Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
Vom Netzwerk:
er
auch gar nicht, was er hätte sagen können, um sein Fehlverhalten zumindest ein
kleines bisschen zu beschönigen. Daher sagte er einfach gar nichts, sondern
nickte nur. Der Strobel wiederum fand es gut, dass der Berti keine Ausreden
suchte, und beruhigte sich langsam aber sicher wieder. Am Fundort angekommen,
sah sich der Strobel in Ruhe um und ging im Kopf einige Fragen durch. Ganz
Profi, holte er sein Notizbuch hervor und schrieb Fragen auf. Weil vergessen
durfte er jetzt nicht auch noch etwas. Zu allererst war da die Frage, wo das
Seil abgeblieben war, mit dem der Fellner auf den Baum geknüpft worden war.
Eine wichtige Frage, weil das Seil immerhin die Tatwaffe und somit Beweismittel
war. Die zweite brennende Frage war, wie der oder die Täter den Fellner in den
Wald gebracht hatten. Getragen hatten sie ihn wohl kaum. Zumindest wäre es
sicher jemanden aufgefallen, wenn da einer mit einer Leiche auf der Schulter
durch die Gegend gelatscht wäre. Also musste es ein Transportmittel gegeben
haben. Ein Auto war da sehr naheliegend. Diesem Gedanken folgend inspizierte
der Strobel den Boden in der Nähe des Baumes genauer. Ein ziemlich nutzloses
Unterfangen, weil da jede Menge Reifenspuren waren. Immerhin waren vom Arzt
über den Pfaffi bis hin zum Bestatter alle mit Autos gekommen. So gesehen war
die Reifenspur vom Täter quasi im Sande verlaufen. Oder besser gesagt im
Matsch. Jetzt hast du sicher bemerkt, dass der Strobel automatisch davon
ausgegangen ist, dass der Fellner woanders ermordet worden war. Nur logisch
also, dass die nächste Frage die er notierte, die nach dem eigentlichen Tatort
gewesen ist. Danach kam die Frage nach dem Warum. Weil das Motiv ist bei einem
Mord natürlich immer wichtig. Das weiß ja jeder. Lernt man schließlich im
Fernsehen. Kennst du das Motiv, hast du auch den Mörder oder so. Langsam aber
sicher wurde es dunkel und folgerichtig konnte er nicht mehr viel sehen. Also
gab er dem Berti ein Zeichen, und sie gingen zum Auto zurück. Dort kritzelte
der Strobel dann die vorerst letzten Fragen in sein Büchlein. Nämlich, woher
der Fellner plötzlich so viel Geld gehabt hatte, was genau er im ›Hexenwinkel‹
wohl gearbeitet und wer ihn wohl zuletzt gesehen hatte. Zu guter Letzt schrieb
er sich noch ein paar Namen von Personen auf, mit denen er am nächsten Tag
unbedingt reden wollte. Natürlich mit der Familie Fellner, mit der Wenger
Traude und mit dem Pfaffi. Vom Pfaffi musste er nämlich unbedingt wissen, wo
das blöde Seil abgeblieben war. Jetzt kannst du natürlich sagen, dass er das
den Berti auch hätte fragen können. Aber der war nicht am Fundort und konnte
das deswegen nicht wissen. Nur um irgendwas mit seinem Kollegen zu reden,
wollte er aber auch nichts sagen. Weil Strafe muss sein, dachte sich der
Strobel. Immerhin hatte es einen Mord gegeben, den man dem Bezirkskommando
sofort hätte melden müssen. Jetzt waren Probleme mit dem Major Schuch
vorprogrammiert. Genau genommen hätte der Strobel sogar jetzt noch anrufen und
das Verbrechen melden müssen. Tat er aber nicht, weil es ohnehin schon zu spät
war, und er damit genauso gut bis zum Montag warten konnte. Wenigstens gewann
er so ein wenig Zeit, um sich zu überlegen, was genau er sagen sollte. Trotz all
dem Ärger wollte er seinen beiden Kollegen natürlich nicht schaden. Seinen
Vorgesetzten wollte er aber auch nicht belügen. Deswegen beschloss er, erst am
nächsten Tag anzurufen. Eventuell würde ihm ja bis dahin noch eine Lösung
einfallen, die irgendwo in der Mitte lag. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es
schon zu spät war, um noch einmal zur Frau Doktor nach Hollabrunn zu fahren,
weil er dann keinen Bus mehr nach Tratschen bekommen würde. Daher blieb ihm
nichts anderes übrig als sie anzurufen und ihr zu sagen, dass er ihr das Auto
ein anderes Mal zurückbringen würde. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, die
Gutmütigkeit der Frau auf diese Weise zu missbrauchen. Aber eine andere Wahl
hatte er eben nicht. Weil Frauen aber so sind wie sie eben sind, verlief das Telefonat
natürlich nicht so, wie der Strobel insgeheim gehofft hatte. Nicht, dass du
jetzt glaubst die Frau Doktor hat dem Strobel ein Theater wegen dem Auto
gemacht. Überhaupt nicht. Im Gegenteil. Sie sagte, dass er sich keinen Stress
machen brauche und das Auto auch bis zum nächsten Wochenende behalten könne. So
weit der angenehme Teil. Ein schlechtes Gewissen bekam der Strobel wegen dem,
was sie danach sagte. Sie erklärte nämlich, dass es ihr sehr

Weitere Kostenlose Bücher