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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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unnötig enttäuscht hatte. Bevor er sagen konnte, dass er wieder
nach Hollabrunn fahren wollte, läutete das Telefon und der Strobel hob ganz
automatisch ab. Ein Herr Röderer vom Bestattungsunternehmen war am Apparat. Er
erzählte, dass er gerade dabei gewesen sei, den Leichnam vom Fellner ein
bisschen herzurichten und ihm dabei etwas aufgefallen sei, dass sich die
Gendarmen seiner Meinung nach unbedingt anschauen sollten. Trotz Nachfrage vom
Strobel wollte der Röderer aber nichts Genaues sagen. Leicht genervt von dieser
Geheimniskrämerei gab der Strobel nach und kündigte an, dass in der nächsten
Stunde jemand vorbei kommen würde. Dann legte er auf. Kurz dachte er darüber
nach, den Berti hinzuschicken, entschied sich dann aber doch anders. Weil wenn
er schon einmal da war, konnte er genauso gut selbst zum Leichenbestatter
fahren. Dem Berti trug er auf, in der Zwischenzeit die Aussage der Fürnkranz
Marie aufzunehmen. Außerdem sagte er ihm, dass er noch mit ihm darüber reden
müsse, warum er den Pfaffi so lange allein gelassen hatte. Der Berti nickte
schuldbewusst und wollte zu einer Rechtfertigung ansetzten, die der Strobel
jetzt aber nicht hören wollte und mit einer entschiedenen Handbewegung
abwürgte. Geknickt zog der Berti von dannen. Eine knappe Stunde später traf der
Strobel beim Leichenbestatter ein. Der Röderer war ein ziemlich kleiner und
unheimlich dicker Mann mit sehr viel Gesicht. Nicht ein einziges Haar hatte der
Mann auf seinem riesigen Schädel, der den Strobel an eine Bowlingkugel
erinnerte. Vielleicht kam die Glatze von den Chemikalien, nach denen er roch. Das
wusste aber keiner. Dem Strobel blieb bei dem stechenden Geruch jedenfalls fast
die Luft weg. Nur sehr zögerlich schüttelte er die ihm entgegen gestreckte
Hand. Darauf bedacht, dem Röderer nur ja nicht näher zu kommen als unbedingt
nötig, fragte er ihn, was er denn entdeckt zu haben glaubte. Wieder gab der
Mann keine richtige Antwort, sondern meinte, der Strobel solle sich das lieber
selber anschauen. Und das tat der dann auch. Obwohl er am Anfang nicht recht
wusste, was genau er sich eigentlich an der nackten Männerleiche auf dem Tisch
anschauen sollte. Zudem spürte er schon wieder dieses Ziehen in der
Magengegend, das er immer bekam, wenn er tote Menschen sah. Und jetzt war er
dichter dran als jemals zuvor. Trotzdem versuchte er sein Unwohlsein zu unterdrücken
und sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Der Röderer hüllte sich in
Schweigen und wartete scheinbar gespannt darauf, was für Entdeckungen der
Strobel machen würde. Dem fiel auf den ersten Blick aber nur auf, dass der
Fellner spindeldürr und ziemlich behaart war. Viel mehr brachte auch der zweite
Blick nicht. Schließlich bekam der Leichenkosmetiker mit, dass der Gendarm
nicht sah, was er gesehen hatte und entschloss sich, zumindest einen Hinweis
darauf zu geben, wo der Strobel suchen sollte.
    »Der
Hals, Herr Inspektor«, sagte er. »Den Hals müssen S’ Ihnen anschauen!«
    Kurz
überlegte sich der Strobel, ob er einen Kommentar zu den Deutschkenntnissen vom
Röderer abgeben sollte, entschied sich dann aber dagegen und starrte lieber auf
den Hals vom Fellner. Und siehst du, da sah er auf einmal doch etwas. Und zwar
etwas, das ihm schlagartig den Schweiß ins Gesicht trieb. Strangfurchen
nämlich. Jetzt kannst du natürlich sagen, dass Strangfurchen ganz normal sind,
wenn einer sich aufhängt, weil das Seil eben deutliche Spuren am Hals
hinterlässt. Und natürlich hast du damit völlig recht. Nur im Fall vom Fellner
war es nicht nur eine Furche. Genau gesagt waren es zwei! Und zwei
Strangfurchen waren nun einmal nicht normal. Weil warum hätte sich so ein
Selbstmörder wohl öfter als ein Mal aufhängen sollen? Was dem Strobel besonders
ins Auge sprang, war, dass die Strangfurchen völlig unterschiedlich aussahen.
Eine verlief schräg nach oben bis hinter die Ohren. Ganz, wie es sich für eine
Strangfurche, die vom Erhängen kam, gehörte. Die andere aber war etwas dünner
und verlief relativ gerade vom Kehlkopf nach hinten ins Genick. Dem Strobel war
sofort klar, dass diese Verletzung sicher nicht durch das Erhängen entstanden
sein konnte. Da hätte der Fellner nämlich die Fähigkeit haben müssen zu
fliegen, wenn er sich hätte horizontal aufhängen wollen. Um ganz sicher zu
gehen, beugte sich der Strobel noch tiefer über die Leiche und nahm den Hals
noch einmal ganz genau unter die Lupe. Am Ergebnis änderte das aber nichts mehr.
Besonders viel

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