Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
hatte
ihm einen Kuss auf die Wange gegeben. Bruce Willis schien zu grinsen und Johanns
Mundwinkel zuckten. Elena hatte ihn geküsst. Das bedeutete etwas. Oder etwa nicht?
Bruce Willis
nickte. Ganz bestimmt hatte er genickt.
Ja, es bedeutete
etwas. Die Frage war nur, ob Johann es tatsächlich wagen sollte.
Er biss
sich auf die Unterlippe und schielte zu Bruce. ›No risk, no fun‹ war das Motto eines
Helden.
Johann zwinkerte
dem Poster zu, nahm seine Jacke und lief zum Auto. Elena hatte ihn bewundernd angesehen.
Und sie hatte ihn auf ein Stück Kuchen eingeladen. Jetzt war Johann am Zug. Er würde
männlich sein, er würde aufregend sein und dann, ja dann würde er nicht mehr eifersüchtig
auf die Abenteuer seiner Mutter sein müssen. Entschlossen trat Johann aufs Gaspedal
und freute sich auf die kommende Nacht.
*
Hauptkommissar Fritz Reichel freute
sich zumindest über eines: Die verbleibenden 134 Tage würden wie im Flug vergehen.
Gut gelaunt
saß er im Anmeldezimmer des Polizeireviers und füllte Formulare aus. Besser hatte
es gar nicht laufen können. Der Fall war gelöst, vom Bauern würde es keine weiteren
Vermisstenmeldungen geben und Amalie Bachmaier war auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
Es war Ruhe eingekehrt in Lendnitz.
»Ich möchte
mich stellen.« Zitternd und nur mit einem Nachthemd bekleidet kam Harald Moschik
durch die Tür des Präsidiums.
Reichel
sah auf. »Herr Moschik?« Der arme Mann schien völlig durcheinander.
»Ich gestehe
alles. Morde. So viele Morde.« Seine Augen zuckten von links nach rechts und er
knabberte nervös an seinem Daumen.
»Herr Moschik«,
wiederholte Reichel in beruhigendem Tonfall. »Nehmen Sie doch Platz.«
Der Koch
sah sich um, setzte sich, stand wieder auf. »Ich … ich habe … habe jemanden umgebracht?
Ich habe jemanden ermordet? Ja, ganz sicher habe ich jemanden ermordet. Karl Bachmaier
zum Beispiel!« Harald Moschik war sichtlich verwirrt. »Ich möchte gestehen, jawohl,
um meine Schuld zu büßen. Schwere Verbrechen habe ich begangen. Ja. Sehr schwere.
Deshalb müssen Sie mich festnehmen. Ins Gefängnis stecken. Nie wieder herauslassen.«
»Herr Moschik.«
Kommissar Reichel versuchte es erneut mit dem beruhigenden Tonfall. »Ich weiß, dass
Sie niemanden umgebracht haben.«
»Aber Sie
müssen mich festnehmen. Wegsperren. Einschließen.« Immer eindringlicher redete Moschik
auf Reichel ein, bis er sich schließlich quer über den Schreibtisch warf.
»Bitte,
stecken Sie mich ins Gefängnis! Sperren Sie mich ein. Bitte, geben Sie dieser Amalie
Bachmaier nicht die Chance, mich noch einmal in die Finger zu kriegen.« Aus Moschiks
Stimme sprach inzwischen die nackte Panik und er war den Tränen nahe. »Diese Frau,
diese Furie! Herr Kommissar, haben Sie Erbarmen, nehmen Sie mich in Zeugenverwahrung,
in Untersuchungshaft, tun Sie mit mir, was Sie wollen, nur schließen Sie mich zur
Sicherheit ein.«
»Frau Bachmaier?«
Reichel horchte auf.
»Ja«, heulte
Moschik. »Amalie, diese wild gewordene, sexsüchtige Amazone. Sie haben doch keine
Vorstellungen, was ich mitgemacht habe. Entführt hat sie mich, zum Flughafen geschleift.
Sie wollte, dass ich sie nach Venezuela begleite. Lebenslänglich, Herr Kommissar.
Bitte, ich gestehe alles. Aber Sie dürfen mich nicht dieser Irren ausliefern.«
Daher wehte
also der Wind. Reichel wusste nicht, ob er lachen oder Mitleid mit dem Koch haben
sollte.
»Gerade
eben so konnte ich noch fliehen. Ich will nicht zurück! Ich kann nicht.« Bei seinen
letzten Worten sank der Koch in seinem Stuhl zusammen und fing an, zu schluchzen.
»Wie konnten
Sie denn fliehen?«, fragte Reichel neugierig. Das interessierte ihn jetzt doch.
Er hatte Amalie Bachmaiers Pfunde am eigenen Leib erfahren und war ihnen knapp entkommen.
Und er war dienstältester Polizist in Lendnitz. Moschik war nur Koch.
»Ich habe
ihr einen Marsriegel gekauft.« Moschik wischte sich die Tränen ab. »Daraufhin war
sie für einen kurzen Augenblick unaufmerksam und ich konnte fliehen.«
Reichel
nickte anerkennend und beschloss, den armen Mann von seinen Qualen zu erlösen. Er
griff zum Telefon. »Bin ich mit dem Stationszimmer verbunden? Hauptkommissar Reichel
am Apparat, bitte richten Sie Herrn Dr. Weisshaupt aus, ich habe seinen Flüchtling
wieder. Nein, er weiß dann schon Bescheid. Ich werde den Kranken persönlich zurückbringen.
Auf Wiederhören.« Reichel fasste Moschik an der Schulter. »Herr Moschik, ich sage
es nur ungern. Aber Sie leiden an
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