Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
Hälften jeweils in zwei Müllsäcke
ein und zerrte sie ebenfalls hinter einen großen Schrank im Kühlraum.
Schwer atmend
rollte Johann den Schlauch aus, der in der hinteren Ecke des Kühlraums angeschlossen
war und spritzte den Boden gründlich ab. Mit einem Schrubber half er letzten Blutresten
nach und spülte alles in den im Boden installierten Abfluss. Die Handschuhe steckte
er in den Beutel mit den Schweinekleinteilen und öffnete endlich wieder die Tür
zum Lager.
»Notarzt!
Notarzt!«, rief er aufgeregt, während er in die Küche rannte. Marko, der Kellner,
kam gerade hereingeschlendert und band sich im Gehen die Schürze um.
»Was? Warum?«,
fragte er und blickte auf.
»Bin grad
in den Tiefkühlraum gekommen«, sagte Johann rasch. »Der Moschik liegt da und rührt
sich nicht. Bewusstlos, vielleicht sogar tot.«
Marko ließ
die Schürze fallen und lief zum Tiefkühlraum, um sich von Moschiks Zustand selbst
zu überzeugen. Nachdem Johann zum zweiten Mal in zwei Tagen den Notruf gewählt hatte,
tigerte er in der Küche auf und ab und kaute auf seinen Fingernägeln.
Marko kam
kopfschüttelnd zurück in die Küche, während draußen die Sirenen der Ambulanz heulten.
»Platz da,
Platz da«, riefen die Sanitäter und stürmten mit einer Trage herein. Der Notarzt
folgte ihnen in gemäßigtem Tempo. Wortlos wies Johann ihnen den Weg zum Tiefkühlraum.
»Gewalteinwirkung?«,
fragte einer der beiden. Johann schüttelte den Kopf. »Fremdverschulden? Verbrechen?«
Der Sanitäter ließ nicht locker. »Bei euch scheint das ja an der Tagesordnung zu
sein.« Er brach in schallendes Gelächter aus.
»Haha«,
sagte Johann.
»Was ist
mit der Polizei?«, fragte einer der beiden. »Kommt die auch?«
Johann versuchte,
so desinteressiert wie möglich mit den Schultern zu zucken. »Ist ja bloß ein Unfall
gewesen«, sagte er.
Der Notarzt
fühlte Moschiks Puls, zog seine Lider hoch und leuchtete ihm mit einer kleinen Lampe
in die Augen. Dann nickte er den Sanitätern knapp zu.
Die beiden
hoben Moschik auf eine Trage und brachten ihn zum Hinterausgang, der Notarzt trottete
hinterher. Johann folgte ihnen und sah, wie sie mit Blaulicht davonfuhren.
»Mann, ist
das spannend«, kommentierte Marko, der hinter Johann nach draußen kam.
»Geht so«,
murmelte Johann und lächelte schwach. Er dachte an die zwei Leichen im hintersten
Teil des Tiefkühlraumes.
*
Amalie Bachmaier dachte an den Tod.
Sie saß auf einem winzigen Stuhl vor dem Schreibtisch, an dem Dr. Petutschnig mit
sorgenvoll zusammengezogenen Augenbrauen ihre Testergebnisse studierte. Die ganze
letzte Woche hatte Amalie auf Schokolade verzichtet, den Zucker hatte sie schon
vor über einem Monat aus ihrem Haushalt verbannt. Trotzdem saß ihr Hausarzt jetzt
dort und schüttelte den Kopf.
»Sie treiben
Raubbau an Ihrem Körper, Frau Bachmaier«, seufzte er. »Wenn Sie nicht bald etwas
an Ihrem Lebensstil ändern, wird das schlimme Folgen haben.« Er lehnte sich in seinem
Sessel zurück und sah sie über die Ränder seiner Brille an.
»Statt Butter
esse ich jetzt Margarine«, sagte Amalie.
Dr. Petutschnig
zog diesmal die Augenbrauen hoch. »Was ist mit Schokoladentorte?«, fragte er.
»Vom Speiseplan
gestrichen.«
»Topfenstrudel?«
Amalie ließ
den Kopf hängen. Sie fühlte sich wie damals, als sie in der Schule beim Schummeln
erwischt worden war. Sie hatte sich für die Mathearbeit einen Spickzettel angefertigt.
Der Direktor hatte einen ähnlich strengen Blick wie der Doktor jetzt.
»Ich war
beim Yoga«, versuchte sie sich zu verteidigen. Sie blickte zur Tür, wo unter einem
kleinen Garderobenständer ihre Sporttasche stand. »Gleich nach der Sprechstunde
gehe ich zum Aerobic«, fügte sie hinzu. So viel Sport wie in den letzten drei Wochen
hatte sie in ihrem ganzen Leben nicht gemacht. »Ich bin auf dem besten Weg, eine
Sportskanone zu werden«, lächelte Amalie schwach.
Ihr Hausarzt
faltete seine Hände vor dem Bauch, erwiderte das Lächeln aber nicht. »Das ist ein
Anfang, Frau Bachmaier«, sagte er. Er beugte sich vor und zog erneut die Augenbrauen
zusammen. »Trinken Sie Alkohol?«
»Höchstens
einmal in der Woche.«
»Das sollte
so bleiben. Und mit dem Rauchen werden Sie mir nicht anfangen.« Er drohte ihr mit
dem Finger. Amalie nickte gehorsam. Ein erster freundlicher Ausdruck stahl sich
auf das Gesicht des Doktors und er schrieb etwas auf einen Rezeptblock. »Davon nehmen
Sie täglich zwei«, fügte er an und reichte ihr den Zettel. »In
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