Saukalt
leid getan habe,
dass ihr gemeinsames Wochenende auf diese Art und Weise verkürzt worden sei und
dass sie hoffe, ihn bald wiedersehen zu können. Dabei schaffte sie es, so
zerknirscht zu klingen, dass dem Strobel das Herz schwer wurde. Zwar nahm die
Frau Doktor seine darauffolgende Entschuldigung zur Kenntnis, weil ja immerhin
ein Mord passiert war, weniger traurig war sie deswegen aber nicht. Die Frau
Doktor traurig, also auch der Strobel traurig. Eine Kettenreaktion quasi. Als
er den Posten schließlich verließ, war er ziemlich niedergeschlagen und wollte
nicht nach Hause gehen. Ins Wirtshaus wollte er aber auch nicht. So ist es halt
an diesem Sonntag gekommen, dass er noch beim Pfarrer Römer vorbeischaute und
einen zusätzlichen Herrenabend einschob. Den Herrn Pfarrer freute das
offensichtlich sehr und er zauberte rasch eine Flasche Rotwein hervor. Beim
ersten Glas redete sich der Strobel noch seinen Frust wegen dem verpatzten
Wochenende von der Seele und musste sich vom Römer anhören, dass er ein
Hornochse war, weil er überhaupt nicht kapiert hatte, dass ihm seine Angebetete
das Auto nur geborgt hatte, weil sie wollte, dass er gleich wieder zurückkommt.
Bei diesen Worten ist im Hirn vom Strobel ein ganzer Kronleuchter angegangen.
Jetzt verstand er, warum die Frau Doktor am Telefon ein bisschen komisch
gewesen war. Da hat er sich ganz schön über sich selbst geärgert. Weil so
begriffsstutzig war er sonst nicht. Dass er einen beziehungslosen Priester
gebraucht hatte, um zu begreifen wie der Hase lief, war ihm fast ein bisschen
peinlich. Beim zweiten Glas erzählte er dem neugierigen Pfarrer alles, was er
über den Mord am Fellner wusste. Viel war das aber nicht. Zwischen dem dritten
und dem siebenten Achtel stellten die beiden Männer verschiedene Theorien zum
Mord auf, die allesamt nicht sonderlich ausgefeilt waren, und ab dem vollen
Liter lallte der Strobel nur noch, weil er zum einen kein Abendessen gehabt und
zum anderen viel zu schnell getrunken hatte. Zu seiner Verteidigung muss
allerdings gesagt werden, dass ein Liter Rotwein wahrscheinlich gar manchen
Zecher von den Socken hauen würde. Aber wie dem auch sei. Die lange Geschichte
kurz erzählt ist, dass der Strobel an diesem Abend überhaupt nicht mehr
heimging, sondern im Pfarrhaus nächtigte. Friedlich schlief er in seinem
Ohrensessel ein. Hochwürden, der selber auch ziemlich illuminiert war,
versuchte erst gar nicht den Ordnungshüter zu wecken und ging auch zu Bett.
10
Vielleicht kennst du das ja,
wenn du aufwachst und sich deine Zunge wie ein rauer, trockener Schwamm
anfühlt, weil du keinen Tropfen Speichel mehr im Mund hast. Ein ziemlich
unangenehmes Gefühl, das übermäßiger Alkoholgenuss schon einmal auslösen kann.
Ich meine, natürlich hat das auch Vorteile, weil du während dem Schlafen nicht
sabbern kannst und dir somit nasse Flecken am Kopfkissen oder auf der Kleidung
erspart bleiben. Aber wahrscheinlich ist das der einzig positive Aspekt an der
Sache. Bei den Kopfschmerzen, die nach so einem Saufgelage oft auftreten,
verhält sich das ganz anders. Denen ist selten etwas Gutes abzugewinnen. Schon
gar nicht wenn du feststellst, dass du seit einer halben Stunde bei der Arbeit
sein solltest. Das kann dir die Laune nachhaltig verderben. So und nicht anders
war es auch beim Strobel, als er aufwachte. Erschwerend war, dass sein Genick
derartig wehtat, dass er den Kopf nicht drehen konnte, ohne vor Schmerzen
stöhnen zu müssen. Zu dem schwammartigen Gefühl in seinem Mund kam ein
Geschmack, den näher zu definieren ich dir ersparen möchte. Es sei nur gesagt,
dass er etwas mit Klo zu tun hatte. Kurz gesagt, fühlte sich der gute Mann
elend. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass der Raum vom Duft frischen
Kaffees erfüllt war. Ein paar Minuten dauerte es, bis sich der Strobel aus dem
Ohrensessel erheben konnte. Dabei sah er aus wie ein zumindest 90jähriger
Kriegsinvalide. Genauso fühlte er sich auch. In der Küche hörte er jemanden
hantieren, der nebenbei ein fröhliches Liedchen pfiff. Und obwohl es an sich
ein schönes Lied war, nervte es den verkaterten Gendarmen. Mit nach vorne
gebeugtem Oberkörper und schlurfenden Schritten bewegte er sich in Richtung
Küche. Dort war der Pfarrer Römer offensichtlich damit beschäftigt, Frühstück
zu machen. Dabei legte er eine derart gute Laune an den Tag, dass der Strobel
gleich noch viel grantiger wurde. Weil so konnte es aus seiner Sicht nicht
sein, dass er litt wie ein Hund
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