Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
einem Monat sehen
wir uns wieder.«
Amalie atmete
auf und verließ schleunigst das Sprechzimmer. Im Laufschritt ging sie nach draußen
und machte erst wieder Halt, nachdem sie in sicherer Entfernung von der Praxis an
der nächsten Straßenecke stand. Die Termine bei Dr. Petutschnig waren schlimmer
als eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt. Unter Umständen waren sie sogar schlimmer
als ihre Ehe. Apropos, fiel ihr ein, wo steckte eigentlich Karl? Nicht, dass er
jede Nacht nach Hause kommen würde, aber meist hörte sie ihn spätestens ab acht
Uhr morgens auf dem Sofa schnarchen. Überhaupt war Karl gestern Abend so komisch
gewesen. Stellte erst den Fernseher an, nur um keine fünf Minuten später zu verschwinden.
Sie zog die Mundwinkel nach unten. Dafür würde sie zum Abendessen gedünstete Karotten
servieren, das hatte er davon.
Amalie überquerte
den Kreisverkehr in der Ortsmitte und marschierte zu ihrem Fitnessstudio. Am Anfang
der Villacher Straße, noch in Lendnitz selbst, befand sich das ›Fit 4 You‹, das
seit der Schließung der Schwimmhalle die einzige Möglichkeit zum Sporttreiben anbot.
»Bereit
für intensives Konditionstraining?«, begrüßte die Trainerin sie. Amalie seufzte
und schlich zur Umkleidekabine. Heute war nicht ihr Tag. Erst Doktor Petutschnig,
jetzt Aerobic, alle hatten es auf sie abgesehen. Und wie sie Karl kannte, hatte
der sicher auch eine unangenehme Überraschung auf Lager.
*
Natalie Anzengruber versuchte, ihrem
Boss Martin Ammerschmidt die unangenehme Überraschung schonend beizubringen. Seinem
roten Gesicht nach zu urteilen, war sie dabei nicht besonders erfolgreich.
»Du hast
was getan?«, schrie er.
»Der Typ
war ein Psychopath!«, verteidigte sie sich. »Er hatte Blutflecke auf dem Ärmel.
Und er hat mich dumme Sau genannt. Ich hab Angst bekommen.«
»Und deshalb
hast du ihm die Nachttischlampe über den Schädel gezogen? Dreimal?« Er war wirklich
wütend. Eine fette Ader pulsierte blau auf seiner Schläfe und Natalie kratzte nervös
den Lack von ihren Nägeln. Seitdem sie ihren Kunden in Panik niedergeschlagen hatte,
lag der Mann ohne eine Regung auf den Plüschkissen.
»Er ist
nicht tot«, sagte Natalie kläglich. »Ich hab seinen Puls gefühlt. Und vor einer
Stunde oder so hat er angefangen zu schnarchen. Ich glaube, er schläft einfach nur.«
Hoffnungsvoll sah sie Martin an. Der stieß einen Fluch aus, ließ seinen Kopf in
die Hände sinken und zuckte dann resigniert mit den Schultern.
»Na gut.
Ändern können wir jetzt ohnehin nichts mehr. In welchem Zimmer ist er?«
Zögerlich
zeigte Natalie ihm, wo die Ereignisse der Nacht stattgefunden hatten. Martin öffnete
die Tür und betrat vorsichtig den Raum. Natalie blickte über seine Schulter. Der
Mann auf dem Bett bewegte sich nicht und Martin schlich näher. Er kniete sich neben
das Bett und zog dem Mann die Augenlider hoch. Nicht das kleinste Lebenszeichen.
»Ziemlich
fester Schlaf«, kommentierte Martin und sah Natalie an.
»Meinst
du, wir sollten einen Krankenwagen rufen? Oder die Polizei?« Natalie kaute auf ihrer
Unterlippe. In einem Zimmer mit dem Irren zu sein, jagte ihr Angst ein.
»Nix da.
Keine Bullen in meinem Etablissement.« Martin hatte in der Hinsicht feste Grundsätze.
»Was macht das für einen Eindruck? Da kommt doch kein Kunde mehr hierher. Nein,
keine Polizei.«
»Was machen
wir denn dann?«, fragte Natalie ängstlich. Sie konnten den Mann schließlich nicht
einfach so liegen lassen.
»Vielleicht
haben wir Glück und er erinnert sich an nichts mehr, wenn er aufwacht. So fest,
wie du zugeschlagen hast, ist das sogar ziemlich wahrscheinlich.« Martin fühlte
den Puls des Bewusstlosen. »Oder er wacht gar nicht mehr auf«, bemerkte er und ließ
die Hand fallen.
»Du meinst,
ich habe ihn umgebracht?« Natalie schluckte.
Statt einer
Antwort durchwühlte Martin die Taschen des Mannes. Er holte ein paar Geldscheine
aus der rechten Hosentasche, einen Autoschlüssel aus der linken und schließlich
pfiff er leise durch die Zähne. Er hielt eine Plastiktüte mit weißem Pulver in die
Höhe und grinste Natalie an. »Jackpot.«
»Drogen?«
Nervös trat Natalie von einem Fuß auf den anderen. Martin grinste.
»Ganz genau.
Drogen. Koks, so wie es aussieht. Kokain, Schätzchen. Das Zeug ist verdammt teuer.«
»Du meine
Güte. Kokain. Ich ruf die Polizei. Wer weiß, wen wir hier am Hals haben!«
»Ach, halt
die Klappe mit deiner Polizei. Willst du im Knast landen? Wer hat das Arschloch
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