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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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Das kannst du mir glauben. So etwas
schaut nicht nur unappetitlich aus, sondern ist sicher auch kein besonders
angenehmer Tod. Ob es nun Absicht war oder doch ein Unfall, blieb ein
Geheimnis. Und weil der Haberl und der Rollinger sich eben nie zusammengesetzt
und vernünftig über die Sache mit der Kordula redeten, führten sie nach nunmehr
25 Jahren immer noch einen verbitterten Kampf, der noch schlimmer geworden war,
seit sie pensioniert waren. Weil jetzt war den Herrschaften offensichtlich den
ganzen Tag fad, und sie machten es sich zum Sport, sich gegenseitig wegen jedem
Schmarrn anzuzeigen. Nichts war ihnen zu blöd. Die Post aus dem Briefkasten
stehlen, vor die Haustür pinkeln, die Mülltonne verstecken oder wie eben diese
Schneegeschichte. Oft riefen sie mehrmals pro Woche an. Irgendwie interessant
finde ich allerdings, dass keiner der beiden jemals heiratete. Wahrscheinlich
haben sie das vor lauter Streit um die längst verweste Kordula einfach
vergessen. Wer weiß? Jedenfalls wollte der Berti diesen Blödsinn allein regeln,
und dem Strobel war das sehr recht. Er hatte noch nicht einmal ein schlechtes
Gewissen, als der Berti sich den Autoschlüssel schnappte und alleine in die
Kälte hinausging. Und ehrlich gesagt, musste er das auch nicht haben. Weil so
viel Arbeit machte die Streiterei zwischen den Männern auch wieder nicht.
Normalerweise wäre dieser Einsatz überhaupt nicht notwendig gewesen, weil sich
dieses Drama auf einem Privatgrundstück abspielte, und die Gendarmen dafür gar
nicht zuständig waren. Dass sie trotzdem immer wieder schlichteten, hatte zwei
ganz simple Gründe. Erstens war es im Sinne des Bürgerservice, eine Versöhnung
zwischen den beiden herbeizuführen, weil sie ihren Nachbarn auch ziemlich auf
die Nerven gegangen sind. Und zweitens hätte ansonsten den ganzen Tag das Telefon
geläutet, weil sie einfach keine Ruhe gaben, bis jemand anrückte. Ergo fuhr der
Berti hin, um eine Streitschlichtung zu versuchen, und der Strobel verließ
pünktlich um 18.00 Uhr die Dienststelle.

3
     
    Zwei Stunden später saß der
Strobel dann im Pfarrhaus vor dem offenen Kamin und trank sein erstes Achtel
Wein mit dem Pfarrer Römer. Allerdings war der Gottesmann gar nicht so locker
drauf wie sonst. Das fiel dem Strobel gleich auf, als er zur Haustür hineinkam.
Aber er fragte nicht, was denn eigentlich los war, weil er sich dachte, dass
ihm der Römer schon sagen würde, was ihm auf der Seele lag, wenn er meinte, er
müsste das wissen. Also verliefen die ersten Minuten schweigend. Der Herr
Pfarrer hielt dem Strobel die Zigarrenkiste hin und aktivierte dann den
Plattenspieler. Erst danach setzte er sich seinem Gast gegenüber und fing an zu
reden. Er erzählte, dass er sich Sorgen mache, weil offenbar jemand schon seit
einiger Zeit den Opferstock in der Kirche plünderte. Dabei legte er die Stirn
derart in Falten, dass er fast wie ein Mops aussah. Jetzt kannst du sagen, dass
das keine große Sache ist, wenn einer den Opferstock ausräumt. Und verglichen
mit den Vorfällen heutzutage ist das auch durchaus richtig. Weil heute braucht
es schon viel brutalere Verbrechen, um jemanden darauf aufmerksam werden zu
lassen. Einen bewaffneten Raub oder gar einen Mord. So was lässt sich heute
verkaufen. Aber damals ist das anders gewesen. Niemand wäre normalerweise auf
die Idee gekommen, ausgerechnet in der Kirche etwas zu stehlen. Genau genommen
trauten sich die Leute nicht einmal, beim Besuch der Kirche nichts in den
Opferstock zu werfen. So gesehen war Ausräumen sehr wohl eine schlimme Sache.
Nicht wegen dem Geld, sondern wegen der Respektlosigkeit gegenüber dem Haus des
Herrn. Die Leute auf dem Land waren eben ganz arg katholisch und verstanden bei
solchen Dingen keinen Spaß. Den Pfarrer Römer machte der Vorfall jedenfalls
ganz schön traurig. Das konnte ihm der Strobel ansehen und bot deshalb an, sich
den Tatort gleich anzuschauen. Das lehnte der Herr Pfarrer aber dankend ab. Er
meinte nämlich, dass der Tatort morgen sicher auch noch da und das Geld bis
dahin auch noch immer weg sein würde. Von daher, so fügte er hinzu, könnten sie
jetzt genauso gut sitzen bleiben, ihren Wein trinken, rauchen und Vivaldi
hören. Mit diesen Worten stand er auf und drehte die Musik eine Spur lauter.
Allerdings nicht ohne dem Strobel zu sagen, dass er gleich ›Die vier
Jahreszeiten‹ hören wird. Bis sich musikalisch der Sommer angekündigte, hockten
sie schweigend da und hingen ihren Gedanken nach. Schließlich

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