Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
Wochen jeden Tag auf der Hundewiese bei uns in der Nähe herumgetrieben. Sie ist etwa halb so groß wie ein Fußballplatz und wird bei jedem Wetter von mindestens mehreren Hunden frequentiert, die einander dort fröhlich im Kreis herumjagen. Ich lungere dort herum, weil es gesund ist, Tiere zu streicheln. Mehrere Studien belegen, dass dadurch sowohl der Blutdruck als auch der Stresspegel gesenkt werden.
Auf einer Bank entdecke ich einen alten Mann. Er sieht aus wie Mitte 70, trägt seinen Yankees Cap tief in die Stirn gezogen und befindet sich in Gesellschaft eines karamellfarbenen Airdale-Terriers, der um ihn herumspringt und zu seinen Füßen schnüffelt. Ich gehe zu den beiden hin.
»Darf ich ihn streicheln?«, frage ich.
Der Mann zuckt mit den Schultern.
»So ein braver Hund«, sage ich und kraule den Hund am Kopf.
»Er heißt Logan«, sagt der Mann.
»Tag, Logan!«
Ich streichele sein Rückenfell.
»Hunde zu streicheln ist gut fürs Herz, wissen Sie«, sage ich. »Es senkt den Blutdruck.«
»Och«, sagt der Mann. »Ich hab ihn jetzt drei Jahre, und letztes Jahr hatte ich eine Operation am offenen Herzen. Habe fünf Stents bekommen.«
»Oh. Das tut mir aber leid.«
Ich weiß nicht, was ich sonst noch sagen soll, also streichele ich einfach den Hund weiter.
»Meinen Sie jetzt etwa, ich hätte ihn nicht oft genug gestreichelt?«, fragt der Mann.
Ich schaue auf. Er lächelt nicht.
»Na ja, stellen Sie sich vor, Sie hätten ihn gar nicht gestreichelt. Dann hätte man Ihnen vielleicht zehn Stents einsetzen müssen.«
»Hmm. Vielleicht.«
Mir ist nicht ganz klar, ob der Mann einfach nur ein scherzhaftes Streitgespräch führen will oder ernsthaft wütend ist. Hinterher hetzt er mir noch Logan auf den Hals. Höchste Zeit, Abschied zu nehmen.
Die Datenlage ist eindeutig: Haustiere sind gut für die Gesundheit. In einer Studie des Mayo Medical Center wiesen Hundebesitzer einen deutlich geringeren Cholesterinwert auf als die hundelose Vergleichsgruppe. Eine Studie des Minnesota Stroke Institute kam zu dem Schluss, dass Katzenbesitzer ein um 30 Prozent geringeres Herzinfarktrisiko haben (allerdings eine um 40 Prozent höhere Anfälligkeit für selbstgebastelte Fotoalben).
Dafür gibt es mehrere denkbare Erklärungen: Berührungen sind stressmindernd, weil sie den Oxytocinspiegel erhöhen. Tierbesitzer sind körperlich aktiver, insbesondere, wenn sie jeden Morgen wohl oder übel an die frische Luft müssen, um den Hund Gassi zu führen. Als Tierbesitzer lernt man schnell andere Tierbesitzer kennen und kann soziale Bande knüpfen, die ebenfalls entscheidend für das Wohlbefinden sind. Und dazu kommen natürlich die ganzen positiven Folgen, die die emotionale Bindung zum Tier selbst hat.
Andererseits hat auch diese Medaille eine Kehrseite: In einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2009 warnen die US -Gesundheitsbehörden, dass Haustiere im Bett Lungenentzündung, Katzenkratzkrankheit, Hirnhautentzündung, Parasitosen und sogar Beulenpest übertragen können.
Nach dem Fiasko mit Logan ließ ich mein Hundestreichelprojekt auslaufen. Außerdem kann ich schließlich nicht ewig bei anderer Leute Haustieren schmarotzen. Unsere Familie braucht ein eigenes Tier. Allerdings hat Julie eine Tierhaarallergie, sodass Hunde und Katzen von vornherein ausscheiden.
Wir entscheiden uns daher für ein fellfreies Haustier. Als ich Jasper fragte, welches er am liebsten hätte, sagte er: ein Chamäleon. Ein Tier, das die Farbe wechseln kann – die Vorstellung fand er toll. Wahrscheinlich dachte er, es sähe ein bisschen so ähnlich aus wie ein Fernseher, der langsam durch die Gegend läuft.
Schließlich einigten wir uns auf ein Genaugenommen-kein-Chamäleon für Anfänger: einen Anolis-Leguan, auch Amerikanisches Chamäleon genannt. Er hat nur zwei Farben auf seiner Palette – grün und braun. Jasper taufte ihn auf den Namen Brownie Greenie Jacobs, Rufname Brownie.
Brownie ist nicht unbedingt das, was man unter einem lebhaften Haustier versteht. Er frisst Heuschrecken und schläft. Es ist unwahrscheinlich, dass Jennifer Aniston und Owen Wilson einen Film mit dem Titel Brownie & ich drehen werden.
Trotzdem hat sich die Anschaffung gelohnt. Jasper macht immer ein so süßes Gesicht, wenn Brownie an seinem Hals hoch- und in seine Haare hineinkrabbelt. In seinem Ausdruck spiegelt sich eine wunderbare Mischung aus Abscheu, Freude und Zärtlichkeit.
Tortur oder Massage – das ist hier die Frage
Oft erwische ich mich dabei, wie
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