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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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Blick seines Chefs und beruhigte ihn, indem er meinte, dass der
Strobel nicht mitfahren müsse, weil es nur der Haberl gewesen sei, der sich
wieder einmal über seinen Nachbarn, den Rollinger, beschwert habe. Diesmal,
weil der ihm dauernd den Schnee vor die Einfahrt schaufelte. Deswegen stritten
die zwei Deppen wieder einmal, dass nur so die Fetzen flogen. Dazu musst du wissen,
dass der Haberl und der Rollinger früher einmal dicke Freunde waren.
Sandkastenfreunde, wie der Volksmund so sagt, wenn zwei sich schon aus
frühester Kindheit kennen. Als Nachbarskinder sind sie zusammen aufgewachsen
und zur Schule gegangen. Unzertrennlich sind die Burschen gewesen, die sich so
manchen bösen Streich ausdachten. Bis zu dem Tag, an dem sie sich in die
gleiche Frau verliebten. Da ging das Theater los und hörte nie wieder auf.
Kordula Engel hatte das Weibsbild geheißen. Was für ein Name. Ich meine, es ist
schon manchmal erstaunlich, auf was für Ideen Eltern bei der Namensgebung
kommen. Da findest du alles. Von Stereo über Hannibal bis hin zu Pumuckl. Das
richtet sich oft danach, welche Film- oder Fernsehhelden gerade modern sind
oder welchen Beruf die Eltern haben. Da kommt es zu Auswüchsen, wo du sofort
merkst, dass Mama und Papa sich keine Gedanken darüber gemacht hatten, wieviel
Hohn und Spott sich ihre Sprösslinge Zeit ihres Lebens wegen diesem blöden
Namen würden anhören müssen. Hauptsache, die Eltern finden den Namen süß.
Dagegen ist Kordula zwar eher harmlos, aber ein wirklich großartiger Name ist
es auch nicht. Aber wie dem auch sei. Bei der Kordula kam erschwerend hinzu,
dass der Familienname Engel nicht wirklich zu ihr passte, weil sie alles andere
als ein Engel war. Ein berechnendes, böses Miststück war sie, das den beiden
Superdeppen die Köpfe verdrehte und sie gegeneinander aufbrachte. Abwechselnd
kroch sie einmal beim Haberl und dann wieder beim Rollinger unter die
Bettdecke. Aber nicht, weil sie in beide verliebt war und sich nicht
entscheiden konnte, sondern weil sie herauszufinden versuchte, wer von ihnen
die bessere Partie war. Die Kordula hatte nämlich Zeit ihres Lebens die
Ambition, reich zu heiraten. Wahrscheinlich, weil ihre Eltern von der
materiellen Seite her eher benachteiligt waren, und ihre Mutter sich deswegen
ständig darüber ausließ, dass sie einen Versager geheiratet hatte. Möglich
wär’s. Eine ganze Weile funktionierte ihr Spielchen jedenfalls ganz gut, weil
sie beiden Männern einredete, dass sie unbedingt wolle, dass ihr Verhältnis
vorerst geheim bleibe. Das haben die zwei auch verstanden. Damals waren nämlich
noch andere Zeiten. Da wurde es in der dörflichen Gemeinschaft nicht geduldet,
wenn Mann und Frau miteinander vögelten, ohne zumindest verlobt zu sein. Oh
nein, das hat es nicht gespielt. Da konnte der Ruf einer Frau ganz schön
Schaden nehmen. Weil wenn du als Frau im ganzen Ort als Schlampe oder Hure
bekannt warst, erleichterte das die Suche nach einem Bräutigam nicht
sonderlich. Von daher war also strengste Geheimhaltung angesagt. Und obwohl der
Haberl und der Rollinger beste Freunde waren, haben sich beide eisern an ihr
Schweigeversprechen gehalten und nicht einmal miteinander darüber geredet. Die
lange Geschichte kurz erzählt ist, dass das Spielchen von der Kordula
irgendwann aufflog. Jetzt musst du dir aber vorstellen, dass die beiden Affen
derart in die Frau verbrunzt waren, dass sie sich lieber gegenseitig der Lüge
und der Falschheit bezichtigten, bevor sie auch nur ein schlechtes Wort über
die Kordula verloren oder gar Klartext miteinander geredet hätten. Irre, oder?
So ist es halt gekommen, dass der Haberl eines Tages einen gebrochenen
Mittelhandknochen und der Rollinger einen ausgerenkten Unterkiefer hatte. Ein
sachliches Gespräch war das nicht gerade. Keiner von beiden hatte die Frau
letzten Endes gekriegt, weil sich die Kordula einen fand, der mehr Geld hatte
wie der Haberl und der Rollinger zusammen. Glück brachte ihr das aber keines.
Weil schon bald musste sie feststellen, dass ihr Angetrauter zwar ziemlich
gestopft, aber auch verdammt geizig war. Damit nicht genug, musste die Kordula
auch noch auf seinem Hof arbeiten. Ihr Mann meinte nämlich, dass eine Ehefrau
im Haus eine Magd ersparte. Nun ja, was soll ich dir sagen? Eine glückliche Ehe
war das nicht. Und eine besonders lange auch nicht. Weil eines Tages wurde die
Kordula bei der Feldarbeit von ihrem eigenen Ehemann mit dem Mähdrescher
überfahren. Das war eine ziemliche Sauerei.

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