Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
Technikfeinde. »Was die sagen, ist ungefähr dasselbe wie der Glaube, man könne Briefe einzig und allein auf der Schreibmaschine schreiben. So nach dem Motto: ›Damals auf dem College habe ich schließlich auch eine Schreibmaschine benutzt und bin prima damit klargekommen!‹ Klar kann man eine Schreibmaschine benutzen. Aber warum denn , wenn man auch den Computer nehmen kann, verdammt noch mal!?«
1997 eröffnete Adam auf Long Island sein eigenes Fitness-Studio – und kann sich seitdem über ein riesiges Medieninteresse freuen. Er schrieb ein Buch mit dem Titel Power of 10: The Once-A-Week Slow Motion Fitness Revolution , das es bis auf die Bestsellerliste der New York Times schaffte.
Während meines Gesprächs mit Adam wird mir auch klar, warum er so erfolgreich ist: Wer ihn hört und sieht, wird einfach mitgerissen. Er hat das Charisma eines Predigers, wenn er über die »kultische Verehrung des Zitrat-Zyklus« spricht und darüber, dass Ausdauertraining und Aerobic gefährliche freie Radikale produzieren. Er steht hinter seinem Schreibtisch und streckt die Arme in die Luft, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
»Genug doziert für heute«, sagt er eine Stunde später, »jetzt wird trainiert.«
Wir gehen hinüber zum eigentlichen Gym. Ich setze mich an einen Beinstrecker. Dort sind allerdings nicht die üblichen drei Sets à 15 Wiederholungen fällig; ich kann alles in einem Rutsch hinter mich bringen. Ich werde einfach ganz langsam 40 Kilo heben, bis meine Muskeln schlappmachen.
»Zehn Sekunden rauf, zehn Sekunden runter. Dann das Ganze noch mal. Das Ziel ist akutes Muskelversagen. Anderthalb Minuten, und Sie sind wieder raus aus dieser Foltermaschine.«
Mit meinen Sportschuhen drücke ich gegen die Fußplattform.
»Ein bisschen langsamer«, sagt Adam.
Ich verlangsame auf das Bewegungsniveau eines 80-Jährigen. Es ist in etwa das Tempo von Keanu Reeves beim Zeitlupen-Kung-Fu in Matrix .
»Gut so.«
Ich drücke mit aller Kraft gegen die Fußplattform. Normalerweise hilft der Schwung, aber so ganz ohne, machen meine Beine schlapp. Sie können das Gewicht einfach nicht bewältigen. Ich werfe Adam einen Blick zu. »Erwarten Sie jetzt bloß kein Mitleid von mir«, sagt er. Und fügt spöttisch hinzu: »Mami, es tut so weh!«
Es tut aber wirklich weh, Mami. Meine Oberschenkel fühlen sich mittlerweile so an, als hätte ich eine Grippe in Kombination mit einem Acht-Wodka-Martini-Kater. Ich verziehe das Gesicht und drücke weiter. Meine Beine fangen an zu zittern.
Endlich beginnt Adam mit dem Countdown. Fünf-vier-drei-zwei-eins … dann darf ich das Gewicht herunterlassen.
»Gute Leistung«, sagt Adam. Ich habe mich tatsächlich bis zum Muskelversagen verausgabt. »Nur wer versagt, gewinnt«, sagt er.
Ich mache fünf weitere leidensmienenträchtige Übungen, unter anderem für Schulter-, Arm- und Brustmuskulatur. Dann verabschiede ich mich bis zur nächsten Woche von Adam.
Zu Hause brüste ich mich vor Julie damit, genug für die ganze Woche trainiert zu haben. Liebenswürdig empfehle ich ihr, doch auch mal inForm Fitness auszuprobieren, anstatt sich jeden Tag auf dem Crosstrainer abzuquälen.
»Willst du damit sagen, dass meine Trainingsmethode nichts taugt?«
»Na ja, wahrscheinlich bringt sie nicht viel. Auf alle Fälle ist sie schlecht für deine Gelenke.«
Ich habe damit gerechnet, dass sie die Augen verdreht und sich vielleicht bereit erklärt, diesem Super-Slow-Training eine Chance zu geben. Aber nein, sie ist stinksauer. Kritik an Ausdauer-Work-outs ist für sie ein Sakrileg, auf einer Stufe mit abfälligen Bemerkungen über ihre Familie oder über ihre geliebten historischen Schmonzetten.
»Da findest du einen Experten, der von Ausdauertraining abrät – und an dem ziehst du dich prompt hoch!«
Wenn Julie wütend ist, stampft sie mit den Füßen. Als sie aus dem Zimmer rauscht, höre ich die gläserne Tischplatte klirren.
Ich bin dann noch ein paarmal zu Adam gegangen. Doch irgendwann ringe ich mich zu der Erkenntnis durch, dass Julie nicht ganz unrecht hat. Ich muss weiter Ausdauertraining machen.
Und zwar erstens, weil es für Project Health kontraproduktiv wäre, nur einmal pro Woche Sport zu treiben. Es kommt mir vor wie Schummelei. Erst großartig von einer Mount-Everest-Besteigung schwafeln und dann die Seilbahn nehmen, so in der Art. Mir kommt wieder in den Sinn, was Adam antwortete, als ich ihn fragte, warum er nicht Trainer bei The Biggest Loser – Abspecken im
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