Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
störte der dicke, kleine Mann gerade gewaltig.
»Na, was
ist?«, fragte Reichel genervt, als von Huber keine Antwort mehr kam. Sein Assistent
hatte die Türen zur Ladefläche geöffnet und war im Inneren verschwunden.
»Huber,
was ist denn jetzt? Haben Sie was gefunden, oder nicht?«
»Chef«,
kam Hubers Stimme wacklig und dünn zu ihm herüber. »Ob Sie’s glauben oder nicht,
wir haben den Fall gelöst.«
»Wir haben
was?« Reichel ließ den Schläger nicht aus den Augen. Was redete Huber da wieder?
Von welchem Fall sprach er überhaupt?
»Die Morde
an … Moment, an Karl Bachmaier, dem Chefkoch, an Robert Martin, dem Polizisten,
an Bernhard Moser, dem Bauern, an einem Unbekannten, wahrscheinlich ein Zuhälter,
und an einem weiteren Unbekannten, dem Aussehen nach Lehrer.«
Verblüfft
drehte Reichel sich um und ließ unvorsichtigerweise die Pistole sinken. Der Schläger
nutzte die Sekunde der Unaufmerksamkeit, schlug Reichel die Pistole aus der Hand
und floh.
»Stehen
bleiben!«, schrie Reichel. »Huber, hinterher!«, wies er seinen Assistenten an. Er
selbst konnte die Verfolgung nicht aufnehmen. Der Dicke war zwar nicht sportlich,
dafür ungefähr 20 Jahre jünger.
Der Unbekannte
kam nicht weit. Von irgendwoher wetzte ein quiekendes Schwein heran, kollidierte
mit dem Mann und brachte ihn zu Fall.
»Hildegard!«,
kreischte eine Frauenstimme. Reichel schenkte ihr keine Beachtung. Er schmiss sich
auf den mutmaßlichen Täter, drehte ihm die Hände auf den Rücken und legte ihm Handschellen
an.
»Huber«,
keuchte er, »helfen Sie mir!« Er stemmte sich hoch und übergab seinem Assistenten
die Aufsicht über den mutmaßlichen Mörder. Reichel wollte sich den Lastwagen genauer
ansehen. Tatsächlich, da drin befand sich ein ganzes Massengrab. Fünf Leichen, eine
totes Schwein und mehrere Plastikmüllsäcke. Vorsichtig stieß Reichel einen der Müllsäcke
um. Schweineteile kamen zum Vorschein.
»Wie kann
man nur so krank sein«, murmelte Reichel und zog sein Handy aus der Jackentasche.
»Alle Mann
hierher zum Moserhof«, begrüßte er den Streifenpolizisten, der abhob. »Ausnahmezustand.«
»Aber wir
haben gerade festgestellt, dass Amalie Bachmaier …«
»Lassen
Sie die Bachmaier. Serienmörder haben Vorrang vor Drogen«, schnitt Reichel dem Mann
das Wort ab.
»Serienmörder?«
»Ich sagte
doch gerade, alle Mann hierher!«, explodierte Reichel. »Das Anwesen des Bauern Moser,
aber schnell.«
»Natürlich,
Herr Hauptkommissar, aber …«
»Und informieren
Sie die Spurensicherung und die Forensik.«
»Aber Frau
Bachmaier ist …«
»… für den
Moment gut aufgehoben!«, schrie Reichel und legte den Hörer auf. Diese beiden Deppen
würde er nie wieder zu einer Observierung schicken. Die sollten besser den Verkehr
regeln.
»Sie haben den Unfall beobachtet?«,
fragte Reichel den Lehrling und die junge Frau. Das Mädchen wirkte verstört. Es
weinte und klammerte sich an den Arm des jungen Mannes. Kein Wunder, fand Reichel.
Die beiden hatten in den letzten Minuten ziemlich schlimme Dinge mit ansehen müssen.
»Huber,
nehmen Sie bitte die Personalien auf«, rief Reichel seinem Assistenten zu.
»Ich dachte,
ich sollte den Verbrecher festhalten?«, murrte Huber, entschloss sich dann aber,
den Mann in den Polizeiwagen zu setzen und ihn an die Tür zu ketten.
Reichel
untersuchte indessen den Lkw. Im Führerhäuschen fand er gleich mehrere Personalausweise,
alle mit demselben Passbild, jedoch mit unterschiedlichen Namen. Er pfiff durch
die Zähne. Erich Hirtentaler, Walter Hinrich, Wilfried Müller, Max Schmitten. Sie
hatten einen Profi am Haken.
Mit lautem
Sirenengeheul trafen eine knappe halbe Stunde später die Streifenpolizisten ein,
dicht gefolgt vom Forensiker aus Klagenfurt. Der offizielle Wagen der Streifenpolizisten
schaffte es mit einem geschickten Brems- und Wendemanöver gerade noch, dem Auto
des Hauptkommissars auszuweichen, der Zivilwagen des Forensikers raste genau hinein.
»Autsch«,
sagte Huber, als der Mörder auf dem Rücksitz mit dem Kopf gegen die Scheibe knallte.
»Wir sind
so schnell gekommen, wie Sie gesagt haben, aber der Flug nach Venezuela …«, sagte
der Fahrer des Streifenwagens.
»Nix aber.
Flüge nach Venezuela interessieren mich jetzt nicht. Los, Tatort sichern, Personalien
aufnehmen, Schwein einfangen«, kommandierte Reichel und wandte sich dann an den
Forensiker. Er deutete auf den Lastwagen. »Das ist der Fundort der Leichen. Ob das
gleichzeitig auch der Tatort ist,
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