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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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verklickern, kapituliert hatte. Von daher
war das Letzte, was er auf seiner Suche nach Trost brauchte ein Pfarrer, der
ihm einen Spruch über Gottes Plan auftischte. Der Strobel konnte nämlich nicht
verstehen, warum es Gottes Wille gewesen sein sollte, seine Familie auf so
tragische Weise sterben zu lassen. Was hätte er oder der Rest der Welt daraus
lernen sollen? Noch viel weniger verstand er, woher irgendjemand auf dieser
Welt wissen sollte, was Gottes Wille war und was nicht. Der Pfarrer Römer
unterschied sich von vielen seiner Kollegen dadurch, dass er sich all diese
Gedanken und Zweifel anhörte, ohne ständig auf Gottes Allmacht und seinen
großen Plan hinzuweisen. Auch maßte er sich nie an, den Willen des Schöpfers zu
kennen. Er widmete sich ausschließlich der Frage, wie es dem Strobel ging und
agierte fast wie ein Psychologe. Für den Strobel selber war es Trost und
Therapie zugleich, endlich jemanden gefunden zu haben, der ihm einfach nur
zuhörte. Wie das unter dem Einfluss von Alkohol manchmal so ist, glitten die
Gespräche zu fortgeschrittener Stunde das eine oder andere Mal freilich auch
ins Philosophische ab. Katastrophen, Mord und Totschlag und sonstige Sünden
aller Art. Aber ehrlich gesagt zahlt es sich nicht aus, diese Inhalte
wiederzugeben. Weil wenn die zwei besoffen waren, redeten sie den gleichen Mist
wie alle Besoffenen. Aber wie dem auch sei. Jedenfalls war an diesem Tag
Mittwoch, und der Strobel freute sich sehr auf seinen Herrenabend. Einer der
Vorzüge seines Daseins als Postenkommandant war, dass er seine Dienstzeiten
selbst einteilen konnte und deshalb am nächsten Tag erst am Abend Dienst hatte.
Weil seinen Schlaf brauchte er nach den Herrenabenden immer dringend. Während
der Berti also darauf wartete, dass er vom Tagdienst in den Nachtdienst
wechselte, wartete der Strobel darauf, dass es endlich 18.00 Uhr wurde und er
heimgehen konnte. Im Moment saß er aber sehr bequem, und der Tee schmeckte ihm
auch. So gesehen hielt sich sein Stress schwer in Grenzen. Nebenbei plauderte
er mit dem Berti locker über dieses und jenes. Unter anderem überlegten sie
sich, was sie in den nächsten Tagen mit dem Pfaffi alles machen sollten, damit
der einmal den ganzen Überwachungsrayon kennenlernte. Weil natürlich war der
Gendarmerieposten in Tratschen nicht nur für diesen einen Ort zuständig. Sieben
Orte sind es insgesamt gewesen, die unter der Obhut der drei Herren standen.
Immerhin ein Radius von rund 20 Kilometern. Gar nicht einmal so wenig. Da
musstest du schon ganz schön lange herumfahren, bis du alles gesehen hattest.
Mit einem Auge überflog der Strobel währenddessen die Tageszeitung. Besonders
interessiert hat sie ihn aber nicht. Nur auf Seite sechs hielt er kurz inne und
las zumindest den fett gedruckten Teil des Textes. Da stand nämlich, dass in
Wolfsthal, im Bezirk Bruck an der Leitha, die Leiche einer unbekannten jungen
Frau am Donauufer gefunden worden war. Vermutlich ertrunken. Das interessierte
ihn aber nur, weil er der Meinung war, dass man als Gendarm wissen sollte, was
im eigenen Bundesland so passiert. Geografisch gesehen hätte es ihm relativ
egal sein können. Du musst nämlich wissen, dass Wolfsthal ziemlich weit von
Tratschen entfernt war. Und wenn man es anatomisch ausdrücken und Tratschen als
rechte Arschbacke von Niederösterreich bezeichnen möchte, dann ist Wolfsthal
die linke. Ziemlich in der Mitte liegt Wien. Neben dem Text war das Bild einer
jungen und auffallend hübschen Frau abgedruckt. ›Wer kennt diese Frau?‹, stand
darunter und dass man Hinweise an die nächstgelegene Gendarmeriedienststelle
geben solle. Der Strobel fand es tragisch, dass jemand so jung sterben musste
und wurde gleich wieder ein bisschen traurig. Der Berti sagte irgendwas, das
der Strobel aber nicht verstand. Bevor er nachfragen konnte, läutete das
Telefon. Beide waren für einen Augenblick so überrascht, dass sie den Apparat
ein paar Sekunden lang anschauten, ohne sich zu rühren. Schließlich hob der
Berti ab. Viel redete er allerdings nicht. Ab und zu ein ›Hm ‹,
manchmal ein ›Aha ‹. Erst am Ende des Gespräches sagte er einen ganzen Satz, der den
Strobel, in Anbetracht der Uhrzeit, nicht zu Freudensprüngen motivierte.
    »Wir
kommen vorbei«, sagte der Berti nämlich. Da wurde der Strobel schlagartig
aufmerksam, weil er seinen Dienstschluss gefährdet sah. So ist es nämlich, wenn
du nichts zu tun hast. Da ist dir bald einmal was zu viel. Der Berti sah den
fragenden

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