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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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war, wusste
auch der Berti. Deshalb konnte ein bisschen Rücksichtnahme auf die weiblichen
Gefühle sicher nicht schaden. Aber siehst du, da machte der Strobel einmal mehr
einen gewaltigen Denkfehler. Weil so einfach ist es halt einmal nicht, Frauen
glücklich zu machen. Während der Strobel innerlich sehr zufrieden war, weil er
die Kurve im letzten Moment gar so gut gekriegt hatte, war die gute Frau Doktor
trotzdem verstimmt. Immerhin, so dachte sie, hatte sie sich eine ganze Woche
lang auf dieses Wochenende gefreut und konnte nicht verstehen, warum der Herr
Bezirksinspektor glaubte, dass ohne ihn in Tratschen gar nichts ging. Ich
meine, nicht dass du jetzt denkst, es hätte ihr an Mitleid für den Fellner
Fritz gefehlt oder so. Gar nicht. Sie hatte den Mann ja auch gekannt, weil er
schon öfter vor der Richterbank gestanden hatte. Möglicherweise war die
deswegen insgeheim der Meinung, dass der Fritz kein besonders großer Verlust
für die Gesellschaft war. Wer weiß das schon? Gesagt hat sie so was aber
natürlich nicht. Genauso wenig wie sie an diesem Abend sonst irgendwas sagte.
Die Frau Doktor übte sich im stillen Protest. Nachdem sie eine Weile hartnäckig
geschwiegen und ihm die kalte Schulter gezeigt hatte, gab der Strobel den
Versuch, die Konversation noch einmal in Gang zu bringen, auf. Angesichts einer
solchen Ungerechtigkeit schmollte er viel lieber. Weil immerhin hatte er sein
Bedürfnis, sich sofort auf den Weg zu machen, der Frau Doktor zuliebe
unterdrückt, und sie wusste das offensichtlich nicht zu schätzen. Der Strobel,
jetzt ganz beleidigte Leberwurst, dachte sich, dass er genauso gut hätte fahren
können, wenn die Frau nicht mit ihm redete, weil es sowieso keinen Unterschied
machte. Und so ist es halt gekommen, wie es in Partnerschaften öfter einmal
kommt. Anstatt die gemeinsamen Stunden, die ihnen noch blieben, sinnvoll zu
nutzen, haben sie sich gegenseitig angesponnen, die zwei Deppen. Aber so ist
das halt mit den lieben Liebenden. Wenn erst einmal die Gefühle regieren,
bleibt das Hirn oft auf der Strecke. Doktortitel hin und Postenkommandant her.
Da verhalten sich intelligente Erwachsene schon einmal gerne wie kleine,
trotzige Kinder. Erhobenen Hauptes und ohne den Strobel eines Blickes zu
würdigen rauschte die Frau Doktor schließlich ins Badezimmer. Der Gendarm für
seinen Teil nützte die dadurch gewonnene Freizeit dazu, auf der Couch zu hocken
und ganz intensiv seine Fingernägel zu betrachten. Schließlich musste auch das
einmal erledigt werden. Einmal mehr fiel ihm dabei auf, dass er ziemliche
Wurstfinger hatte. Den weiteren Verlauf des Abends beschrieb der Strobel später
einmal mit einem Spruch, den er auf einem Kalender gelesen hatte: ›Kein Verkehr
im Schlafzimmer und trotzdem dicke Luft!‹ Am Sonntag in der Früh kamen sich die
beiden Turteltäubchen jedenfalls ziemlich blöd vor. Weil natürlich war ihnen da
klar, dass sie sich idiotisch verhalten hatten. Also verlief das gemeinsame
Frühstück in mehreren Phasen. Zuerst das schlechte Gewissen. Dann die zaghafte
Annäherung und schließlich die Versöhnung. Ich will da gar nicht so genau
darauf eingehen. Weil so ein kleines bisschen Privatsphäre sollte man den
beiden schließlich lassen. Auf jeden Fall brachte die Frau Doktor den Strobel
mit ihrer Art der Entschuldigung fast ein bisschen in Verlegenheit. Weil als
Zeichen ihres guten Willens bot sie ihm an, mit ihrem Auto zu fahren. Eine
Situation, in der der Strobel erneut bewies, dass er kein Frauenversteher war.
Er lehnte nämlich dankend ab und wunderte sich sogleich über das enttäuschte
Gesicht seiner Herzdame. Verzweifelt, weil er nicht draufkam, was er falsch
gemacht hatte, kam er auf die fatale Idee, sich erklären zu wollen. Dass er das
ganz lieb gefunden habe und dass es ja auch ganz praktisch für ihn gewesen
wäre, weil er dann schneller sei und nicht mit dem Bus fahren müsse, sagte er.
Bis zu diesem Punkt war seine Rede noch ganz in Ordnung. Aber als er dann
meinte, dass er das nicht wolle, weil die Frau Doktor dann die ganze nächste
Woche ohne Auto dastehe, setzte er sich so richtig in die Nesseln. Weil auf die
Idee, dass sie gehofft haben könnte, dass er wieder zurückkam, sobald er alles
erledigt hatte, kam der Dodel nicht. Jetzt fragst du dich vielleicht, warum die
Frau nicht gleich gesagt hat, was sie eigentlich meinte. Und siehst du, das ist
eine verdammt gute Frage. Ich persönlich glaube ja, dass es an der
unterschiedlichen Gehirnaktivität liegt,

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