen Fitness-Prinzipien Unsinn. Sie basieren auf Aberglauben, überkommenen Traditionen und pseudowissenschaftlichen Erkenntnissen – so ähnlich wie die Schöpfungstheorie, nur mit Milchsäure und Elektrolyten.
Einer der schlimmsten Übeltäter unserer Zeit ist laut Adam eine Frau: Jane Fonda. Und zwar nicht wegen ihres Auftritts bei den Vietkong. »Rückblickend kommt man nicht umhin festzustellen, dass Jane Fonda und ihre Jünger Amerikas Kniegelenke auf dem Gewissen haben.« Er lacht, wohl wissend, wie radikal er sich anhört.
Trotzdem zieht er weiter vom Leder: »Warum sich mit sechs bis zwölf Stunden Ausdauertraining quälen, wo sich mit einmal pro Woche 20 Minuten exakt dasselbe Resultat erzielen lässt?«
Die Anhänger des Cardio-Trainings sind seiner Ansicht nach allesamt verbohrte
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