Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
müssen Sie mir sagen.«
»Sieht ja
ganz schön übel aus«, bemerkte der Forensiker. »Die Kriminaltechniker müssten auch
sofort da sein.«
In dem Moment
quietschten ein paar Reifen und ein weiteres Auto fuhr auf den Hof.
»Wo ist
der Tatort?« Zwei ältere Herren – beide mit dicker Brille – kamen geschäftig zum
Lastwagen gelaufen.
Wortlos
deutete Reichel auf das Durcheinander auf der Ladefläche.
»Hm, hm«,
machte der Forensiker, streifte Handschuhe über und wollte auf die Rampe steigen.
Die Spurensicherung hielt ihn zurück.
»Halt. Wir
brauchen hier noch einen Moment. Geben Sie uns fünf Minuten.«
Der Forensiker
nickte Reichel zu. »Dann kann ich Ihnen schon einmal sagen, was mir auf den ersten
Blick aufgefallen ist.«
»Lassen
Sie mich raten. Eine der Leichen ist zerstückelt?«, witzelte Huber, doch der Forensiker
schenkte ihm keine Beachtung.
»Die Todeszeitpunkte
liegen auseinander. Die Leiche ganz rechts ist noch nicht lange tot.«
»Der Bauer«,
ergänzte der Kommissar.
»Der zerstückelte
Mann ist schon vor ein paar Tagen ermordet worden.«
»Karl Bachmaier,
der Koch«, erklärte Huber. »Dann wird das Schwein ebenfalls schon vor ein paar Tagen
umgebracht worden sein.«
Reichel
nickte. »Ein Serienmörder, der nach und nach die Bewohner Lendnitzens ausrottet.«
Er schüttelte den Kopf. »Nur, was um alles in der Welt hat den Mann veranlasst,
die Leichen in seinem eigenen Lastwagen spazieren zu fahren?«
*
»Weshalb er die Leichen in seinem
eigenen Lastwagen spazieren gefahren hat? Ich hoffe, das wird die Polizei niemals
erfahren«, sagte Johann. Es war Freitagabend und er konnte immer noch nicht glauben,
dass seine albtraumhafte Woche vorbei war.
»Gefälschte
Ausweise, gesuchter Verbrecher. Was für ein Zufall, dass wir uns das richtige Auto
ausgesucht haben«, grinste Elena und fügte hinzu: »Ich wusste doch gleich, dass
da was nicht stimmen kann. Drei Tage im Moulin Rouge. Drei Tage!«
Johann nickte
und schob einen Heuballen vom Auto seiner Mutter. Der Wagen war zwar etwas verbeult,
hatte jedoch keine ernsthaften Schäden davongetragen. Johann sollte so schnell wie
möglich nach Hause fahren. Seine Mutter machte sich bestimmt Sorgen. Und er musste
ihr die frohe Botschaft mitteilen, dass er kein gesuchter Schwerverbrecher auf der
Flucht vor der Justiz war.
»Wenigstens
kann ich jetzt ruhig schlafen. Der Mörder läuft nicht mehr frei auf meinem Anwesen
herum.«
»Außerdem
hast du ja Hildegard.« Ja, das war der einzige Nachteil: Elena schien niemanden
mehr zu brauchen, der sie in der Nacht beschützte. Sie lachte. »Außerdem habe ich
Hildegard«, bestätigte sie. »Gar kein schlechtes Polizeischwein, was meinst du?
Immerhin hat sie den Verbrecher gefasst.«
»Sie hat
einen Preis verdient.«
»Kommst
du uns mal besuchen?«, fragte Elena und strich sich eine Locke hinter das Ohr. »Jetzt,
wo du ein freier Mann bist.«
»Hier? Bei
dir?«
»Auf ein
Stück Kuchen vielleicht?«
Johann wurde
rot. Er nickte schnell und räusperte sich. Sei männlich, ermahnte er sich. »Sicher.
Ich muss jetzt aber los. Meine Mutter wartet.«
»Mach’s
gut.« Elena umarmte ihn. »Danke für alles.« Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange
und trat zurück.
Ein Kuss
auf die Wange.
Johanns
Hand lag immer noch auf der Stelle, die Elena geküsst hatte, als er den Wagen zu
Hause abstellte.
Benommen
schloss er die Haustür auf. »Mama? Ich bin wieder da.«
Er erhielt
keine Antwort.
»Mama?«
In der Küche
fand Johann einen Zettel auf dem Tisch:
›Lieber
Johann,
falls du
früher als ich nach Hause kommen solltest, es ist noch etwas Kartoffelpüree im Kühlschrank.
Ich bin bei Christian. Er ist Staubsauger-Vertreter und wir haben uns gestern im
Supermarkt kennengelernt. Du kannst dir nicht vorstellen …‹
Johann knüllte
den Brief zusammen und schlurfte in sein Zimmer. Bruce Willis sah ihn vorwurfsvoll
an. »Hast ja recht«, sagte Johann zu ihm und ließ sich aufs Bett fallen. Seine Mutter
hatte mehr Sex als er. Seine Mutter!
Wütend schlug
er mit der Hand auf das Kopfkissen.
Bruce Willis
sah ihn weiterhin vorwurfsvoll an und Johann dachte an ›Color of Night‹. Vielleicht
sollte er sich den erotischen Verführer Bruce zum Vorbild nehmen statt den Terroristenjäger?
Schließlich hatte Johann auch ›The Sixth Sense‹ aus seinem persönlichen Filmkatalog
gestrichen. Tote Menschen sehen, herzlichen Dank, die Fähigkeit hatte er selbst.
Johann sah
Bruce in die Augen.
Elena
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